Ex-FC-Bayern-Star Thomas Müller: Warum er bereits im Dezember wieder zurückkommt
AZ: In den letzten Jahren haben Sie sich beim FC Bayern um die Integration von Neuzugängen gekümmert, nun sind Sie zum ersten Mal selbst Neuzugang. Wie hat sich das angefühlt?
THOMAS MÜLLER: Klar, gegen Ende meiner Zeit beim FC Bayern habe ich die Spieler integriert. Je älter ich wurde, desto souveräner wurde ich. Du fährst dann ans Trainingsgelände und es ist wie dein Wohnzimmer. Aber in den ersten zehn Jahren meiner Karriere war ich bei jedem Saisonstart immer wieder nervös. Ich musste mich immer wieder beweisen. Die Mannschaft hat sich verändert und sie haben wieder einen Spieler auf meiner Position gekauft. Man ist also immer irgendwie ein Neuzugang. Erst als meine Rolle in den letzten Jahren sportlich ein bisschen kleiner wurde, spürte man ein bisschen weniger Verantwortung. Dann ist man auch ein bisschen lässiger.
Müller singt "Ain't no sunshine" zum Einstand
Mussten Sie zum Einstand singen?
Ich habe "Ain't no sunshine" von Bill Withers gesungen. Old School, aber passt wunderbar zu meiner Stimme (lacht).
Haben Sie schon Lieblingsorte in der Stadt?
Ich bin nicht so der Lieblingstyp und habe mich bisher in erster Linie um den Sport gekümmert. Die Stadt hat einiges zu bieten, sowohl High Class als auch Urban Style. Für die Leute, die für die WM im nächsten Jahr kommen, gibt es viel zu entdecken. Das gilt für Naturliebhaber wie auch für diejenigen, die sehr gut essen gehen wollen. Die Menschen in Vancouver sind megafreundlich und die Stadt ist sehr sauber und sicher.

Bayern-Legende: "Ich mag es sehr, an der Marina spazieren zu gehen"
Wenn man einen Thomas Müller in seiner Freizeit nicht auf dem Golfplatz findet: Was macht er dann in Vancouver?
Als die Temperaturen noch wärmer waren, war ich schon am Strand. Ich habe leider noch nicht Beachvolleyball gespielt. Das ist hier echt beliebt. Ich mag den Flair. Wandern war ich noch nicht, obwohl das nicht zu weit weg wäre, werde ich aber bald nachholen. Aber einmal war ich beim Fischen mit Teamkollegen. Und ich mag es sehr, an der Marina spazieren zu gehen.
Sie waren jetzt auch schon öfter bei den Vancouver Canucks.
Ich bin jemand, der in der Freizeit gerne Sport schaut. Wenn wir noch ein NBA-Team hätten, wäre das top. (lacht)

Müller muss sich an die enorme Zeitverschiebung erst gewöhnen
Sie sind allein nach Vancouver gezogen, hatten zuvor immer die Familie um sich herum. Gibt es Momente, in denen Sie sich einsam fühlen?
Manchmal schon ein bisschen. Ich habe eigentlich schon in Deutschland gewusst, was auf mich zukommt. Aber wenn man die neun Stunden Zeitverschiebung in diese Richtung lebt, passt es nicht gut mit der Uhrzeit in Deutschland zusammen. Du arbeitest hier meistens vormittags, weil Vancouver durch den Zeitunterschied von drei Stunden zum wirtschaftlichen Zentrum an der Ostküste früh startet, um nichts zu verpassen. Das heißt: Die ganze Stadt ist früh wach. Du hast oft auch nicht die Lust, wenn du um sieben Uhr aufstehst, dass du direkt um halb acht die ersten drei Calls führst. Daheim ist es dann schon 16.30 Uhr. Und wenn das Training fertig ist, ist es schnell mal 14 Uhr, denn in meinem Alter muss man sich ein bisschen länger um seinen Körper kümmern (lacht). Daheim ist es dann schon wieder 23 Uhr.
Wenn ich mich eigentlich wieder um meinen Schlaf kümmern will und spätestens um 23 Uhr ins Bett gehe, ist es in Deutschland gerade so acht Uhr am Morgen. Dann wollen die nicht unbedingt reden. Die Möglichkeit, mit Familie und Freunden länger zu telefonieren, habe ich am besten vor Spielen am Wochenende. Das ist schon ein Unterschied, an den man sich gewöhnen muss, wenn man so darauf achten muss, wann man jemand anrufen kann. Andererseits ist es auch nicht schlecht, weil man sich dann mehr auf das Leben hier einlässt.
Wie regelmäßig planen Sie Heimatbesuche?
Ich war schon mal Anfang September daheim, um noch ein paar Dinge zu organisieren. Selbst, wenn wir in den Playoffs weit kommen, ist die Saison in zwei Monaten zu Ende. Dann sind eineinhalb bis zwei Monate Pause. Mein erster Aufschlag in der MLS und meine erste Auslandserfahrung ist also relativ soft, weil es keine lange Saison ist, sondern ich schon im letzten Drittel der Saison angekommen bin. Im Dezember werde ich wieder in Deutschland sein.
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