Jupp Heynckes: Der Ich-Auftritt

Einen Tag nach dem Sportchef redet sich der Trainer in Rage. Dass Bastian Schweinsteiger nicht nach China fährt, will der Coach schon bei der EM entschieden haben.  
Filippo Cataldo |
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Meldete sich im allgemeinen Sammer-Boom lautstark zu Wort: Coach Jupp Heynckes.
Sampics / Christina Pahnke Meldete sich im allgemeinen Sammer-Boom lautstark zu Wort: Coach Jupp Heynckes.

Einen Tag nach dem Sportchef redet sich der Trainer in Rage. Dass Bastian Schweinsteiger nicht nach China fährt, will der Coach schon bei der EM entschieden haben. Und auch bei Matthias Sammers Berufung habe er sein Okay gegeben.

Arco - Die Nachricht vorweg: Der FC Bayern wird seine China-Reise ohne seine beiden Kapitäne antreten. Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm bleiben in München. Was sich bei Schweinsteiger schon in den letzten Tagen angedeutet hatte, ist Wirklichkeit geworden. Die Lahm-Absage ist überraschend.

Während die Kollegen ab Sonntag im Reich der Mitte eine lukrative PR-Woche inklusive zweier Freundschaftsspiele absolvieren, sollen der Mittelfeldchef und der Außenverteidiger daheim mit den Fitnesstrainern trainieren. Coach Jupp Heynckes begründete dies am Freitag im Trainingslagers am Gardasee mit „sportlichen Gründen". Schweinsteigers Körper würde nach den vielen Verletzungen der letzten Saison die Spielpause gut tun, Lahm hätte in den letzten Jahren „alle Spiele gemacht".

Doch sehr besonnen wirkte Heynckes nicht, als er diese Entscheidung verkündete. Irgendwie scheint beim FC Bayern gerade die Zeit der Wutreden zu sein. Wie schon am Vortag Sportvorstand Matthias Sammer, redete sich auch Heynckes in Rage. Zwar fielen keine Kraftausdrücke - Sammer hatte am Donnerstag mehrere Male „Schwachsinn“ und „Unverschämtheit" in seine Rede eingebaut – aber auch Heynckes war außer sich. „Ich überlasse nichts dem Zufall", sagte der Trainer gereizt und betonte vor allem das Wort „nichts“. Ebenso intonierte er den Satz „Ich weiß, was zu tun ist."

Heynckes möchte mit 67 noch mal sein Profil schärfen. Einer, der beweisen will, dass er noch mit der Zeit geht, er sein Training und seine Spielsysteme anpassen kann, seine Autorität nicht gelitten hat in den letzten Wochen und Monaten. „Ich glaube, Sie kennen mich nicht richtig!“, sagt er den Reportern deutlich. „Das liegt auch an mir, weil ich sicherlich nicht der Verkäufer meiner selbst bin", meint er, „aber ich habe mir sehr viele Gedanken gemacht nach dem verlorenem Champions-League-Finale, habe die letzte Saison genau analysiert, weiß, was wir optimieren müssen im Training und in unserem Spiel." Schließlich betonte er sogar noch: „Ich habe keinen Urlaub gehabt." Hatte nicht Sammer neulich erst für sich in Anspruch genommen, „noch nie drei Wochen Urlaub am Stück“ gehabt zu haben?

Ein Ergebnis seiner Analysen sei dann eben gewesen, Schweinsteiger und Lahm nicht mit nach China mitzunehmen, sagt Heynckes – und stellt klar. Es war sein Entschluss, und dieser sei bereits während der EM gereift, „in meinem ersten Gespräch mit Bastian nach der EM habe ich ihm diese Entscheidung dann mitgeteilt." Sammer hatte, das nur nebenbei, am Vortag erklärt, dass Heynckes erst am Sonntag nach einem Leistungstest entscheiden werde, wen er für die China-Reise nominieren würde. Ein Widerspruch, auf den Heynckes nicht weiter einging. Stattdessen sagte er: „Matthias Sammer wäre nicht hier, wenn ich nicht mein Okay gegeben hätte. Ohne die Zustimmung des Trainers kann ein Verein solche Entscheidungen gar nicht treffen." Da scheint sich einer klar positionieren zu wollen.

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