Götze-Botschaft an Pep: "Schön, wenn man Vertrauen spürt"
Glasgow - Ob dieser Super-Mario auch Pep Guardiola nachhaltig beeindruckt hat? Im Deutschland-Trikot spielte Mario Götze beim 3:1-Sieg gegen Polen derart weltmeisterlich auf, dass sich jeder Beobachter des 90-minütigen Fußball-Werbefilmes zwangsläufig die Fragen stellen musste: Warum ist das beim FC Bayern nicht auch so?
Die im tristen Münchner Alltag verloren gegangene Spielfreude blitzte bei Götze im ersten Länderspiel der EM-Saison wie auf Knopfdruck wieder auf. Mit einem Dauergrinsen lief der 23-Jährige durch die Katakomben des Frankfurter Stadions, das er als allerletzter Spieler verließ. Götze musste zur Dopingkontrolle, dennoch nahm er sich danach um kurz vor Mitternacht noch ausgiebig Zeit, über sein 46. Länderspiel zu reden. "Es gibt schlechtere Tage", scherzte Götze.
Schlechtere Tage, wie er sie oft beim FC Bayern ertragen muss, wo nicht Joachim Löw, sondern Pep Guardiola sein Chef ist, wo aber auch die Konkurrenz in der Offensive noch größer ist als im Nationalteam. Auf beachtliche 48 Pflichtspiele und 15 Tore kam Götze zwar in der vergangenen Saison beim Rekordmeister. Aber haften blieb, dass ihn Guardiola in den großen Spielen gegen Borussia Dortmund (Pokal) oder den FC Barcelona (Champions League) auf die Ersatzbank setzte.
Bei Löw ist Götze ein VIP-Spieler, einer auch für die wichtigen Spiele. Der zweifache Torschütze beschrieb die Lage in zwei Sätzen: "Natürlich ist es immer schön, wenn man Vertrauen spürt. Das spüre ich grundsätzlich immer, wenn ich bei der Nationalmannschaft bin."
Neuer: "Dann braucht man eben einen guten Torwart"
Löw vertraut Götze, seit er das Ausnahmetalent vor fünf Jahren im Alter von 18 Jahren zum Nationalspieler machte. Er redet ihn stark, wie im WM-Finale, als er Götze bei der Einwechslung zuraunte, der ganzen Welt zu zeigen, dass er besser sei als Megastar Lionel Messi. Prompt schoss Götze in der Verlängerung das goldene Tor gegen Argentinien. Am Tag vor dem Polen-Spiel verkündete Götze-Fan Löw: "Ich bin überzeugt, dass er zeigen will, was in ihm steckt."
Das gelang Götze mit seinen Länderspieltoren 15 und 16, einem Pfostenschuss und einer Rettungstat auf der eigenen Torlinie prächtig. "Das wäre das 2:2 gewesen, da wäre es noch mal eng geworden", sagte er über die Kopfballabwehr: "Das war auch wichtig."
Als Krönung des Abends gönnte ihm der Bundestrainer einen großen Schlussapplaus des Publikums, als er ihn kurz vor dem Abpfiff auswechselte. "Jeder freut sich, wenn er ein gutes Spiel macht, zwei Tore schießt, dann auch noch mit den Fans im Rücken", sagte Götze.
"Mario hat sich wahnsinnig viel bewegt. Er hat sich gut gelöst, war immer anspielbar, ist viel gelaufen. Er hat zwei Tore erzielt, die wichtig waren. Mario hat ein sehr gutes Spiel gezeigt", lobte Löw seinen extrem spielfreudigen Mittelstürmer.
Als einziger Nationalspieler bestritt Götze alle elf Länderspiele seit der WM. Und der Deutschland-Götze zeigte gegen Polen alles das, was beim Bayern-Götze viel zu selten aufblitzen darf. "Es war nicht immer einfach für Mario", sagte Manuel Neuer: "Man hat gesehen, dass er ein ganz wichtiger Spieler nicht nur für die Nationalmannschaft ist, sondern auch für uns im Verein beim FC Bayern München."
Neuer hat eine neue Lockerheit bei Götze festgestellt. "Er ist Vollprofi, er denkt wirklich 24 Stunden an den Fußball und an seine Leistung. Wenn man dann zu verbissen ist, ist das nicht immer förderlich. Ich glaube, er schaut jetzt auch ein bisschen anders darauf - und das hat man ihm auch angesehen", sagte der Torwart.
3:1-Sieg gegen Polen: Die DFB-Elf in der Einzelkritik
"Ich versuche immer, an meine Leistungsgrenze zu gehen", erklärte Götze. Alle vier Tore des Abends gingen übrigens auf das Konto des FC Bayern; neben Götze trafen auch Thomas Müller für Deutschland und Robert Lewandowski für Polen. "Das ist ein positives Zeichen. Das zeigt die Qualität von uns bei Bayern", sagte Götze. Dieses Übermaß an Qualität erschwert ihm auch das Leben in München. Aber vielleicht hat Guardiola zugeschaut, zumal zum Champions-League-Start neben Franck Ribéry nun ja auch Arjen Robben verletzt ausfällt.
Bevor er bei Bayern neu angreift, kann Götze am Montagabend in Glasgow weitere Eigenwerbung im Nationaltrikot betreiben. "Wir wollten unbedingt auf den ersten Platz - und da wollen wir bleiben", lautet seine Botschaft für die kurze Dienstreise nach Schottland.