FC Bayern – Trennung gar nicht einvernehmlich? Tuchel macht verdächtige Andeutung: "Dann haben Sie es ja selbst beantwortet"
München - Nach drei Pflichtspiel-Pleiten in Serie feiert der FC Bayern dank eines Last-Minute-Treffers von Harry Kane einen 2:1-Sieg gegen RB Leipzig. Dennoch war die Trennung von Thomas Tuchel auch nach dem Sieg gegen die Sachsen das bestimmende Thema.
Am Mittwoch hatte der Verein bekanntgegeben, dass sich die Wege in diesem Sommer und damit ein Jahr vor dem eigentlichen Vertragsende trennen werden. Darauf habe man sich im Rahmen eines gemeinsamen Gesprächs geeinigt, hieß es in der Mitteilung. Doch stimmt die offizielle Vision auch?
Wollte Thomas Tuchel die Trennung vom FC Bayern gar nicht?
Bereits am Freitag hatte Tuchel durchblicken lassen, dass die Entscheidung eher auf Initiative des Vereins hin gefallen ist. Nach dem Sieg gegen Leipzig machte der 50-Jährige in einem Interview mit Sky eine erneute Andeutung, die der offiziellen Darstellung einer "einvernehmlichen Trennung" widerspricht.
Auf die Frage, ob er sich einen Verbleib über den Sommer hinaus hätte vorstellen können, reagierte Tuchel zunächst ausweichend. "Da sind so viele Konjunktive drin, da bin ich nicht mehr mitgekommen bei der Frage", antwortete der Bayern-Coach zunächst scherzhaft. Bei der Anmerkung, dass sein Vertrag eigentlich bis 2025 gelaufen wäre, wurde er deutlicher: "Dann haben Sie es ja selbst beantwortet."
FC Bayern: Durfte Tuchel entscheiden, ob es sofort zur Trennung kommt?
Es war am Samstagabend aber nicht der einzige Moment, in dem der Ablauf der Tuchel-Trennung in ein anderes Licht zu rücken schien. Laut einem Bericht von Sky wurde der gebürtige Krumbacher von den Bayern-Bossen vor die Wahl gestellt, ob er sofort gehen oder noch bis Sommer bleiben wolle. Tuchel dementierte dies nicht.
"Kein Kommentar. Ich weiß nicht, woher Sie Ihre Informationen haben, aber von mir bestimmt nicht. Es war ein Vier-Augen-Gespräch zwischen mir und Jan-Christian Dreesen (Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, d. Red.) und das bleibt es auch", erwiderte Tuchel.
Neuer: Tuchel-Trennung "wirft ein schlechtes Licht auf uns alle"
Selbstredend wurden auch die Spieler zur Trennung von ihrem Chefcoach befragt. Kapitän Manuel Neuer nahm dabei explizit das Team in die Pflicht. "Es wirft ein schlechtes Licht auf uns alle, auf die Mannschaft, auf die Spieler, wenn wir es nicht geschafft haben, mit so einem Top-Trainer es weiterzuführen", sagte der Nationaltorhüter.
"Es ist nicht immer der Lehrer schuld, wenn Zeugnisnoten schlecht sind. Wir haben die Verantwortung, wenn ein guter Trainer entlassen wird", betonte Neuer: "Wir wollen den Weg bis zu Ende professionell weitergehen. In der Ansprache hat man ihm (Tuchel, d. Red.) nichts angemerkt, er hat uns super eingestellt."
Thomas Müller gab zu, dass es ihn angesichts der drei Niederlagen vor dem RB-Spiel "nicht überrascht" hätte, dass die Führungsetage über den Trainer nachdenke. Jedoch erreiche Tuchel das Team weiterhin, betonte Müller: "Man sieht, dass das Tischtuch nicht völlig zerschnitten ist, auch wenn wir sicherlich unsere Probleme in der Vergangenheit hatten, sonst wäre es nicht zu der Situation gekommen."
Neuer: "Jeder einzelne muss ein schlechtes Gewissen haben"
Tuchel hatte beim Spitzenspiel gegen RB mit einer taktischen Umstellung den Sieg eingeleitet. Er ließ sein Team in der Schlussphase mit einer Dreierkette auflaufen, um Überzahl in der Offensive zu kreieren. Kurz vor Schluss schlug dann Harry Kane (90.+1) entscheidend zu.
Neuer sieht trotz des Erfolgs insbesondere das Team gefordert. "Man hat andere Spieler in der Mannschaft als früher, als es ein bisschen von allein ging", sagte er: "Dieses Selbstverständnis in diesem Trikot die Mannschaften reihenweise zu schlagen, hatten wir diese Saison und in der jüngeren Vergangenheit nicht. Das müssen wir uns zurückerarbeiten."
Neuer ergänzte: "Jeder einzelne muss ein schlechtes Gewissen haben, nicht nur das Trainerteam, wir auch."