Kroos wird Bayerns "10"

Die Leihgabe kehrt definitiv zurück, trifft heute schon van Gaal. Der Trainer macht ihn zum Spielmacher. AZ erklärt die neue Taktik
LEVERKUSEN Zwei Heimspiele hat Toni Kroos noch in der BayArena. Dann geht er. Da gibt es seit Samstag endgültig kein Zurück beim Zurück. Die 18-monatige Lehrzeit bei Bayer Leverkusen ist beendet. Der 20-Jährige ist ab 1. Juli wieder an der Säbener Straße, sein Vertrag beim FC Bayern läuft bis 2012. „Da sind die Würfel gefallen“, sagte Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger nach einem Mittagessen beider Vereinsbosse. Bayer-Sportchef Rudi Völler erklärte: „Das wurde in aller Freundschaft bestätigt. Von diesem Deal haben ja alle profitiert.“
Beinahe hätte der Ausleih-Lehrling dem künftigen (Wieder-) Arbeitgeber eine Niederlage beschert, bei seiner späten Chance zum Siegtreffer rutschte ihm der Ball über den rechten Spann. Die Vorbereitung des Ausgleichs durch Abstauber Vidal – Kroos’ sehenswerter Freistoß an den Pfosten – hatte die Bayern zwei Punkte gekostet und keinen Zweifel an der Qualität des Jungnationalspielers gelassen.
„Es hat Spaß gemacht, gegen die Bayern zu spielen. Es kann aber auch Spaß machen, mit ihnen zu spielen“, sagte Kroos. Am Montag fliegt er nach München, um sich mit Bayern-Trainer Louis van Gaal zu treffen. Kroos: „Ich möchte wissen, wie er mich sieht, welche Planungen er hat.“
Die Öffentlichkeit weiß es schon. „Ich sehe ihn mehr als Nummer zehn als auf der linken Bahn“, verriet van Gaal am Samstag. Das heißt: Der Holländer plant für Kroos um. Die Raute mit einem Spielmacher hinter den Spitzen hatte van Gaal letzten Sommer als ideale Spielform auserkoren, er wollte Franck Ribéry zum Zehner machen. Das Problem: Ribéry, ein Liebhaber der Außenbahn, wollte nicht. Wie Arjen Robben, das rechte Flügelflitzer-Pendant.
Und nun? Kroos soll Stammspieler werden, sagte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer: „Van Gaal will ihn haben. Wenn er ihn braucht, muss er ihn auch spielen lassen. Das macht sonst keinen Sinn.“ Zusätzlich wollen die Bayern unbedingt mit Ribéry über 2011 hinaus verlängern, Karl-Heinz Rummenigge zur „WamS“: „Ich bin optimistisch, dass wir eine Lösung in unserem Sinne finden werden.“
Doch welche Lösung für die Offensive findet dann van Gaal? Die AZ zeigt vier Aufstellungen mit vier unterschiedlichen Varianten.
Variante 1, die momentane Stammelf, ein 4-4-1-1-System: Butt - Lahm, Demichelis, van Buyten, Badstuber - van Bommel, Schweinsteiger, Robben, Ribéry - Müller - Olic (Gomez)
Mit dieser Formation ist Bayern derzeit auf Triple-Kurs. Die Königspersonalie von Trainer van Gaal war es, Schweinsteiger vom Außenspieler zum defensiven Mann an van Bommels Seite zu machen.
Variante 2, mit Kroos als Raute im 4-4-2: Butt - Lahm, Demichelis, van Buyten, Badstuber - Schweinsteiger (oder van Bommel), Robben, Ribéry, Kroos - Olic, Gomez
Lässt van Gaal ab 2010/11 mit einer Raute agieren, könnte er zugunsten des Spielmachers Kroos auf einen der Sechser (van Bommel/Schweinsteiger) verzichten. Vorne spielt ein Stürmerpärchen.
Variante 3, mit Kroos und Ribéry als 4-4-1-1: Butt - Lahm, Demichelis, van Buyten, Badstuber - van Bommel, Schweinsteiger, Robben, Ribéry - Kroos - Gomez (Olic)
Bleibt Ribéry ein viertes Jahr in München, hat van Gaal ein Überangebot an offensiven Spielern. Opfer wären die Saisonentdeckung Müller und eine der Spitzen Olic oder Gomez.
Variante 4, mit Kroos ohne Ribéry als 4-4-1-1: Butt - Lahm, Demichelis, van Buyten, Badstuber - van Bommel, Schweinsteiger, Robben, Olic (Müller) - Kroos - Gomez
Verlässt der Franzose die Bayern doch vorzeitig, könnten ihn Olic oder Müller - beides wurde diese Saison schon geprobt – auf der linken Außenbahn ersetzen. Kroos würde eine Spitze unterstützen.
Patrick Strasser