Heynckes' Abschied: Jupp macht mal Urlaub

Ein letztes Mal sprach der 68-Jährige in München. Um zu sagen, dass er erst mal regenerieren wird. Doch ein Karriereende für immer? Verkündete er nicht.
von  Patrick Strasser

Ein letztes Mal sprach der 68-Jährige in München. Um zu sagen, dass er erst mal regenerieren wird. Doch ein Karriereende für immer? Verkündete er nicht.  

MÜNCHEN Rund 40 Minuten dauerte es, bis Jupp Heynckes so weit war, seine Entscheidung in der von mehreren TV-Sendern live übertragenen Pressekonferenz mitzuteilen: Rente oder Real? Rückzug oder Fortsetzung der Karriere? Die Antwort: Ein klares Jein. Ein Ja zur Rente mit 68 – bis jemand kommt und ihn überredet.
„Ich habe persönlich etwas gegen endgültig”, sagte Heynckes am Dienstagmittag in der Allianz Arena. „Ich bin in einer Situation, wo ich das nicht heute bekanntgeben sollte”, betonte Heynckes, der die Bayern am Samstag im Pokalfinale zum letzten Mal betreut hatte, und stellte klar: „Ich werde weder im Inland noch im Ausland ab dem 1. Juli ein Engagement eingehen. Ich werde erstmal Urlaub machen. Ich werde mich zurückziehen und regenerieren.” Nur bis zum nächsten Notruf eines Vereinspräsidenten? Wird er schwach, wenn es Real Madrid noch einmal versucht wie in dem Telefonat, das man in den letzten Wochen führte?

Dass er nun, nach dem Höhepunkt seiner Karriere mit dem Triple-Gewinn beim dritten Bayern-Engagement, gefragt ist, wollte der 68-Jährige doch noch mal betonen: „Ich bin nicht wankelmütig geworden, aber sie können sich vorstellen, dass nach so einer Saison auch andere Vereine Interesse finden an mir.” Er nannte keine Namen, wenn überhaupt wäre nur Real in Frage gekommen. Doch der ganze Stress? Der Umzug? Nein, lieber nicht.

Heynckes war „ans Limit gegangen, es war wahnsinnig anstrengend”, wie er sagt – nun reicht’s. Der Verein schenkte dem scheidenden Coach eine Chronik samt Gravur „Danke, Jupp!”. In seiner Abschiedspressekonferenz, die beinahe so lange wie ein Fußballspiel dauerte, erwähnte er die wichtigsten Eckpfeiler seines Lebens. Und zwar:

SEINEN FC BAYERN
„Ich möchte mich bei allen Menschen bedanken, die meinen Weg begleitet haben”, sagte Heynckes und tat dies beinahe tatsächlich – dazu nutzte er einen Spickzettel. Namentlich hob er seinen Trainerstab und das Betreuerteam hervor. Besondere Worte fand er für seine Spieler: „Danke an meine Mannschaft, meine Spieler! Diese zwei Jahre bleiben allen im Gedächtnis. Sie haben etwas geschaffen, was für die Ewigkeit Bestand hat.” Die drei Pokale, die fette Jupp-Beute, waren am Rande des Podiums aufgestellt.

SEIN VERMÄCHTNIS
Vor einem Jahr habe ihn Hoeneß gefragt, ob der FC Bayern nicht wie der FC Barcelona spielen könne. „Uli“, sagt Heynckes mit hörbarem Stolz, „ich kann dir heute sagen: Der FC Bayern spielt nicht wie Barcelona, der FC Bayern spielt moderner, er spielt zeitgemäßer.“ Und: " „Ich hinterlasse eine Weltklassemannschaft“, betont er, „vielleicht die beste Mannschaft der Welt.“ Mit schönen Grüßen an Pep Guardiola!

SEINEN ULI
Als er beinahe alle und jeden erwähnte hatte, merkte Heynckes an: „Da gibt es noch eine Person.” Sein Mentor und Freund Uli Hoeneß, der ihn 1987, 2009 und 2011 an die Säbener Straße holte. „Ich habe zu Uli blindes Vertrauen, er war immer da, hat immer geholfen”, sagte Heynckes und kämpfte mit den Tränen, „wenn ich morgen Hilfe brauche, wäre der Erste, der auf der Matte stehen würde, Uli Hoeneß. Er ist ein wertvoller Mensch.” Hoeneß klopfte ihn anerkennend auf den Rücken, sagte: „Ein Freund geht aus München, aber wir hoffen sehr, dass er uns oft besucht. Die Freundschaft ist nicht beendet, wird möglicherweise noch intensiver werden.”

SEINE FRAU
Um die Entbehrungen seiner Ehefrau Iris in all den Jahren zu erklären, sprach Heynckes: „Es ist ein Fulltime-Job! Es bleibt nicht viel Zeit fürs Privatleben, das macht es besonders beim FC Bayern schwierig.” Seine Augen sind wässrig, als er sagt: „Ich bin ihr zu größtem Dank verpflichtet, sie hat mitgelitten, ist gesundheitlich angeschlagen. Sie hat mir immer Rückendeckung gegeben. Vielen Dank!”

SEIN PRIVATLEBEN
Hausmann Heynckes berichtete: „Ich habe auch heute Morgen den Müll heruntertragen, den Frühstückstisch gedeckt und meiner Frau das Obst geschält.”

SEINE HOBBIES
Nun werden keine DVDs von Spielen mehr zu Hause geschaut, einen Job als TV-Experten schließt er auch aus. „Ich bin jetzt 68 und es gibt auch ein Leben nach dem Berufsleben”, sagte Heynckes und zählte auf: „Ich möchte wieder in Ruhe essen gehen, höre gerne Musik, gehe gerne auf Konzerte. Bruce Springsteen war hier, auch Zucchero, aber da konnte ich ja nicht.”

SEIN NÄCHSTES TREFFEN
Zunächst brachte Heynckes die drei Pokale ins Museum, in die Erlebniswelt der Allianz Arena. "Ich komme jetzt jede Woche, um die Pokale zu putzen", sagte Heynckes und lachte. Am 20./21. Juli sieht man sich wieder. Heynckes hat die Mannschaft in seinen Garten eingeladen, wenn sie vor seiner Haustüre spielen. Beim „Telekom”-Cup in Mönchengladbach, mit dem BVB, dem HSV und dem Gastgeber. Vielleicht hat er ja dann einen Tipp für seinen Nachfolger Pep Guardiola.

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