Interview

"Kalle, ich liebe dich": Torwartlegende Zenga gratuliert Rummenigge zum 70. Geburtstag

Mailand – für Karl-Heinz Rummenigge ist Inter Mitte der 1980er mehr als nur eine Station. Im AZ-Interview spricht sein damaliger Teamkollege Walter Zenga über Mode, Verehrung und Fußball.
Kilian Kreitmair
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Inter-Legende und ehemaliger Mitspieler von Karl-Heinz Rummenigge: Walter Zenga.
Inter-Legende und ehemaliger Mitspieler von Karl-Heinz Rummenigge: Walter Zenga. © IMAGO
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AZ: Herr Zenga, Karl-Heinz Rummenigge feiert in diesen Tagen seinen 70. Geburtstag. Als sein ehemaliger persönlicher Modeberater zu Inter-Zeiten: Trägt er den passenden Style für sein Alter?
WALTER ZENGA: Erst einmal möchte ich diesem außergewöhnlichen Mann alles Gute zum Geburtstag wünschen. Außergewöhnlich deshalb, weil er einfach ein 360-Grad-Mann ist. Natürlich betrifft das auch die Mode. Und so ganz würde mich nicht als sein persönlicher Modeberater bezeichnen. Ich habe ihm einfach ein, zwei Dinge damals beigebracht.

"Ich sehe ihn als Manager mit großen Visionen"

Wenn Sie Ihn so anschauen, erkennen Sie noch Ihren modischen Einfluss auf Rummenigge?
Ich bin ehrlich, auf die Mode von ihm schaue ich nicht so wirklich. Ich sehe ihn vielmehr als einen echten Mann, einen Manager mit großen Visionen. Deswegen betrachte ich ihn eher aus der Managerperspektive, als dass ich groß auf seine Mode schaue.

Sie sollen bei seiner Ankunft in Mailand angeblich derjenige gewesen sein, der noch am Tag der Präsentation mit ihm ins Modegeschäft fuhr. Dort musste er die weißen Socken zum Anzug ausziehen und bekam stattdessen schwarze Seidenstrümpfe.
Wir waren zwar wirklich gute Teamkollegen, aber diese Geschichte stimmt nicht. Ich habe ihn damals nicht beim Einkaufen begleitet. Das muss jemand anderes gewesen sein.

Brachte dem FC Bayern mit seinem Wechsel zu Inter Mailand eine beachtliche Summe: Karl-Heinz Rummenigge.
Brachte dem FC Bayern mit seinem Wechsel zu Inter Mailand eine beachtliche Summe: Karl-Heinz Rummenigge. © IMAGO

Zenga kannte Rummenigge schon vor seinem Wechsel zu Inter Mailand

Sicher ist, er trägt bis heute schwarze Seidenstrümpfe zum Anzug. Musste man den sonst noch irgendwas an Rummenigge ändern, dass er zur Mode-Ikone der 80er-Jahre wurde, die ins damalige Bild der Serie A passte?
Nein. Er war ein etablierter Champion, ein intelligenter Mann. Und ich war damals ein junger Kerl. Es war also eher andersherum. Meine Mannschaft und ich, wir haben so viel von ihm gelernt und wirklich alles getan, damit wir uns ihm anpassen.

Rummenigge kam als zweifacher Weltfußballer, kostete Inter Mailand elf Millionen Euro und machte den FC Bayern damit schuldenfrei. War er in Italien damals ein Begriff?
Ich war damals 24 Jahre alt, als er zu uns kam. Zu dieser Zeit existierten all die Dinge, über die man sich detailliert über Spieler informieren konnte, noch gar nicht. Es war deshalb wirklich sehr schwer, an Informationen zu kommen. Aber einen Champion wie Kalle, den zu kennen, das war wirklich nicht schwer.

"Wir haben ihn als fantastischen Fußballer geliebt"

Dribbelstärke und sein Abschluss machten ihn zu einem der besten Stürmer seiner Zeit. Sie selbst waren einer der besten Keeper der Welt, wurden dreimal hintereinander Welttorhüter. Wie unangenehm war es, im Training gegen ihn zu spielen?
Für mich als jungen Torwart war es wirklich ein unbeschreibliches Glück, Rummenigge im Team zu haben. Die Trainingseinheiten wurden wirklich zu Lektionen, wie man einem Champion wie ihm gegenübertritt. Und davon gab es zu dieser Zeit sehr viele in der Serie. Wenn Sie sich mal die Namen jener Spieler anschauen, die damals in Italien spielten, finden Sie viele Spitzenfußballer, allen voran Diego Maradona.

Das machte es umso schwerer, einen Titel mit Inter zu gewinnen. Obwohl Rummenigge sich 1987 ohne Pokal verabschiedete, war er Fanliebling und wurde in die Hall of Fame des Klubs aufgenommen. Was machte Rummenigge so besonders?
Es stimmt, dass er mit Inter Mailand keine Meisterschaft gewinnen konnte. Aber er hat trotzdem gewonnen. Die Fans haben ihn als Profi und fantastischen Fußballer geliebt. Das ist mindestens genauso viel wert.

Wurde auch in Mailand von den Fans geliebt: Karl-Heinz Rummenigge.
Wurde auch in Mailand von den Fans geliebt: Karl-Heinz Rummenigge. © IMAGO

Rummenigge führte privates Leben in Mailand

Und abseits des Platzes: Wie lange brauchte er, bis er das Dolce Vita lieben lernte?
Nicht lange. Ich weiß noch, er lebte mit seiner Familie in einer Villa am Comersee. Und als Fußballer hat man durch die Mitspieler natürlich immer die Möglichkeit, sich selbst schnell zu integrieren. Und er hat sich bei uns von Anfang an sehr wohlgefühlt.

Musste man ihn damals in die Mailänder Bars und Restaurants mitschleppen oder war er direkt jemand, der bei jedem Event dabei war?
Nein, nein. Kalle musste ich nie irgendwohin schleppen. Das war er einfach nicht. Er führte ein sehr privates Leben und war bei offiziellen Mannschaftsessen oder Mittagessen immer in Begleitung mit seiner Frau da.

"Das zeigte einmal mehr, dass er ein wirklich großartiger Mensch ist"

Und gibt es eine Geschichte, die für Sie symbolisch für Rummenigge steht?
Da kommt mir vor allem eine Geschichte in den Kopf. Einmal kam es vor, dass ich zu spät ins Training kam. Der Trainer war dann sehr wütend auf mich. Aber Kalle verteidigte mich. Er sagte dem Trainer, er solle es vergessen und er sorge dafür, dass ich keine Fehler mehr mache. Das zeigt einmal mehr, dass er wirklich ein großartiger Mensch ist.

Er sagt selbst, er wurde in Italien zum Weltmann. Hätten Sie ihm damals zugetraut, dass er eine derart erfolgreiche Managerkarriere beim FC Bayern und der ECA hinlegt?
Ja, ich habe immer daran geglaubt. Schon als er bei uns im Team spielte, hatte er diesen Charme und diese Persönlichkeit. Er war damals schon so erwachsen.

Einer der größten Torhüter der Geschichte Italiens: Walter Zenga.
Einer der größten Torhüter der Geschichte Italiens: Walter Zenga. © IMGAGO

Rummenigge soll so bleiben, wie er ist

Bis heute ist Rummenigge regelmäßig in Italien. Treffen Sie sich noch manchmal, um sich über die alten Zeiten auszutauschen?
Ich habe ihn leider schon lange nicht mehr gesehen. Aber ich bin mir sicher, wenn wir uns morgen anrufen würde, wäre der Ton wie damals. Er wäre, wie wenn zwei Menschen sich gegenseitig sehr respektieren und keine lange Zeit vergangen wäre, sondern nur wenige Augenblicke.

Noch mal zu seinem Ehrentag: Was wünschen Sie ihm?
Ich wünsche ihm, dass er immer der bleibt, der er war: eine große Fußballlegende. Nochmal alles Gute zum Geburtstag, lieber Kalle. Ich liebe dich!

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