Emanzipation der Pep-Jünger: Kompany und Arteta stehen für die neue Trainer-Generation
Vor drei Wochen hieß es in der Champions League: Erster gegen Zweiter. Mit einem 2:1-Auswärtserfolg stürzte der FC Bayern München den Tabellenführer der Ligaphase, Titelverteidiger Paris St. Germain.
Diesen Mittwoch (21 Uhr, DAZN) kommt es in der Königsklasse erneut zum Duell der Besten: FC Arsenal gegen Bayern, Zweiter gegen Erster. Der souveräne Tabellenführer der Premier League fordert den noch viel souveräneren Tabellenführer der Bundesliga, beide Teams sind auf europäischer Bühne nach vier Spieltagen noch ohne Punktverlust.
FC Bayern München gegen FC Arsenal: Trainerduell der Spitzenklasse
"Das wird sicherlich ein echtes Brett", glaubt Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen, während Sportvorstand Max Eberl findet: "Es ist nicht umsonst das Duell 'Eins gegen Zwei'." Des Erfolgs Kern: Die Trainer. Hier Mikel Arteta, dort Vincent Kompany.

Arsenal gegen Bayern ist in erster Linie ein Trainerduell, das Aufeinandertreffen von Mastermind I und II der aktuell in Europa formstärksten Teams. Wer sticht wen aus? Kann ein Coach den anderen überhaupt überraschen? Beide prägen ihre Mannschaften mit ihrem ureigenen Stil.
Arteta und Kompany stehen zusammen mit Alonso für eine neue Trainer-Generation
Hier Mikel Arteta, 43 Jahre, Spanier, einst zentraler Mittelfeldspieler, geprägt vom Pep-Idealismus, dann hautnah dabei als Co-Trainer an der Seite von Guardiola. Dort Vincent Kompany, 39 Jahre, Belgier, einst zentraler Abwehrspieler, inspiriert vom Pep-Kosmos, dann hautnah dabei als Kapitän unter von Guardiola. Beide unterscheiden sich in ihrem Arbeitsstil und in ihrer Menschenführung deutlich vom einstigen Lehrmeister.
Arteta und Kompany stehen wie auch Xabi Alonso (43), der Carlo Ancelotti bei Real Madrid nachfolgte, für eine neue, andere Generation von Coaches. Wenn auch der Spanier, der als zentraler Mittelfeldspieler auch beim FC Bayern seine großen Fußstapfen hinterließ, aktuell bei den Königlichen in die Kritik geraten ist.
Kompanys Aufstellungen sind für die Spieler nachvollziehbar
Noch ein weiterer Spanier, Luis Enrique von PSG, mit 55 Jahren etwas älter, glänzte einst als variabler Offensivakteur. Sie alle sind Spielerversteher, nah dran an der aktuellen Spielergeneration. Sie lösen die alten Platzhirsche ab. Die Zeiten von Alphatieren wie Ancelotti, Guardiola, José Mourinho und Jürgen Klopp, die sich oftmals mit überraschenden Über-Nacht-Ideen zu übertreffen versuchten und verzockten, scheinen vorbei.
Kompany coacht pragmatischer, ist berechenbar, seine Aufstellungen sind für die Spieler nachvollziehbar. Eines der Geheimnisse des Erfolges.
Die jungen Gar-Nicht-So-Wilden haben sich von den alten Helden emanzipiert. Taktisch setzen sie auf aggressives Pressing, Positionsrotationen und flexible Strukturen. Pure Dominanz? Eher Kontrolle mit Anpassungsfähigkeit. Ballzirkulation ja, jedoch ohne dogmatischen Ballbesitz à la Pep.
Arsenal mit einer Pflichtspielniederlage bisher, Bayern ungeschlagen
Bei den Nachfolgern der Altmeister ist gegenseitiger Respekt die Basis. Mourinho und Wenger, Klopp und Guardiola definierten sich als Antipoden, Ablehnung war Teil ihres Antriebs. "Ich versuche, als junger Trainer bescheiden zu bleiben und so zu sein, wie ich bin: ein kooperativer Mensch", antwortete Kompany auf die Frage nach seinem Führungsstil und erklärte: "Jeder soll sich wertgeschätzt fühlen, damit wir die Stärken der Einzelnen bündeln können. Ich glaube, dass wir so schneller wachsen."
In seiner zweiten Saison schoss die Pflanze FCB enorm empor, 17 Siege (ein Remis) in 18 Pflichtspielen, 17 Siege. Arsenal verlor nur eine von bisher 18 Partien.
FCB oder Arsenal? Legt ein Team am Mittwoch den Grundstein für den CL-Triumph?
In 17 Monaten in München hat Kompany eine homogene, leistungsorientierte Einheit geschaffen. Er habe "den Spaß zurückgebracht", formte "eine Mannschaft, die Freude am Fußballspielen hat", so Dreesen. Weshalb der Vertrag von "Glücksfall Kompany" (Vereinspatron Uli Hoeneß) bis 2029 verlängert wurde.
Er identifiziert sich mit Bayern wie Arteta mit Arsenal, für das dieser ab 2011 fünf Jahre spielte. Ende 2019 übernahm er die "Gunners", doch neben drei Vize-Meisterschaften reichte es nur für einen Gewinn des FA-Cups (2020). Nun soll der ganz große Coup gelingen, der erste in Arsenals Historie.
Legt einer der Strategen beim direkten Duell im Emirates-Stadium den Grundstein für den Henkelpott-Triumph?
