Erinnerungen an Robbéry: Der FC Bayern hat ein neues Traumduo

Ganz am Ende seines ersten Arbeitstages in der Allianz Arena nahm sich Luis Díaz noch Zeit für die kleinsten Fans. Vor dem Ausgang des Kabinengangs, wo die Mannschaftsbusse stehen, schrieb der Kolumbianer Autogramme und stand für Fotos parat – an der Hand seine kleine Tochter Roma, fröhlich hüpfend im roten Bayern-Trikot mit der Nummer 14 und dem Namen ihres Papas darunter. Dann sagte das Díaz-Duo Adios – zu den Fans, den Ordnern, und stieg ins Auto. Ab nach Hause. Es war ein guter Tag für Familie Díaz.
FC Bayern München: Starkes Díaz-Debüt
Der Neuzugang der Münchner gab in der zweiten Halbzeit sein Debüt beim 2:1 im Testspiel gegen Olympique Lyon – und er zeigte direkt, dass er eine große Verstärkung auf der linken Seite sein kann. Wenn Díaz den Ball bekam und mit viel Tempo zu einem Dribbling ansetzte, ging ein begeistertes Raunen durchs Stadion. Diese Oh-und-Ah-Momente kannte man in der Vergangenheit vor allem von Franck Ribéry und Arjen Robben, zuletzt auch von Jamal Musiala.
Die Hoffnung der Bayern-Verantwortlichen: Mit Díaz links und dem famosen Franzosen Michael Olise rechts, der ebenfalls nach Einwechslung beide Tore schoss (53., Foulelfmeter, 62.), haben sie nun wieder ein Duo zusammen, das höchsten internationalen Ansprüchen genügt. Eine vielversprechende Flügelzange.
"Ich fühle mich sehr wohl, bin glücklich, hier zu sein und jetzt mein erstes Spiel bestritten zu haben", sagte Díaz, der nach dem Schlusspfiff einem glücklichen Fan mit "Lucho"-Plakat sein regennasses Trikot zuwarf: "Wir haben eine gute Leistung gezeigt und hatten die Kontrolle über das Spiel. Ich hatte gute Chancen. Leider konnte ich kein Tor machen, hoffe aber, dass ich im nächsten Spiel treffen kann. Mein Ziel ist es, der Mannschaft zu helfen und Titel zu gewinnen."

Mitspieler angetan von Díaz
Der erste Eindruck war ein sehr guter, das fiel auch den Kollegen auf. "Ich habe schon das Gefühl, der kommt gern zum Training. Der hat wirklich Spaß am Fußball, und das ist das, was wir brauchen", sagte Joshua Kimmich. Díaz habe "immer ein Lächeln im Gesicht". Und eine Finte im Repertoire. Logisch, dass schnell Erinnerungen an die Ribéry-Robben-Ära wach wurden.
"Wir sagen immer: 'Don’t believe the hype, don’t believe the drama'", bremste Sportdirektor Christoph Freund ein bisschen: "Schön in der Mitte bleiben. Die beiden haben sehr, sehr viel Potenzial. Michael ist schon ein Jahr hier, Luis Díaz hat schon sehr viel erreicht, viel gesehen, top Qualität. Wir haben einen ganz wichtigen Transfer getätigt. Ich freue mich auf alles, was kommt."
67,5 Millionen Euro plus Boni kostet Díaz den FC Bayern, dafür hat das Team von Trainer Vincent Kompany nun einen Star, der sofort weiterhilft. Mindestens auf dem Niveau von Leroy Sané (ablösefrei zu Galatasaray). "Er hat sehr frisch gewirkt", sagte Freund. Der 28-jährige Díaz sei ein "absoluter Mannschaftsspieler, der auch sehr torgefährlich ist, also viele Scorer-Punkte können wir uns schon erwarten."

Kane lobt den Neuzugang
Davon dürfte nicht zuletzt Harry Kane profitieren, der im Sturm auf Vorlagen lauert. "Natürlich haben wir erst ein paar Trainingseinheiten absolviert, aber er wirkt hungrig und konzentriert, spielt mit einem Lächeln im Gesicht", sagte Kane. "Wir werden ihn diese Saison brauchen. Ich freue mich riesig, ihn zu haben." Nicht nur Kane, sondern der gesamte Klub.
"Als Stürmer, als Nummer neun, spielt man gerne mit solchen Spielern", ergänzte Kane, der einst mit Tottenham schon öfter gegen Ex-Liverpool-Profi Díaz spielt: "Ich fand ihn in seiner Zeit bei Liverpool sehr effektiv, er kann den Unterschied ausmachen. Ich habe schon gesagt, dass ich in dieser Mannschaft meine Chancen bekommen werde, und ich denke, er trägt dazu bei." Übrigens: Auch kommunikativ klappt es schon ganz gut mit Díaz, der hauptsächlich Spanisch spricht. "Sein Englisch ist okay", verriet Kane grinsend.

Talente zeigen sich
Und sonst? War der Lyon-Test vor allem eine Bewährungsprobe für einige Bayern-Talente. Der erst 16-jährige Innenverteidiger Cassiano Kiala hinterließ ebenso einen guten Eindruck wie Lennart Karl (17, Rechtsaußen) und David Daiber (18) im defensiven Mittelfeld. Etwas unauffälliger agierten Stürmer Jonah Kusi-Asare (18) und Zehner Paul Wanner (19).
"Die Jungs machen es echt gut, also wirklich", lobte Kimmich den Nachwuchs. Und Freund meinte: "Sie sind ja wirklich sehr junge Burschen, 16 bis 18 Jahre. Sie haben sich sehr gut eingefügt, haben keinen Respekt gezeigt, gute Leistung gebracht. Wichtig war einfach, dass sie sich gut integriert haben, dass sie gezeigt haben, sie können auf dem Level mitspielen."
Wanner, der zuletzt an Elversberg und Heidenheim ausgeliehen war, soll sich in dieser Vorbereitung beweisen. Jamal Musiala fehlt als Spielmacher noch monatelang. "Sehr cool", sei es gewesen, "mal wieder mit den alten Jungs zu spielen", sagte Wanner. Dennoch könnte der Deutsch-Österreicher nach AZ-Informationen in den kommenden Wochen noch verliehen werden. "Mein Fokus liegt auf der Vorbereitung", sagte Wanner dazu nur, er sei mit Bayern "in einem guten Austausch". Während Wanners Zukunft also offenbleibt, setzte Díaz ein erstes Zeichen: Der Kolumbianer ist gekommen, um zu bleiben. Und die Fans zu verzücken.