Halber Robben, kein Ribéry: Bayern in Schockstarre

Bei der 0:2-Blamage gegen Bordeaux offenbaren die Bayern von Trainer van Gaal eklatante spielerische Schwächen. Ex-Coach Hitzfeld ist entsetzt: „Sie spielen immer nur hin und her“
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MÜNCHEN - Bei der 0:2-Blamage gegen Bordeaux offenbaren die Bayern von Trainer van Gaal eklatante spielerische Schwächen. Ex-Coach Hitzfeld ist entsetzt: „Sie spielen immer nur hin und her“

Der malade Retter kam nach der Pause. Früher als geplant. Arjen Robben, der 24-Millionen-Euro-Mann aus Madrid, war in letzter Zeit nur Stand-by-Profi, Ende September war er am Knie operiert werden. Vor zehn Tagen gegen Eintracht Frankfurt musste der Holländer auch aushelfen als es in der heimischen Arena 0:1 stand. Damals ging es gut. Die Bayern drehten die Partie zu einem glücklichen Sieg. In den folgenden beiden Partien - im Pokal bei Frankfurt (4:0) und in Stuttgart (0:0) - wurde Robben geschont, damit er für das Champions-League-Spiel einsatzbereit war.

Dienstagabend gegen Bordeaux kam Robben nach 45 Minuten für den indisponierten Klose – doch am Ende half auch das nichts. 0:2. Auch er konnte die Blamage nicht verhindern.

Dennoch: Einzig er konnte dem Bayern-Spiel Impulse geben. Robben, der Individualist, der Dribbler, der Freigeist – er hielt sich nicht streng ans taktische Konzept von Trainer Louis van Gaal. Einer, der etwas riskiert, der Gegner auf sich zieht, der den Risikopass spielt. Nicht quer und zurück. Oder zurück und quer, manchmal – man staunte – sogar nach vorne.

"Sie spielen den Ball immer nur hin und her"

Denn so sah das Bayern-Ballgeschiebe in der ersten Halbzeit größtenteils aus. Van Gaal nennt das Kontrolle, er liebt es, die Statistik Ballbesitz in Prozent zu gewinnen. Blöd nur, wenn dabei das Spiel verloren geht. Sicher ist sicher - aber sicher nicht, wenn es ein „Hopp-oder-topp-Spiel" (Manager Uli Hoeneß) ist. Die Zuschauer pfiffen drauf. Und Ottmar Hitzfeld, der Erfolgscoach des letzten Jahrzehnts, analysierte zur Pause für TV-Sender "sky" treffend: „Ich frage mich auch, wieso Bayern so verhalten spielt. Bayern muss das Spiel ja gewinnen. Muss das Tempo erhöhen, Druck erzeugen, nach vorne spielen. Aber sie spielen den Ball immer nur hin und her. Mit diesem gemächlichem Spielaufbau kann man Bordeaux nicht gefährlich werden."

Also warf van Gaal Robben rein. Und siehe da, es rührte sich was. Aber nur wenn Robben am Ball war. Eine Halbzeit sollte er sich verausgaben – egal ob der Linksfuß erst bei 50 Prozent Fitness ist. „Eine Halbzeit kann jeder Profi spielen. Man kann aus dem Urlaub kommen und eine Halbzeit spielen“, sagte Hitzfeld. Doch Robben konnte das Ding auch nicht alleine drehen.

Pranjic völlig neben der Spur

Die anderen Kreativ- Kräfte? Daniel Pranjic, der Einkauf von van Gaal, war völlig neben der Spur und wurde von den Fans böse ausgepfiffen. Bastian Schweinsteiger zeigte, dass die Rolle des Spielmachers hinter den Spitzen, die er laut eigener Aussage so liebt, für ihn eine Nummer zu groß ist. Der beste Mittelfeldspieler der Bayern litt auf der Tribüne: Franck Ribéry, die bessere Hälfte von Rib & Rob.

Was die Bayern wert sind ohne den Franzosen und mit einem 50-Prozent-Robben? Wenig bis nichts. Das war gestern zu sehen. Andere Lösungen hat van Gaal nicht parat - oder liegt’s nur am fehlenden Kreativpersonal? Robben fing frech und frisch an, zog den Ball einmal flach vorbei (62.), später kam nicht mehr viel. Die fehlende Wettkampfhärte war Robben anzumerken. So verharrte die ganze Mannschaft in der Schockstarre.

Patrick Strasser

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