Hoeneß, der Frauenversteher
Bei der „Women’s World Cup Night“ zeigt sich Bayern-Präsident Uli Hoeneß bestens informiert über die laufende WM – und überlegt, ob sein Verein künftig auch die Damen-Mannschaft pushen will.
München - Uli Hoeneß war baff. „So eine Veranstaltung hätte es vor Jahren nicht gegeben, das wäre nicht möglich gewesen", sagte der Bayern-Präsident am Donnerstagabend im Bayerischen Nationalmuseum. Ein Frauenüberschuss beim Fußball – nicht nur auf den beiden Großleinwänden auf denen das Weltmeisterschafts-Gruppenspiel aus Frankfurt zwischen der DFB-Elf und Nigeria (1:0) übertragen wurde. Im Rahmen der „DLDwomen 2011“ hatte Burda und Siemens zur „Women's World Cup Night" geladen – also Public Womening.
Uschi Glas, Carolin Reiber, Ursula Karven, Maria Furtwängler und mittendrin Uli Hoeneß. It's a women's world. Auch der Bayern-Präsident begeisterte sich für das Spiel, schaute mit Siemens-Vorstandschef Peter Löscher und Tatort-Kommisarin Maria Furtwängler. „Frauen schauen Fußball ganz anders, mit einer anderen Brille“, sagte Hoeneß, „ein Mann will Härte sehen, Brutalität und mal ein böses Foul. Frauen wollen das nicht.“ Schöner kicken.
Doch Hoeneß ist skeptisch, ob die momentane Begeisterung für die Neid-Ladies anhält. „Die aktuelle Marketing-Kampagne ist gut, die Frauen spielen gut. Nur: Ich wünsche dem Frauen-Fußball, dass der Hype auch nach der WM noch anhält und sich fortsetzt – eben über den Finaltag 17. Juli hinaus. Das erleben wir gerade beim Basketball, da gibt es eine riesige Nachfrage."
Im Sommer 2010 startete der FC Bayern eine große Mitgliederumfrage zum Thema Förderung der Basketball-Abteilung. Der hohe Zuspruch führte zu hohen Investitionen, die Mannschaft war schon lange vor ihrem tatsächlichen Aufstieg im April erstklassig. Wird nun der Frauen-Fußball, deren Mannschaft letztes Jahr Bundesliga-Fünfter wurde, beim FC Bayern gepusht?
„Wenn der Wunsch da ist, werden wir das unterstützen“, sagte Hoeneß. Aber: „Im Moment kommen zu den Spielern unserer Damen in der Bundesliga leider im Schnitt nur 200 Leute. So lange nicht mehr kommen, kann man das nicht unterstützen. Die Frage ist eben, ob das kommerziell angenommen wird. Wir brauchen eine Nachhaltigkeit. Der Idealismus ist immer nur so groß wie die Nachfrage.“
Gibt es unter den Bayern-Mitgliedern eine Mehrheit pro Frauen-Fußball, dürfte es nie wieder vorkommen, dass im aktuellen DFB-Kader von Trainerin Silvia Neid keine Bayern-Spielerin steht. Aber Hoeneß ist gut informiert. „Bei uns hat früher die Frau Behringer gespielt", sagte der Frauenfußballversteher, „aber die haben uns die Frankfurter abgeluchst, weil sie ihr mehr Geld gezahlt haben." Für Bayern-Verhältnisse ein Skandal.
Natürlich musste sich Hoeneß auch Fragen zum „Geschlechterkampf“ gefallen lassen. Er konterte cool: „Bei uns in der Verwaltung und im Management des Vereins arbeiten wahnsinnig viele Frauen, ich habe kein Problem damit - im Leben ist es eben so: Qualität setzt sich durch." Sehr galant, der Herr Präsident.
Hoeneß ist seit November 1973 mit seiner Susi verheiratet.