Hoeneß: "Der eine oder andere Spieler wird sich outen"
Der Präsident des FC Bayern glaubt an die Tolerenz der Fans. Alle 18 Klubs werden am Samstag und Sonntag auf Trikotwerbung verzichten, stattdessen prangt ein Slogan auf ihrer Brust.
Berlin – Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in die Debatte um schwule Fußball-Profis eingegriffen und dem anonym gebliebenen homosexuellen Spieler aus der Bundesliga Mut gemacht. „Er lebt in einem Land, in dem er sich vor einem Outing nicht fürchten muss. Wir können nur das Signal geben, dass er keine Angst haben muss“, sagte Merkel bei der Vorstellung des Integrations-Spieltages am Wochenende in der Fußball-Bundesliga. Alle 18 Klubs werden am Samstag und Sonntag auf Trikotwerbung verzichten, stattdessen prangt der Slogan „Geh Deinen Weg“ auf ihrer Brust. Die Aktion zum Thema Integration wurde von der Deutschen Fußball Liga (DFL) und der Deutschlandstiftung, deren Schirmherrin Merkel ist, ins Leben gerufen. Die Kanzlerin besucht am Samstag das Spiel zwischen Meister Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen (15.30 Uhr/Sky und Liga total!).
Für Präsident Uli Hoeneß vom Rekordmeister Bayern München steht die Debatte über schwule Spieler vor einer Zäsur. „Über kurz oder lang wird sich der eine oder andere Spieler outen. Die Angst davor darf man aber nicht allein dem Fußball zuschreiben. Der Fußball ist offen genug dafür“, sagte Hoeneß. Der Bayern-Boss sieht seinen Klub Bayern München gewappnet. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein schwuler Spieler mit unseren Fans Probleme bekommt. Der FC Bayern ist vorbereitet“, sagte Hoeneß und ergänzte: „Die gesamte Gesellschaft ist in diesem Punkt weiter als in den Medien dargestellt.“
Auch Liga-Präsident Reinhard Rauball wollte das Thema nicht kleinreden. „Das ist ein ungelöstes Problem, obwohl es mehrere Versuche gab. Wir müssen eine Lösung im gesellschaftlichen Konsens finden. Niemand kann die Nachteile überschauen, die einem Fußballer drohen, der sich outet.“ Zuvor hatte bereits Christian Seifert, Geschäftsführer der DFL, das anonyme Interview des homosexuellen Profis begrüßt. „Ich habe da sehr, sehr großen Respekt für, so ein Interview zu geben. Ich habe
nicht weniger Respekt, weil es jemand anonym getan hat“, sagte Seifert im Interview mit Sky Sport News HD.
Erstmals hatte sich ein schwuler Fußball-Profi in einem Interview über seine Probleme und Ängste in der „Männer-Welt“ Bundesliga geäußert. „Ich muss täglich den Schauspieler geben und mich selbst verleugnen“, sagte der Spieler im Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung. Aus Angst vor Bedrohung und Ablehnung wollte der Profi anonym bleiben.