Hoeneß in den Knast?
Das Publikum liebt dramatische, einfache Geschichten. „Hoeneß in den Knast“, grölen die Gegner des FC Bayern im Stadion, und auch an Stammtischen und in Kantinen geht es stets um die Frage: Muss der erfolgreiche, vielgeliebte und -gehasste Fußball-Präsident wirklich ins Gefängnis? Oder bekommt er womöglich einen „Promi-Bonus“? Wenn heute der Prozess gegen Uli Hoeneß beginnt, warten Journalisten ebenso wie ihre Leser gierig auf Indizien, aus denen sich mögliche Antworten auf diese beiden Fragen ableiten lassen.
Dabei ist die Angelegenheit in Wahrheit zwar dramatisch, aber keineswegs einfach. Glücklicherweise legen Juristen andere Maßstäbe an als der Stammtisch, und deshalb wird es um kompliziertere Fragen gehen: Ist Hoeneß’ Selbstanzeige wirksam, oder nicht? Gibt es Umstände, die trotz der hohen Hinterziehungssumme eine Bewährungsstrafe nahelegen?
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Die gibt es, das ist klar. Was Hoeneß in seinem Leben geleistet hat, – als geachteter Vereinspatriarch, als großzügiger Spender, als bewunderter Sportstar – das wird das Gericht würdigen. Und auch wenn seine Selbstanzeige fehlerhaft war: Er hat es zumindest versucht. Im übrigen ist Uli Hoeneß schon vor einer Verurteilung gestraft: Das einst glänzende Image ist kaputt, der ehemalige Moralapostel steht heute als Zocker und Betrüger da.
Wenn das Gericht den Spielraum hat, um auf Bewährung zu entscheiden – es sollte ihn nutzen.
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