FC Bayern wie im Rausch
München - Fast schon schade, dass die Bayern am Samstag in Bremen schon wieder ran müssen. Denn nach dieser für die Fans berauschenden Vorstellung am Dienstag gegen Wolfsburg hätten die Spieler sich einen eigenen kleinen Rausch auf der Wiesn absolut verdient gehabt.
Mit 3:0 hat Bayern gegen Wolfsburg das erste Wiesn-Heimspiel gewonnen. Nach Dortmunds 3:3 in Frankfurt liegen sie nun schon sieben Punkte vor dem Meister. Doch das nackte Ergebnis kann gar nicht ausdrücken, wie überlegen die Bayern waren, wie sehr sie mit den Wolfsburgern Katz und Maus spielten in diesen 90 Minuten in der Allianz Arena. Sie haben den Wolfsburgern sauber eigschenkt.
Aber so richtig. Und das nach allen Regeln der Kunst – nur bei der Chancenverwertung waren sie ein wenig zu zurückhaltend. „Das ist ein perfektes Spiel“, befand Ex-Bayer Hasan Salihamidzic schon zur Pause bei „Sky“. Und selbst Coach Jupp Heynckes vergaß später seine sonstige Zurückhaltung und lobte: „Wir haben großartig gespielt.“ Auf die Frage, ob seine Bayern gerade sogar die größere Attraktion wären in München als die Wiesn, sagte er: „Es ist beides gleich attraktiv. Das Oktoberfest und der Fußball, den wir spielen.“
Die Bayern in der Einzelkritk
Tatsächlich bot die gesamte Mannschaft gestern eine Vorstellung wie im Rausch. Franck Ribéry in der ersten und Xherdan Shaqiri – nicht nur wegen seiner tollen Vorlage zum 2:0, nachdem er Naldo wie einen zu groß gewachsenen D-Jugendlichen hatte aussehen lassen – in der zweiten Halbzeit bewarben sich nachhaltig um den Titel der wildesten Maus im Kader. Wie sie die Wolfsburger Verteidiger reihenweise narrten, mal stehen, mal einfach ins Leere laufen ließen, das war Spaßfußball pur. „Wenn wir weiter so Spaß haben am Fußball, dann ist es schwer, uns zu stoppen“, befand Shaqiri folgerichtig. Wie Javi Martínez, der später mit einem wohl nicht folgenschweren Pferdekuss ausgewechselt werden musste, mit seinen perfekten Diagonalpässen die Mitspieler in Szene setzte, das erinnerte an die goldenen Zeiten, als Franz Beckenbauer noch auf dem Platz stand. So schnell ist wohl noch kein Spieler stilbildend geworden beim FC Bayern. Wie Bastian Schweinsteiger nach seiner langen Leidenszeit zurückgekommen ist, das ist fast schon beängstigend stark. Dass er in der 24. Minute auch das erlösende 1:0 erzielte sei nur nebenbei erwähnt. Und wie schließlich Mario Mandzukic nach einer eher missglückten ersten Halbzeit, in der er reihenweise beste Chancen ausließ, sich nach der Pause wieder darappelte und seinen Ex-Kollegen zwei Tore per Kopf einschenkte (57., 65.), das war, pardon, Mia san Mia in Reinkultur. „Ich genieße jeden Tag in dieser Mannschaft, es macht mir richtig Spaß. Ich denke, das merkt man mir auch auf dem Platz an“, sagte Mandzukic.
Es war wahrlich ein Fußball-Fest, das die Bayern an diesem fünften Spieltag zelebrierten. Zugegeben, die Wolfsburger machten es ihnen richtig einfach und ließen die Bayern nach Belieben kombinieren. Aber auch das muss man nutzen. Doch die Bayern sind wieder gierig. „Wir stehen ganz oben und wollen da nicht mehr weg“, sagte Kapitän Philipp Lahm.