"Weil er Eier hat": So berichtet Luca Toni von kuriosem Erlebnis mit Louis van Gaal
"So etwas habe ich noch nie erlebt", sagt Luca Toni im Februar 2011, und dazu muss man wissen, dass Toni zu diesem Zeitpunkt schon viel erlebt hat. Etwa den WM-Gewinn 2006. Oder den Getafe-Wahnsinn 2008. Oder eine Odyssee durch die italienische Provinz, die Toni als Spätberufenen überhaupt erst zum Stürmerstar macht.
Aber eben nicht: DAS. Denn DAS ist "total verrückt", staunt Toni in der "Sport Bild".
FC Bayern: Van Gaal "ließ die Hosen runter", behauptet Toni
Es geht um eine Szene beim FC Bayern, Hinrunde 2009/10. Als Toni 2011 spricht, ist er kein Exil-Deutscher mehr, geflüchtet vor Trainer Louis van Gaal, dem Protagonisten und irgendwie auch Antagonisten der ganzen Geschichte.
Nun, Signore Toni, was ist geschehen, als die Bayern 2009 schleppend in die Spur finden, van Gaal gleich unter Brennglas gerät und niemand ahnen kann, dass die Saison mit Double und Champions-League-Finale kulminieren würde?
"Der Trainer wollte uns klarmachen, dass er jeden Spieler auswechseln kann – egal, wie er heißt. Weil er Eier hat", berichtet also Toni. "Um das zu demonstrieren, ließ er die Hosen runter." Das ist nicht im übertragenen Sinn gemeint, sondern im wörtlichen. Er zeigte sein bestes Stück und eben die Cojones (dt. Eier) her. "Ich habe aber nicht viel gesehen", entschuldigt sich Toni. "Ich saß nicht in der ersten Reihe."
Müller und Nerlinger äußern sich über van Gaals Aktion
Geboren ist die Legende des entblößten van Gaal. Allein: Stimmt’s denn überhaupt – oder sitzen wir nach Tonis Einlassungen jahrelang der Mär vom Unten-ohne-Tulpengeneral auf? Im "Playboy" redet Thomas Müller mal gewohnt flapsig über das visuelle Schauspiel: "Ach, das sah beim Louis nicht anders aus als in einem normalen Anatomiebereich. Das zeigt halt, dass er auch zu ungewöhnlichen Mitteln greift, um seine Botschaft rüberzubringen."
2025 gibt Christian Nerlinger (Bayern-Sportdirektor zur van-Gaal-Zeit) via "Bild" weitere Einblicke. Er sei nicht dabei gewesen bei besagter Besprechung, schmunzelt Nerlinger, aber hinterher seien "ein paar Spieler auf mich zugekommen". Deshalb stammt sein Tatsachenbericht aus erster Hand. Demnach habe van Gaal "die Hose runtergezogen und im Prinzip gesagt: ‚Ich wechsle Spieler nicht für meinen Willi, sondern mit klarem Verstand ein und aus.’"
Tatsächlich hat van Gaal die Hüllen fallen lassen. Und selbstverständlich wäre es zutiefst ungehörig, dem Meister an dieser Stelle nicht das Wort zu erteilen.

Am Tag des Champions-League-Finals 2010 erscheint in "Bild" eine Louis-van-Gaal-Kolumne vom Autoren Louis van Gaal über den Trainer Louis van Gaal. Sprich: unbestechlich korrekt.
"Ich habe einmal vor versammelter Mannschaft die Hosen runtergelassen", steht da. "Weil ich deutlich machen wollte: Wenn ich auswechsele, tue ich das nicht für mein Ego, sondern für die Mannschaft. Ich tue alles für die Mannschaft. Und ich setze alles ein, was ich habe, um meine Worte zu unterstreichen. Meine Stimme genauso wie solche Gesten."
Nerlinger: Einige Bayern-Spieler haben wegen van Gaal geweint
Van Gaal bleibt keine zwei Saisons in München, aber er häuft unendlich viele Anekdoten an. Im "Kicker" hat Nerlinger enthüllt: "Seine Analysen waren so hart, dass der eine oder andere Spieler sogar geweint hat. Das führte dazu, dass wir einmal 63 Rückpässe gespielt haben, weil die Spieler Angst hatten, dass die Fehlpässe am nächsten Tag seziert werden. . ."
Letztlich bewegt sich die Figur van Gaal ständig im Grenzbereich. Das Spannungsfeld reicht von ehrlicher Bewunderung über immense Reibung bis zu aufrichtiger Ablehnung. Nerlinger formuliert es so: "Er wollte den Spielern nicht nur das Passen beibringen, sondern auch ihre Persönlichkeit fördern."
Und ihnen offensichtlich ein paar Bilder fürs Langzeitgedächtnis bescheren.
