FC Bayern München: Der allerletzte Arbeitstag von Jupp Heynckes

Am Samstag hat Bayern-Coach Heynckes seinen allerletzten Auftritt in der Bundesliga, danach geht der 73-Jährige nach 1.038 Spielen endgültig in die Trainer-Rente. Er sagt: "Ich werde das Leben genießen."
von  Matthias Kerber
Der Triple-Macher: Jupp Heynckes als Bayern-Coach 2013.
Der Triple-Macher: Jupp Heynckes als Bayern-Coach 2013. © Rauchensteiner/Augenklick

München - So sieht also ein Mann aus, der mit sich selber im Reinen ist, der weiß, dass sein Lebenswerk den Stoff zur Legende hat. Vollkommen entspannt, scherzend, friedlich und fröhlich lächelnd betrat Jupp Heynckes zum letzten Mal die Bühne, die so lange sein zu Hause war, bei der er die versammelte Journaille so oft zu seinem andächtig lauschenden Publikum gemacht hatte.

Eine Bühne, die er, der am Mittwoch seinen 73. Geburtstag gefeiert hatte, nach 1.038 Ligaspielen verlässt. Sein Blick ist auf den Ruhestand gerichtet, den er am 9. Oktober 2017 verlassen hatte, um seinem Freund Uli Hoeneß nach dem Rauswurf von Carlo Ancelotti aus der Trainer-Bredouille zu helfen. "Das jetzt war ein Zubrot. Da hat sich mein Helfersyndrom durchgesetzt."

FC Bayern: Mit Jupp Heynckes kam der Erfolg zurück 

So hielt der "Jupp, Jupp, Jupp", dessen dreifach skandierter Name nach dem historischen Triple-Gewinn 2013 zum Synonym für den Dreifach-Erfolg der Bayern geworden war, noch ein letztes Mal Hof bei der Pressekonferenz vor dem letzten Saisonspiel gegen den VfB Stuttgart (Samstag, 15:30 Uhr, live bei Sky und im AZ-Liveticker), bei dem ihm die erneute Meistersause in Form einer Biertaufe droht.

Es ist der 28. Meistertitel der Bayern. Einer, den kaum einer für möglich gehalten hatte. So schlecht waren die Bayern unter Ancelotti. Es war die Ära der bayerischen Wurstigkeit. Doch dann kam Jupp – und mit ihm der Erfolg!

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Jupp Heynckes freut sich auf das Rentner-Dasein

Der 12. Mai 2018 ist also der Tag, an dem Don Jupp die Bundesliga verlässt. "Es braucht nicht unbedingt die Bierdusche sein, darauf lässt sich gut verzichten“, sagte Heynckes. "Aber was lasse ich nicht alles über mich ergehen."

Er freut sich, nach dem Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt am kommenden Samstag endgültig das Rampenlicht, das er nie gesucht, aber das ihn stets gefunden hat, zu verlassen und sich wieder auf seinen Bauernhof in Schwalmtal zurückzuziehen.

"Ich werde ein Stück Anonymität zurückgewinnen", sagte Heynckes, "ich Freude mich, dass ich in die Normalität des Alltags bei der Familie eintauche, wieder das Leben genießen kann, dass ich keine Termine habe." Er freut sich auf das Rentner-Dasein, auf seine Frau Iris, den Hund Cando. Die Ruhe, die Entschleunigung, die Seelen-Oase daheim. Heynckes wird vom Bestimmer wieder zum Konsumenten in Sachen Fußball.

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Jupp Heynckes: Stilles, tiefes Wasser

"Wenn die WM ist und Spieler von mir dabei sind, ist es klar, dass ich vor dem Fernseher sitze", sagte Heynckes: "Aber ohne Bier, Chips oder einem Glas Wein, sondern mit einem stillen Wasser." Ein stilles, aber tiefes Wasser war Heynckes selber lange. Mit seinem letzten Auftritt in der Allianz Arena zieht er auch an "König" Otto Rehhagel vorbei. Heynckes ist mehr als ein König, er ist der Jupp, Jupp, Jupp, der Triple-König.

Seine Erfolgsbilanz ist atemberaubend. Als Spieler, als Trainer. Mit Gladbach holte der Weltmeister von 1974 als Stürmer vier Mal den Titel, wurde zwei Mal Torschützenkönig. Nach dem Karriereende 1978 wurde er Co-Trainer in Gladbach, kurz darauf Chefcoach. Das blieb er bis 1987, bis er das erste Mal bei den Bayern anheuerte (bis 1991).

Nach einem Bilbao-Abstecher ging es zu Eintracht Frankfurt (1994/1995). Danach wieder ins Ausland, ehe er 2003 in die Bundesliga zurückkehrte. Als königsblauer Schalker (2003/2004). 2006/2007 war wieder Gladbach sein Arbeitsplatz, 2009 rettete er Bayern nach dem Klinsmann-Fiasko, es folgte Leverkusen (2009 bis 2011), abermals Bayern 2011- bis 2013 – und dann eben das Sensations-Comeback 2017. Vier deutsche Meisterschaften und einen Pokalsieg sammelte er als Coach ein.

Jupp Heynckes: 12. Mai 2018 ein "Freudentag"

"Es war eine ganz tolle Zeit", sagte Heynckes, bei dem ein "bisschen Wehmut" mitschwingt. "Aber: Ich werde keine Entzugserscheinungen und keine Langeweile haben. Ich habe viele Hobbys, ich werde mich schon beschäftigen. Das ist die beste Medizin, um jung und fit zu bleiben."

20 Jahre war Heynckes alt, als er am 14. August 1965 in der Liga für Gladbach debütierte. Eine Woche später das erste Liga-Tor, eigentlich sein erster Doppelpack gegen Tasmania Berlin. "Er ist eine der prägenden Personen des deutschen Fußballs. Als Spieler und Trainer. Er überzeugte nicht nur durch sein fachliches Wissen, sondern vor allem als Mensch", sagte Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus kürzlich über den Star-Dompteur Heynckes.

Der hatte zwar immer ein offenes Ohr für seine Spieler, machte aber auch klar, dass am Ende nur einer entscheidet. Er hat entschieden, dass nach der Saison Schluss ist. Das Stuttgart-Spiel, das Pokalfinale, dann Ruhe. Aber vorher noch die Meisterschale, die Jupp-Krönung in der Allianz Arena.

"Das ist kein Alltag, sondern ein Freudentag", sagte Heynckes. Er lächelte versonnen. Glücklich über das stressige Hier, das Jetzt und die beschauliche Zukunft.

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