FC Bayern: Verloren - na und?
HAMBURG - Scheinbar gelassen nehmen die Bayern, nur Sechster, die 0:1-Niederlage beim HSV hin. Manager Uli Hoeneß: „So kann man verlieren.“ Dabei ist der Rekordmeister seit exakt 41 Spieltagen nicht mehr Erster.
Louis van Gaals Begeisterung, sich mit Journalisten über Fußball zu unterhalten, hält sich in Grenzen. Nach dem 0:1 der Bayern beim HSV traf sein Unmut den Sky-Moderator Dieter Nickles, der sich nach der taktischen Volte in der Bayern-Defensive erkundigt hatte. Van Gaals genervte Antwort gipfelte in dem Satz: „Wenn Sie das nicht sehen, ist das nicht mein Problem, sondern Ihr Problem.“
Der Mann vom Bezahlsender, schon zum zweiten Mal das „Opfer“ des Bayern-Trainers, hielt tapfer dagegen, das TV-Duell endete für van Gaal bestensfalls unentschieden. Der Bayern-Coach aber sagt: „Ich muss immer gewinnen. Das ist einfach.“ Die ist Anforderung ist also klar definiert. Klappt das mit dem Siegen nicht, klingt seine Analyse oft dürr: „Wir haben ein gutes Spiel gemacht, haben die Chancen nicht genutzt. Das war das Problem, nichts anderes. Es war ein Spitzenspiel mit viel Taktik. Da war es klar, dass der gewinnt, der das Tor macht. Wir haben leider keins gemacht und deshalb verloren.“ Viel mehr war ihm nicht entlocken, außer einem Zugeständnis, das in einem Taktikwechsel zur Halbzeit mündete: „Auch ein Gegner hat Qualitäten. Die muss ich beobachten, dem gebührt Respekt. Das ist eine Philosophie.“
Und sonst? Sechs Mal in Folge nicht gewonnen gegen den HSV? Tabellensechster oder gar -siebter anstatt Spitzenreiter? Seit 41 Spieltagen nicht mehr Erster? Kein Problem für Bayerns Bosse. „Das interessiert mich wenig“, sagt Manager Uli Hoeneß, „erst wenn wir am 34. Spieltag nicht da oben sind, dann haben wir vielleicht Probleme.“ Der Sechs-Punkte-Rückstand auf Hamburg und Leverkusen juckt ihn angeblich nicht: „Das Spiel heute hat der Gesamtperformance des FC Bayern keinen Rückschlag gegeben. So, wie wir hier verloren haben, kann man in Hamburg mal verlieren. Das macht uns nicht verrückt.“
So muss die Taktik klingen, wenn man ein richtungsweisendes Champions-League-Spiel gegen Juventus Turin (Mittwoch, 20.45 Uhr, Sky und Sat.1 live) vor der Brust hat. Bloß keinen Stress jetzt! Ist der FC Bayern genügsam geworden? Langt es, am Schluss oben zu stehen? Oder ist die nationale Dominanz dahin? Fragen, die Louis van Gaal erst nach dem Spiel gegen Köln am kommenden Samstag beantworten wird. Für dann hat er eine Zwischenbilanz angekündigt.
Thomas Becker