FC Bayern München: Sandro Wagner nach Niederlage gegen RB Leipzig wützend
München/Leipzig - Es ist Mitte März, die Bayern verlieren acht Spieltage vor Saisonende bei Vizemeister RB Leipzig – und sind ziemlich entspannt. Als habe man sich in der Kabine nach dem 1:2 bei den Roten Bullen abgesprochen, fielen in den Analysen immer wieder zwei Worte: "Kein Beinbruch!" Es sind höchstens Serien gerissen – und keine Bänder. Spieler und Trainer machten auch nicht den Eindruck, als würde das seltene Erlebnis der ersten Niederlage seit vier Monaten auch emotional einen Knacks auslösen. 18 Pflichtspiele war Bayern ungeschlagen gewesen, hatte in der Bundesliga sechs Auswärtssiege am Stück geholt.
Drei Mal die Note fünf: Der FC Bayern in der Einzelkritik
Für ein Spiel fand der Abo-Meister seinen Meister. "Gegen solch eine gute Mannschaft zu verlieren, das muss man auch mal einkalkulieren", meinte Trainer Jupp Heynckes. Angesichts von immer noch 17 Punkten Vorsprung kann man das auch. "Schlimm ist es nicht, aber es wurmt uns trotzdem", ärgerte sich Mats Hummels über die seiner Meinung nach "verdiente Niederlage gegen eine richtig starke Mannschaft". Leipzig zwängte den Bayern seinen Rhythmus auf. "Die spielen ihren eigenen Stil", meinte Müller und erklärte: "Leipzig ist dann gefährlich, wenn wir den Ball haben. Dann sind sie sehr giftig." So gelang RB der erste Erfolg gegen den Titelverteidiger im fünften Versuch. (Weitere Stimmen zum Spiel finden Sie hier)
Leipzig, das im Vergleich zu den Bayern einen Tag weniger Pause nach dem Europa-League-Spiel am Donnerstag in St. Petersburg hatte, überraschte mit einer Taktik-Variante: eine Dreierkette, eingebettet in ein 3-4-3-System. "Hinten reinnageln wollten wir uns nicht, gegen Fünferketten spielt München jede Woche", sagte Trainer Ralph Hasenhüttl, "wir waren uns einig, dass wir das durchziehen." Die zweite Strategie: "Sprinten mit Ball, ansprinten ohne Ball". Wenn die Bayern derart unter Druck gesetzt werden, machen sie Fehler.
Erkenntnis für Heynckes: Es gibt Gefälle im Bayern-Kader
Dies könnte der Lerneffekt für die großen Herausforderungen in der Champions League im April sein. Heynckes hat endlich wieder pädagogische Ansätze für die entscheidende Saisonphase nach der Länderspiel-Periode. Seine Mannschaft sei "nicht so griffig wie gewohnt" gewesen, sagte Heynckes. Ohne ordnende Stabilisatoren im Mittelfeld wie Javi Martínez oder Thiago fehlte die rechte Balance. Erkenntnis Nummer zwei: Es gibt doch ein Gefälle im Kader, siehe Bernat, der Ribéry vertrat, oder Rudy, der den Leipzigern im Mittelfeld nicht gewachsen war.
Einer sah die Partie ganz anders: Mittelstürmer Sandro Wagner, der Lewandowski-Stellvertreter. Zieht man wohlwollend das Adrenalin ab, das nach seinem Kopfball-Tor und dem energetischen Jubel noch im Überfluss durch seinen Körper raste, bleiben dennoch Fragezeichen. "Wir wussten, dass sie keinen Fußball spielen wollen, darauf waren wir eingestellt", stichelte Wagner und erklärte: "Die haben die Bälle vorgeknallt und sind dann auf die zweiten Bälle gegangen. Das ist ihr Spiel und eine Riesenstärke." Als er in der Hinrunde noch mit Hoffenheim gegen RB angetreten war, "haben wir auch versucht, guten Fußball zu spielen, aber das ist eben schwierig gegen Leipzig. Da musst du etwas anders auftreten."
Müller versicherte, man sei "weiter hungrig". Wann nun die Meisterschaft rein rechnerisch perfekt sei, wäre doch, so Wagner, "eigentlich wurscht. Wir wollen einfach jedes Spiel gewinnen, das ist nicht großartig in unseren Köpfen."