Ist Rensing gut genug? „Da muss sich der FC Bayern mal umsehen“
Nach der Degradierung von Rensing rät Uli Stein Bayern zur Verpflichtung eines „Buffon oder Czech“.
MÜNCHEN Es hätte in dieser Saison schon viele Anlässe gegeben, Michael Rensing eine Denkpause zu geben. Die Spielsituationen, in denen der Kahn-Nachfolger keine gute Figur machte, sind längst nicht mehr an den Fingern einer Hand abzuzählen. Sogar mit beiden Händen wird es eher schwierig.
Doch die Demontage vom Mittwoch dürfte den 24-Jährigen in ein Loch gestürzt haben. Von Trainer Jürgen Klinsmann auf die Ersatzbank gesetzt – im wichtigsten Spiel des Jahres. Nummer zwei hinter dem bereits 34-jährigen Jörg Butt, der in dieser Saison erst ein Mal in der Champions League und vier Mal in der Regionalliga gespielt hatte, zuletzt gegen Paderborn 07. Und das passiert jenem Mann, der jahrelang als Nachfolger von Oliver Kahn bei Bayern und auch im Tor der Nationalmannschaft galt. Kann man so was als Trainer machen?
Bayerns Ex-Torwarttrainer Sepp Maier sagte: „Ich finde es unfair, Michael die Schuld an der Niederlage in Wolfsburg in die Schuhe zu schieben. Das ist ein herber Rückschlag für ihn. Ich weiß nicht, was Jürgen ihm erzählt hat, aber hilfreich ist das nicht für seine weitere Karriere.“
Ein anderer Ex-Nationalkeeper ist hingegen auf Klinsmanns Seite. „Das kann ich schon nachvollziehen“, sagt Uli Stein zur AZ, „wenn man auswärts fünf Dinger kriegt...“ Stein, derzeit unter Berti Vogts Torwarttrainer der Nationalmannschaft Aserbeidschans, findet Klinsmanns Idee „nicht schlecht, wenn man Reize setzen will“. Generell zweifelt er jedoch an den Qualitäten der Bayern-Keeper. „Ich verstehe nicht, wie man mit einem solchen Risiko in die Saison gehen konnte“, sagt Stein. „Wenn man solche Ansprüche hat wie die Bayern, dann reichen Rensing und Butt nicht. Da muss sich Bayern mal umsehen.“
Stein, bei der WM 1986 von Teamchef Franz Beckenbauer, den er als Suppenkasper bezeichnet hatte, nach Hause geschickt, hält nicht viel vom Torhüter Rensing: „Er hat die ganze Saison über seine Chance nicht genutzt. Rensing strahlt keine Sicherheit aus, hat generell null Ausstrahlung. Ein Torwart muss aber immer präsent sein. Bei Rensing muss ich immer zwei Mal schauen, ob da überhaupt einer im Tor steht. Ich glaube nicht, dass aus ihm noch ein Großer wird. Er ist ein guter Bundesliga-Torhüter – mehr nicht. Die Bayern brauchen einen in der Kategorie Buffon, van der Sar oder Czech.“
Gegen Frankfurt steht der Gescholtene jedoch wohl wieder im Bayern-Tor. Dass nun Namen wie Robert Enke (Hannover), René Adler (Leverkusen) oder gar der von Diego Benaglio (Wolfsburg) umhergeistern, dürfte ihm nicht gefallen. Folgen für seine Zukunft fürchtet Rensing durch die Bank-Verbannung keine: „So weit würde ich mich nicht aus dem Fenster lehnen. Ich kann mir nach den letzten Wochen keinen Vorwurf machen. Ich habe mir keine Dinger selbst reingeworfen.“
Thomas Becker