FC Bayern München gegen RB Leipzig: Topspiel in der Bundesliga
Das furiose 5:4 des FC Bayern bei Verfolger Leipzig schreibt Geschichte – und Geschichten. Robben, Alaba, Lewandowski, Müller und Thiago sind die Protagonisten dieser denkwürdigen Partie.
Leipzig - Als Carlo Ancelotti vor ein paar Wochen als deeskalierende Maßnahme Franck Ribéry nach dessen Auswechslung einen dicken Schmatzer gegeben hatte, ärgerte sich Arjen Robben, der andere Flügelstürmer. Der Holländer hoffte auf eine ebensolche Liebkosung. Nach dem 5:4 in Leipzig war es soweit: Bayerns Trainer küsste Robben, auch er fand das Solo in der fünften Minute der Nachspielzeit zum Knutschen.
Mit dem Erfolg in Leipzig hielt Bayern die Serie, sie feierten den 28. Sieg in Folge gegen einen Aufsteiger, andererseits kassierte man erstmals in der Saison vier Tore. Doch weil der fünfte Titel hintereinander längst feststeht, soll hier vom Fünferpack die Rede sein – und von fünf Protagonisten, auch wenn einer nur eine Vorlage lieferte. Bayerns Leipziger Allerlei.
Retter Robben und sein Solo
Der Jubel auf Knien erinnerte an das Champions-League-Finaltor 2013 gegen Dortmund. Robbens zwölfter Liga-Saisontreffer war Ausdruck seines ungebremsten Siegeswillens. "Das war natürlich schön und noch einmal die Bestätigung unserer Saison", sagte Robben, der sich mit nacktem Oberkörper und Sixpack vor der Kurve feiern ließ. "Es ist etwas anderes, wenn du Leipzig am Ende noch einmal schlägst – womit nach dem 2:4 sicher keiner gerechnet hat. Das war super."
Doppelpacker Lewy und der Kampf um die Kanone
Er trifft und trifft und trifft. Robert Lewandowski in Zahlen: 52 Pflichtspiele in dieser Saison, 51 Tore. Nach dem Doppelpack in Leipzig steht der Pole bei 30 aus 32 Ligaspielen, traf allein 18 Mal im Jahr 2017. Weil Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang beim 1:1 in Augsburg lediglich den Ausgleich erzielte, führt Lewy nun mit 30:29. Er hofft am Samstag zum Saisonabschluss gegen Freiburg auf ein "offensives Spiel" und die Verteidigung der Torjägerkanone.
Alaba und seine Beckham-Freistöße
Der Österreicher twitterte ein Foto von seinem Jubel über den Freistoß zum 4:4 in der 90. Minute und schrieb: "Did you see that?" Ja, solch einen Freistoß mit der besonderen Schusstechnik wie einst David Beckham versenkte Alaba auch beim 6:0 in Wolfsburg. Eine linke Nummer. Die Bayern haben einen neuen Spezialisten für ruhende Bälle.
Jungpapa Thiago und die gelbe Verwirrung
Die Fans in der Red-Bull-Arena glaubten, dass Schiedsrichter Stieler Thiago zum zweiten Mal Gelb gezeigt hatte – eine vorherige Verwarnung war auf der Videoleinwand angezeigt worden. Doch es hatte Douglas Costa erwischt. Thiago köpfte das 1:3, sein erstes Tor als junger Vater. Bei Twitter schrieb der Spanier: "Es ist erst vorbei, wenn wir sagen, dass es vorbei ist."
Wüterich Müller und der Zorn auf Keita
Wieder saß Thomas Müller nur auf der Bank, Ancelotti brachte ihn erst nach dem 2:4. Heißt: 3:0 für Müller, der den letzten Treffer von Robben durch einen klugen Pass eingeleitet hatte. Den Treffer selbst konnte der Bayer nicht sehen. "Da war ich mit dem Kollegen Keita in ein Wortgefecht verwickelt nach seinem Attentat auf mich", sagte Müller, die Wade dick bandagiert. Als die Reporter über das Wort "Attentat" lachten, entfuhr es dem Gefoulten: "Das war nicht lustig." Es gehe ihm "ganz okay, aber das war schon krass". Leipzigs Mittelfeld-Motor Naby Keita, der mit Bayern in Verbindung gebracht wird, bekam Gelb. Die Attacke von hinten war dunkelrot.
Irres Spiel - die Bayern in der Einzelkritik