Feier am Marienplatz: Der Balkon der müden Helden
Der FC Bayern München feiert das Double mit seine Fans auf dem Marienplatz – auch wenn nach dem Kraftakt beim Pokalsieg gegen Dortmund die Frische fehlt. Müller: „Wir sehen uns nächstes Jahr wieder!“
München - „Aber dann ist Schluss!“ Thomas Müller kennt kein Pardon. Einmal macht er noch den Balkon-Conferencier, er stimmt das Humba an, hüpft auf und ab, nimmt ein paar Mannschaftskollegen in den Arm, singt „Oh, wie ist das schön“ an, zeigt nocheinmal dieses breite Thomas-Müller-Grinsen. Doch dann: „Wir sehen uns nächstes Jahr wieder, macht’s gut!“ Und ab.
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Eine Vorstellung wie sein erlösendes Tor vom Vorabend in Berlin: Unwiderstehlich in seiner leichten Wackligkeit, getragen vom Willen, nicht von Kraft.
Die Bayern, die Double-Helden, sind müde. Richtig müde. Vom Spiel, von dieser Abnutzungsschlacht gegen Borussia Dortmund, die der von Krämpfen geplagte Müller mit seinem Tor erst in der Nachspielzeit der Verlängerung endgültig entschied. Arjen Robbens erstes Tor war nicht viel früher gefallen. Müde aber auch von der Feier danach, von der vierten und fünften Halbzeit. „Einige haben sicher noch die Sonne gesehen, bevor sie ins Bett sind“, sagt Kapitän Philipp Lahm, kurz bevor er die Stufen zum Balkon erklimmt. „Ich bin ziemlich müde. Jetzt feiern wir noch ein bisschen mit den Fans, dann muss ich ins Bett“, meint Dante.
Und so gerät die Feier mit den Fans auf dem Marienplatz eher ruhig. Sie sind direkt vom Flughafen gekommen, einige Spieler sind womöglich direkt vom Feiern ins Flugzeug. „Jubel Double Heiterkeit“ steht passenderweise auch auf dem Banner, das vom Rathaus–Balkon hängt. Heiterkeit, nicht Ausgelassenheit.
Die Spieler wirken bei ihrem zweiten Balkon-Besuch binnen einer Woche glücklich, aber geschafft. Einige haben nicht mal die Kraft, den Pokal länger als zwei, drei Sekunden in die Höhe zu recken. Selbst Franck Ribéry verkneift sich seine Albernheiten, winkt nur lächelnd in die Menge, bedankt sich und gibt das Mikrofon weiter. Kein Vergleich zu letztem Samstag, als er sogar Trainer Pep Guardiola bei dessen Rede unterbrach, weil er seine Ribéry-Show abziehen wollte für die Fans.
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Doch für Überschwang reicht heute die Kraft nicht mehr. Das merkt wohl auch Dieter Reiter, dieser erste Bayern-Fan auf dem OB-Sessel. „Ich wusste, dass mich die Bayern-Spieler nicht im Stich lassen. Das zehnte Double. Unglaublich!“, sagt er. Unglaublich, aber eben auch ein ganzes Stück Arbeit.
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