FC Bayern: Owens stiller Abschied
Mit dem FC Bayern gewann er die Champions League, jetzt muss Owen Hargreaves nach langem Leiden Manchester verlassen. Das Karriereende?
Rein äußerlich sind die Jahre seit dem Champions-League-Sieg mit den Bayern wohl an keinem so spurlos vorüber gegangen wie an Owen Hargreaves. Bei der Erinnerungs-Party in der Allianz Arena wirkte der 30-Jährige wie immer: rank, schlank und beinahe so gut aussehend wie seine Freundin Janelle. Doch die Fassade trügt.
Dem Sportler Hargreaves geht es gar nicht gut. Selbst bei einem Finalsieg von Manchester United in der Champions League gegen Barcelona Samstag, (20.45 Uhr/Sat.1 und Sky live) wird ein United-Spieler Trauer tragen: Der von Verletzungen gebeutelte Hargreaves steht vor dem Karriereende. Insofern hörte er wohl genau hin, als Karl-Heinz Rummenigge sagte: „Für alle aus diesem Kader wird der FC Bayern immer eine Heimat sein.“
Hargreaves nämlich muss sich bald ein neues Zuhause suchen: Sein Vertrag bei ManU wird nicht verlängert.
Der Engländer mit kanadischen Wurzeln hat in den letzten beiden Jahren zwei Pflichtspieleinsätze bestritten, stand insgesamt sechs Minuten auf dem Platz. 2008/09 waren es drei Einsätze. Die Knie quälten ihn drei Jahre lang – und beenden womöglich seine Karriere. Auch sein Besuch in München war keine Lustreise: eine Schulter-Operation, ein weiteres Kapitel in der Leidensgeschichte des Owen H.
Dabei hatte seine Karriere so verheißungsvoll begonnen wie die Zeit bei ManU nach dem Wechsel von den Bayern 2007. Mit den Bayern hatte er im ersten Jahr bei den Profis mit 20 die Champions League gewonnen. 17 Millionen Pfund ließ sich United Hargreaves kosten: damals rund 25 Millionen Euro. Das Geld schien gut angelegt: Hargreaves eroberte einen Stammplatz, wurde Meister und gewann mit ManU auf Anhieb die Champions League. Im Finale gegen Chelsea spielte er von Beginn an, im Elfmeterschießen verwandelte er cool.
Dann begann das Leiden. Wegen stets wiederkehrenden Entzündungen der Patellasehne suchte Hargreaves Spezialisten in London und Schweden auf – erfolglos. Im November 2008 entschied er sich für eine Operation am rechten Knie beim Spezialisten Richard Steadman in Colorado. Im Januar 2009 ließ er sein linkes Knie richten. Erst am 2.Mai 2010, nach 20 Monaten Pause, gab er in der Nachspielzeit gegen Sunderland sein Comeback.
Hargreaves schöpfte Mut. „Ich habe zwei Jahre verpasst und bin enttäuscht. Aber ich bin erst 29 und habe noch sechs Jahre vor mir“, sagte er damals, „ich hoffe auf die nächste Saison.“ Dann verletzte er sich in der Vorbereitung erneut, und bei seinem Comeback am 6. November war wegen eines Muskelfaserrisses im linken Oberschenkel nach fünf Minuten Schluss. Es war Hargreaves’ letzter Auftritt für United.
Hargreaves spricht ungern über diese Zeit. Versuche, ihn über seinen Berater Roman Grill zu kontaktieren, schlugen in den letzten Jahren stets fehl. Auch jetzt, vor seinem Abschied, „glaube ich nicht, dass er reden will“, sagte Grill. Teammanager Alex Ferguson sprach von einer „schweren Entscheidung“, als er vor wenigen Tagen verkündete, dass es für Hargreaves nicht weitergehen würde. Verhandlungen über einen „pay-as-you-play-deal“, bei dem Profis pro Einsatz bezahlt werden, seien fehlgeschlagen, ergänzte er. Sollte United im Wembley-Stadion gewinnen, wird Hargreaves nicht mal eine Medaille erhalten. Er gehört dem Aufgebot nicht an. Es wird ein stiller Abschied.