"Irgendwann ist der Schmerz zu viel": Für Kimmich geht es in die vorzeitige Weihnachtspause
Das Wochenende des Vierten Advent dürften die Kimmichs (Ehefrau Lina und die vier gemeinsamen Kinder samt Papa Joshua) gemeinsam zu Hause in Grünwald verbracht haben. Bayerns letztes Spiel des Kalenderjahres beim Abstiegskandidaten 1. FC Heidenheim am Sonntag verfolgt der verletzte Mittelfeldspieler wahrscheinlich auf der Couch.
Der Vize-Kapitän des FC Bayern leidet noch immer an der Blessur am Sprunggelenk, die er sich im November im Einsatz für die Nationalmannschaft zugezogen hatte. "Irgendwann ist der Schmerz zu viel. Er konnte nicht trainieren diese Woche, hat über die Schmerzgrenze seine Spiele gemacht", sagte und Trainer Vincent Kompany am Samstag über den sonst so pflichtbewussten Kimmich.
Jahr 2025 für Kimmich mehr Kür als Pflicht
Für den 2025 mehr Kür als Pflicht war. Mit den Bayern gewann er Gold- und Silberware, holte seine neunte Meisterschaft, wurde zum siebten Mal Supercupsieger. Da 2024 Bayer Leverkusen die Seriengewinner aus München mit dem Double aufgeschreckt hatte, war die Freude über den Titelgewinn umso größer. Kimmich feierte den Zieleinlauf Anfang Mai im "Käfer" mit Kumpel Serge Gnabry, Harry Kane und Kompany.
Eine wilde Party mit Champagner, dicken Zigarren, Tanz und Gegröle ("Country roads!"). Irgendwann mopste Co-Trainer Aaron Danks den Kakadu, der zum Glücksbringer der Mannschaft wurde. Sie duften den Porzellan-Vogel behalten, als milde Gabe von Restaurant-Chef Michael Käfer.
Bayerns Kapitän der Zukunft verlängerte im März langfristig beim FC Bayern
Der Makel 2025: Dass im Viertelfinale der Champions League gegen Inter Mailand Endstation war, dürfte den so ehrgeizigen Kimmich beim inneren Jahresresümee sicher wurmen. Wichtiger war für ihn der 13. März – und ein Autogramm. Damals unterschrieb Kimmich einen neuen Vertrag bei Bayern bis 2029. Was lange währte, wurde endlich vollzogen.
Nach monatelangen Gesprächen hatten die Bosse Ende Februar das Vertragsangebot zurückgezogen und dem Spieler mitgeteilt, dass es nicht mehr gültig sei. Schließlich fand man doch zusammen. "Seine Entschlossenheit und sein Einsatz verkörpern das, wofür der FC Bayern steht", sagte Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen, "Joshua soll die Brücke zwischen unserer aktuellen Generation und einer neuen Ära schlagen." 2029 ist Kimmich 34 und dann schon 14 Jahre in München – es war also wohl sein letzter hochdotierter Vertrag. Für Sportvorstand Max Eberl ist er "der Kapitän der Zukunft".
Kimmich wieder Rechtsverteidiger: Mittelprächtiges Jahr in der DFB-Elf
Wenn Manuel Neuer eines Tages aufhört. Seit dem Rücktritt des Torhüters im Herbst 2024, im Anschluss an die Heim-EM, trägt Kimmich im DFB-Team die Kapitänsbinde. In der Nationalelf war es ein mittelprächtiges Jahr. Zwar erreichte man durch das Weiterkommen im Viertelfinale gegen Italien das FinalFour im Juni, ausgetragen in Stuttgart und München, wurde dann allerdings enttäuschter Vierter.
Die WM-Qualifikation wurde nach der Auftakt-Pleite in der Slowakei (0:2) mit fünf (Pflicht-)Siegen in fünf Partien geschafft. Bei den letzten vier Spielen agierte Kimmich wieder als Rechtsverteidiger und nicht mehr – wie bei Bayern unter Kompany – im zentralen Mittelfeld als Sechser. Eine erneute Rolle rückwärts.

Nach zwei Mal Vorrunden-Aus: Kimmich will bei der WM angreifen
Diese Pille schluckte Kimmich, weil er weiß, dass ihn Bundestrainer Julian Nagelsmann hinten rechts mangels Alternativen braucht und Kimmich als Flanken- und Ideengeber von der rechten Seite Weltklasse verkörpert. Bisher hat der gebürtige Rottweiler zwei WM-Endrunden gespielt, musste 2018 (Russland) wie 2022 (Katar) nach der Vorrunde die Heimreise antreten. Diesmal, in Nordamerika, sollte und muss mehr drin sein für den Kapitän (106 Länderspiele) und sein Team. Auch 2026 wird sich Kimmich einem anderen – unausgesprochenen – Ziel weiter annähern, und zwar Deutschlands neuer Rekordnationalspieler zu werden, in dem er eines Tages Lothar Matthäus (150 DFB-Einsätze) ablöst.
Und wer weiß, mit vielen Titelfeiern in den Gliedern Kimmich kommenden Sommer nach dem Saisonende mit den Bayern zum DFB-Team reist. Die Triple-Zigarre sollte eine ganz besonders dicke sein.
