Klinsis Energie-Oase
„Es bleibt viel Arbeit!“ Wie der Trainer die Bayern im Luxusambiente des Emirats Dubai für den großen Coup in der Champions League fit macht.
MÜNCHEN Nur nicht frösteln. Schon gar nicht, wenn man aus der weihnachtlichen Couch-Position kommt. „Für die Spieler war es gut, zweieinhalb Wochen die Füße hochzulegen und gar nichts zu tun“, meinte Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann. Freitagnachmittag war dann Schluss mit rostig, die Körper wurden angeschwitzt. Aber nicht draußen auf dem Platz, nein, nein. Nicht bei Minusgraden. Also ließ Klinsmann, der Kalifornien-Rückkehrer, die Profis auf Matten im Leistungszentrum sporteln – in Schwung kommen für 2009. Danach ging’s zum Flughafen.
Ein sechsstündiger Nachtflug in die Wüste, nach Dubai. Um 6.40 Uhr Ortszeit (das Emirat ist gegenüber der MEZ drei Stunden voraus) werden die Bayern erwartet, dann wird im Fünf-Sterne-Hotel „The Palace The Old Town“ eingecheckt. Und in Dubai bei Temperaturen von 20 bis 25 Grad geschuftet, zwei Mal täglich, um 10 und um 16.30 Uhr. „Wir wollen uns in der Champions League mit den ganz dicken Brocken messen, national die Nummer eins verteidigen“, gab Klinsmann als Ziel aus und kündigte daher an: „Es bleibt viel Arbeit. Dafür müssen wir in Dubai jetzt die Grundlagen legen.“
In seinem ersten Trainingslager. Im Sommer hatte der neue Coach auf den üblichen Trip verzichtet, nutzte das umgebaute Leistungszentrum Säbener als Arbeitsbasis. Nun soll ein Energiefeld auf Sand gebaut werden. Leistungszentrum Wüste. Operation Double, mindestens.
Als Hotel haben die Bayern diesmal eine andere Kategorie gewählt als bei ihrem letzten Aufenthalt 2007. Damals noch unter Trainer Felix Magath (drei Wochen später wurde er entlassen) residierten sie in den Emirates Towers, einem – von den Spieler wenig geschätzten – reinen Business-Hotel an der Stadtautobahn. Die Auslaufzone für die Spieler war das über die Lobby zu erreichende Mega-Einkaufszentrum, mehr nicht. Nun hat Klinsmann ein Urlaubsambiente gewählt – eine Energie-Oase. Das „The Palace“ liegt im Herzen von „The Old Town Dubai“, einem neuen Stadtteil auf alt gemacht.
Neben einem riesigen Swimmingpool bietet das „The Palace“ einen Fitnessraum sowie den Wellnessbereich „The Spa“, satte 800 Quadratmeter mit orientalischem Bad samt Hammam, Monsun-Duschen, Hydrobädern und Räumen für Massagen sowie einen Frisör (brauchen die Bayern nicht, sie haben ja Hobby-Coiffeur Massimo Oddo). Das Hotel kooperiert mit „The Montgomerie Golf Club“ (für Uli Hoeneß). Wohl auch dort sorgt Regent Scheich Maktoum für Gratis-Leistungen. Der Hotel-Aufenthalt ist kostenlos, die 242 Zimmer und Suiten bieten allen erdenklichen Service-Luxus.
Logiert wird immer im Angesicht des arabischen Größenwahns. Neben dem Hotel wird gebaut. Nicht irgendein Wolkenkratzer. Der „Burj Dubai“ ist aktuell rund 780 Meter hoch (und damit jetzt schon mehr als vier Mal so hoch wie etwa der Kölner Dom) und soll das höchste Bauwerk der Welt werden – Eröffnung im September.
Die Bayern starten in vier Wochen in die Rückrunde. Bis dahin sollen sie heiße Waden bekommen. Beim Schuften in Klinsis Energie-Oase.
Patrick Strasser