Hoeneß: „Der heißt nicht mehr Schweini, der heißt Bastian“
Seitdem ihn Bayern-Trainer van Gaal ins defensive Mittelfeld beordert hat, trumpft der Techniker auch als Kämpfer und Dauerläufer auf. Hoeneß: „In dieser Saison hat er den Sprung geschafft.“
KÖLN Bastian Schweinsteiger trug Adiletten und dicke Socken, als er am Freitag im Kölner Hotel Interconti vor die Reporter trat, um über das Spiel in Leverkusen am Samstag (18.30 Uhr, Liveticker auf abendzeitung.de) zu reden.
Seine Füße werden es ihm danken. Die können jede Entspannung gebrauchen. Seit Schweinsteiger im November von Trainer Louis van Gaal vom Außenbahnspieler zum Strategen im defensiven Mittelfeld umgeschult wurde, ist der 25-Jährige schließlich zum Dauerläufer mutiert. Beim 2:3-Triumph am Mittwoch in Manchester spulte der Oberaudorfer wieder ein schier unglaubliches Laufpensum ab. Fast schien es, als würde Schweinsteiger, der früher eher durch seine feine Technik denn durch seine Laufbereitschaft auffiel, von einem Turbo-Dieselmotor mit enorm viel PS angetrieben.
Wenn man sich einen Spieler aussuchen müsste, der die Immer-Weiter-Mentalität der Bayern in dieser Spielzeit am meisten verkörpert, die Wahl müsste auf Schweinsteiger fallen. Er ist der Spieler mit den meisten Ballkontakten in der Bundesliga, hat exzellente Zweikampfwerte, läuft im Spiel regelmäßig mehr als zehn Kilometer, eigentlich nie verletzt – und müde sowieso nicht. „Wir müssen im Kopf umschalten, der Körper macht mit“, sagte Schweinsteiger nun.
Ein Satz, der viel aussagt über die Wandlung, die Schweinsteiger in dieser Saison gemacht hat. Wo man bei ihm früher schon mal hängende Schultern sah bei Spielen, die nicht optimal verliefen, scheint er jetzt in Krisensituationen erst die Ärmel hochzukrempeln und den sechsten Gang einzuwerfen. Sinnbildlich die Szene beim Pokaltriumph auf Schalke, als er gegen Ende der Nachspielzeit in beiden Beinen Krämpfe bekam.
„In dieser Saison hat er den großen Sprung geschafft von einem flippigen jungen Mann, der keine Orientierung hatte im Leben, zu einem sehr verantwortungsbewussten Spieler, der strategisch bei uns arbeitet, der körperlich defensiv sehr stark arbeitet“, sagte Präsident Uli Hoeneß, der ihm in früheren Jahren schon mal „Puder aus dem Hintern blasen“ wollte. „Er spielt eine Super-Saison. Der heißt für mich nicht mehr Schweini, der heißt Bastian. Er ist ein Mann geworden“, meinte Hoeneß.
Schweinsteiger sieht’s genauso und lässt sich mittlerweile am liebsten mit vollem Namen ansprechen. Das „Schweini“ hört er nicht mehr so gern. Aus der Öffentlichkeit hat er sich zudem weitgehend zurückgezogen, er wirkt insgesamt reflektierter. „Wir müssen Leverkusen den Schneid abkaufen. Der Erfolg von Manchester nützt uns alles nichts, wenn wir gegen Leverkusen keine drei Punkte holen. Unsere Priorität ist die Meisterschaft“, meinte er am Freitag und ergänzte: „Noch haben wir keinen Titel gewonnen.“
Sätze, die auch von Louis van Gaal stammen könnten. Überhaupt war van Gaal für Schweinsteigers Entwicklung zur Führungskraft wohl mindestens ebenso wichtig wie es Ottmar Hitzfeld zu Beginn von Schweinsteigers Laufbahn war. Van Gaal machte ihn zum dritten Kapitän, stellte ihn in die Mitte. „Bastian ist ein sehr wichtiger Spieler für die Mannschaft“, meint van Gaal. Weil er über die Schmerzgrenze geht.
Filippo Cataldo