FC Bayern: Die Arroganz-Debatte

Nach dem allzu lässigen 3:1 in Wolfsburg schimpft Bayern-Trainer van Gaal, der sich als „dominant und arrogant“ bezeichnet, mit seinen Stars: „Ich bin sehr böse!“ Zumindest Robben wehrt sich
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Nach dem allzu lässigen 3:1 in Wolfsburg schimpft Bayern-Trainer van Gaal, der sich als „dominant und arrogant“ bezeichnet, mit seinen Stars: „Ich bin sehr böse!“ Zumindest Robben wehrt sich

WOLFSBURG Spontan wurde eine Krisensitzung einberufen, sofort nach Schlusspfiff. Denn die Jungs kennen ihren Trainer, sie wussten wohl schon, was kommen wird. Also steckten Torhüter Butt, die Abwehrspieler und Kapitän van Bommel die Köpfe zusammen und analysierten am Mittelkreis gestenreich, was schief gelaufen ist in Wolfsburg, beim 3:1-Sieg, beim Auswärtssieg gegen den – ja, tatsächlich – noch amtierenden Deutschen Meister VfL.

Hilflos hatten die Fans in der VW-Stadt im Angesicht der Niederlage darauf hingewiesen, dass sie Meisterfans sind – was putzig rüberkam. Ebenso hilflos müssen sich die Bayern-Profis vorgekommen sein als sie, gerade den achten Bundesliga-Sieg in Serie verbucht, in die Kabine kamen. Sie ahnten: Der Coach ist sauer. Er ließ es die Spieler sofort wissen. Und die Reporter.

Klar, für einen fußballerisch pedantischen Trainer wie Louis van Gaal, für einen Liebhaber der Perfektion, war der Auftritt in Wolfsburg eher ein Rückschritt. Daher schimpfte er: „Ich bin sehr böse. Das war kein guter Fußball. Das war arroganter Fußball. Wir waren nicht konzentriert.“ Und konkreter: „Wir dürfen beim Stand von 1:0 oder 2:0 nicht so arrogant auftreten. Nach dem 2:0 hatte Wolfsburg einige Chancen. Das war unnötig.“ Über das Resultat, über die drei Punkte, sei er „froh“, das war’s dann aber auch.

Ein echter van Gaal? Oder doch nur Kalkül? Ein Strategiespiel ganz in der Tradition von Ex-Manager Uli Hoeneß, der die Spielausgänge meist antizyklisch kommentierte, um Reizpunkte zu setzen. Nach dem Motto: Wider die Trägheit! Wider die Selbstzufriedenheit! Wider die Arroganz! Stopp – da war doch was. Hatten die Bayern in Wolfsburg nicht so gespielt, wie sich der Trainer sich selbst in seiner ersten Pressekonferenz charakterisiert hatte. Dominant – aber ja, so treten die Bayern derzeit auf. Arrogant? Ja, auch. Ein Kollateralschaden der Siegesserie. Und doch in bester Tradition, oder war es nicht Franz Beckenbauer, der mittels seiner überlegenen, teils Gegner veräppelnden Spielweise einen Stil prägte: Mia san mia, wer seid ihr?

Van Gaal handelte nach der Maxime: „Wehret den Anfängen!“ Doch ausgerechnet einer seiner Lieblingsschüler fand den Arroganz-Vorwurf nicht witzig. „Damit bin ich nicht einverstanden“, widersprach Arjen Robben, „wir sind auch Menschen. Wenn du 3:1 in Wolfsburg gewinnst, dann kannst du dich nicht beschweren. Drei Tore pro Spiel sind gut, oder?“ Ein Statement direkt nach dem Schlusspfiff.

Die Aussagen der Spieler, die nach dem Duschen aus der Kabine kamen, hörten sich so an: „Der Trainer hat Recht. Das Spiel war nie in Gefahr, aber es geht um die Art und Weise, wie wir gespielt haben“, sagte Mario Gomez und van Bommel konstatierte: „Es ist schon lange her, dass wir so viele Chancen zugelassen haben.“

Die Frage ist die: Strahlt der Charakter eines Trainers nicht auf die Mannschaft ab? In der „WamS“ sagte van Gaal: „Ich war immer ein sehr harter Arbeiter. Ich habe alles gemacht, um mich ständig zu verbessern.“ Und: „Mir ist nichts zugeflogen.“ Sowie: „Ich bin ein Kommunikator. Und dazu kommt, dass ich sehr gut mit Menschen umgehen kann. Ich kann in die Seele eines Menschen schauen. Jetzt habe ich alles gesehen.“ Und sehr erfahren sei er auch.

Keine Frage, der Mann ist selbstbewusst. Über Arroganz lässt sich bekanntlich streiten.

Patrick Strasser

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