FC Bayern: Goretzka nur in der Startelf, weil Davies gegen Bremen so schwach war?
München - Nach der völlig enttäuschenden 0:1-Niederlage gegen Werder Bremen am vergangenen Wochenende war der Druck beim FC Bayern enorm. Der Rückstand auf Tabellenführer Bayer Leverkusen war bereits auf sieben Punkte angewachsen. Im Nachholspiel gegen Union Berlin am Mittwochabend musste unbedingt ein Sieg her – sonst wäre es für Trainer Thomas Tuchel und seine Stars schon zu Beginn des Jahres richtig unangenehm geworden.
Gegen die Köpenicker stellte der Bayern-Coach seine Startelf um und ließ Leon Goretzka wieder von Beginn an ran. Der Nationalspieler hatte sich im ersten Spiel des Jahres gegen die TSG Hoffenheim (3:0) und gegen Bremen noch mit einem Platz auf der Bank begnügen müssen. Stattdessen erhielten Joshua Kimmich und Raphael Guerreiro im zentralen Mittelfeld den Vorzug. Ein Vertrauensbeweis für den Gelsenkirchener Muskelprotz? Wohl eher nicht!
Tuchel: Goretzka spielte nur, weil Davies zuletzt so schwach war
Dies legt zumindest die Begründung nahe, die Tuchel vor dem Spiel auf die Frage zu Protokoll gab, weshalb Goretzka von Beginn an ran durfte. Im Interview mit "Sky" erklärte der 50-Jährige einigermaßen offen, dass Goretzka nur spiele, weil der zuletzt extrem schwache Alphonso Davies auf die Bank und dafür Guerreiro nach links hinten beordert wurde. "Dadurch ist die linke Sechs/Acht frei", antwortete der 50-Jährige lapidar und verzichtete darauf, seinem Mittelfeldspieler öffentlich ein paar warme Worte mit auf den Weg zu geben. Vertrauen geht anders!
Nach der Partie wurde der DFB-Star auf die Aussagen seines Trainers angesprochen, gab sich aber eher zurückhaltend. "Achso, ja… wenn er das gesagt hat, dann ist das wahrscheinlich so", meinte Goretzka bei "Sky": "Ich fühle mich ehrlich gesagt nicht als Lückenbüßer."
Vor allem aber Davies dürfte die Entscheidung seines Trainers als Denkzettel verstehen. Der Kanadier ist aktuell eines der großen Sorgenkinder bei den Bayern und hinkt seiner Top-Form weit hinterher. Gegen Bremen lieferte Davies eine ganz schwache Leistung und sah beim Gegentor überhaupt nicht gut aus, als er sich von Mitchell Weiser wie ein Schulbub ausspielen ließ.

"Phonzy bekommt jetzt einfach mal eine Pause und wird das Spiel für uns beenden. Er wird kommen, wenn die Räume ein bisschen klarer sind und wir wissen, in welche Richtung das Spiel geht", meinte Tuchel über Davies.
Goretzka nur auf der Bank: Matthäus übt scharfe Kritik an Tuchel
Dass Tuchel Goretzka zuletzt nicht von Beginn an brachte, sorgte unter anderem bei Lothar Matthäus für Verwunderung. In der Sendung "Sky90" übte der Weltfußballer von 1990 scharfe Kritik an der Entscheidung des Bayern-Trainers. "Dass Goretzka wieder nicht von Anfang an gespielt hat, ist für die Stimmung nicht gut. Diese Entscheidung gegen Goretzka können auch die Spieler nicht verstehen", meinte der Rekordnationalspieler.
Gerade in schwierigen Spielen bräuchten die Bayern Typen wie Goretzka, so Matthäus weiter. "Er ist angesehen in der Mannschaft, hat viele Kumpels in der Mannschaft und ist lange genug dabei. Er ist ein Mentalitätsspieler, der gerade in solchen Spielen dann genau was mitbringt, was sonst keiner in dieser Mannschaft hat", lautete das Plädoyer des ehemaligen Bayern-Kapitäns, der damit einmal mehr deutliche Kritik an Tuchel übte.
Matthäus weiter: "Diese enorme Kraft, die er außerhalb des Strafraums gibt, um in diesen reinzukommen. Die Wege, die er geht, die Zweikämpfe, die er führt und die Persönlichkeit, die mit ihm auf dem Platz steht. Der Antreiber im Mittelfeld hat dem FC Bayern gegen Bremen gefehlt."