Kritik an Pep-Taktik: „Abenteuerlich“
Barcelona - Die ganze Nacht über lief die Barça-Show im spanischen Fernsehen weiter. Mit Messi, dem Weltwunder. Die Tore des Halbfinals in Dauerschleife: Messi. Messi. Neymar. Fast auf jedem Kanal. Auf „Esport 3“, einem katalanischen Sender, widmete man sich einem der Gedemütigten des Abends: Pep Guardiola.
Dem verlorenen Sohn, der zurück kam in seine Heimat, um am Ende nur einige Herzen zu gewinnen – und schlimmer: Mitleid. Verloren hat er 0:3. Mehr noch: Ein Stück seiner Aura. Ansehen und Image sind nicht der Kategorie unfehlbar zuzuordnen wie noch 2012, als er sein Barça nach vier Jahren und rekordmäßigen 14 Titeln sich selbst überlassen hatte.
Das ganze Spiel über war eine Kamera auf die Trainer gerichtet, um all die Emotionen und Aktionen von Guardiola und Barça-Coach Luis Enrique einzufangen. Zwischen Depression und Euphorie. Es wurde Peps bitterste Pleite. Ähnlich niederschmetternd wie das 0:4 beim Halbfinal-Aus der letzten Saison gegen den ewigen Barcelona-Rivalen Real Madrid, der Schmerz über den Abend dieses 6. Mai 2015 dürfte jedoch intensiver sein.
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Seine Rückkehr wurde zum wahren Albtraum. Seiner neuen Bayern-Familie zeigte er bei der 21-stündigen Stippvisite am Mittelmeer, wo er früher seine Kinder jeden Morgen vor dem Training in die Schule gebracht hat. Nur fünf Minuten vom Stadion „Camp Nou“ entfernt. Dort besichtigte er mit Sportvorstand Matthias Sammer das Trainer-Büro, das er vier Jahre benutzte, und die gerahmten Bilder aller Barça-Triumphe. Mit Pep als einem der Hauptdarsteller.
Nun ist er endgültig Geschichte. Und sagte nach dem 0:3 kleinlaut: „Ich bin sehr stolz auf meine Spieler, aber das Talent von Messi hat einfach den Unterschied gemacht. Am Ende haben wir ein bisschen das Gleichgewicht verloren. Barça ist ein super Team, und wir haben eben einige Probleme.“ Aber hallo.
Seine Idee, eine Dreierkette (Benatia, Boateng, Rafinha) dem Wundersturm Messi-Neymar-Suarez entgegenzustellen, verwarf er nach einer turbulenten, anarchistischen Anfangsviertelstunde, er stellte um auf eine Viererkette – was mehr Stabilität brachte. „Die Dreierkette hat nicht funktioniert“, kritisierte Ex-Bayern-Torwart Oliver Kahn im ZDF, „hinten Mann gegen Mann zu spielen ist äußerst abenteuerlich.“ Pep meinte: „Das Rückspiel wird jetzt kompliziert.“ Aber doppel-hallo!
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