Ein Phänomen des FC Bayern München: Das altbekannte "Sommerloch"

Beim Auftakt-Sieg der Bayern gegen Leverkusen offenbart die Mannschaft von Carlo Ancelotti noch einige Schwächen. „Wir müssen kompakter stehen“, fordert der Trainer. Auch Oliver Kahn kritisiert
Patrick Strasser |
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Auch Carlo Ancelotti war mit vielem noch nicht zufrieden beim Saisonauftakt gegen Leverkusen, doch der Coach macht sich keine Sorgen.
imago Auch Carlo Ancelotti war mit vielem noch nicht zufrieden beim Saisonauftakt gegen Leverkusen, doch der Coach macht sich keine Sorgen.

Beim Auftakt-Sieg der Bayern gegen Leverkusen offenbart die Mannschaft von Carlo Ancelotti noch einige Schwächen. „Wir müssen kompakter stehen“, fordert der Trainer. Auch Oliver Kahn kritisiert.

München - Der August in Bayern. Schulferien. Urlaubszeit. Hier Leere, andernorts Stau. Jeder "Tatort" ist eine Wiederholung, Jauch quizzt nicht, Lanz talkt nicht. Auch der Fußball ächzt und stöhnt, befindet sich im grauzonigen Aggregatzustand. Zwischen Sommerpause und "wir wissen noch nicht, wo wir stehen".

Die Bundesliga beginnt, manch einer streikt sich weg, andere jubeln sich ins Krankenhaus. Und der FC Bayern gewinnt sein Auftaktspiel – alle Jahre wieder. 3:1 gegen Leverkusen, ganz schön knapp im Gegensatz zu früheren Auftaktabreibungen für Eröffnungs-Sparringspartner wie den Hamburger SV und Werder Bremen. Und doch war etwas ganz anders bei diesem Liga-Start im Sommergewitter des Freitagabend.

Altbekannt, das Sommerloch

Die Gäste hatten mehr Chancen, verzeichneten 12:6 Torschüsse, waren in der zweiten Halbzeit sogar häufiger am Ball als der Meister, mit 50,5 Prozent Ballbesitz. Unerhört! Die Ballbesitz-Quote, einst ein Fetisch von Pep Guardiola, lag selbst unter Carlo Ancelotti immer mindestens bei 54 Prozent, gegen Leverkusen bei 51,3 Prozent. Alarmierend!

"Es war sehr auffällig und ich muss länger zurückdenken, dass der FC Bayern so viele Torchancen zugelassen hat“, sagte der ehemalige Bayern-Kapitän Oliver Kahn im ZDF. Beängstigend? Nein, nicht doch. Bei den Patzern und Abstimmungsschwierigkeiten der Bayern handelt es sich um das an der Säbener Straße altbekannte Phänomen Sommerloch.

Am liebsten im August gegen die Bayern

Eine schon gewohnte Leistungsdelle im August, die nach einer Vorbereitung mit Trainingsrückkehrern zu unterschiedlichen Zeitpunkten fast schon normal ist. Dazu kommen Verletzungen, Dienstreisen auf ferne Kontinente und die Integration der Neuen. Im August, so tuscheln Verantwortliche anderer Bundesliga-Vereine, wolle man am liebsten gegen die Bayern spielen.

Am ersten oder zweiten Spieltag, wenn der Meister-Kader noch nicht neu sortiert und der Meister-Motor nicht geölt ist, habe man bessere Chancen. Wie sonst nur im April oder Mai, wenn die Münchner als Champion feststehen. Das sommerliche Leistungsloch war auch räumlich auf dem Platz zu erkennen. "Wir haben nicht so gut verteidigt, haben zu viele Räume zwischen den Linien gelassen", bemängelte Ancelotti, der die Verbindung zwischen Viererkette und defensivem Mittelfeld meinte.

Ein anderes Kaliber

Gleichzeitig aber sagte der Italiener gelassen: "Es war schwierig – wie immer beim ersten Spiel. Das kann zu diesem Zeitpunkt passieren, wir stehen erst am Anfang der Saison. Um zu null zu spielen, müssen wir kompakter stehen." Mit einem Provisorium. Nach der Auswechslung von Mats Hummels wegen Magenproblemen stand eine Viererkette der Improvisation auf dem Feld: Kimmich, Süle, Alaba, Rafinha.

Der Brasilianer, ein Rechtsfuß, leistete sich auf der für ihn unkommoden Seite vor dem 3:1 einen Stellungsfehler. Die Reihe schwamm im Gewittersturm, das Zentrum um Rudy, Vidal und Tolisso hat ebenfalls noch keine perfekte Abstimmung – und kann sie auch nicht haben. Es ließ Lücken und die Hintermänner im Stich. Sind alle Mann an Bord, dürfte die Aufstellung so aussehen: Kimmich, Boateng (als Ersatz: Martínez), Hummels, Alaba und davor Thiago, Vidal sowie Rudy oder Tolisso. Ein anderes Kaliber.

Die aktuell verletzten Boateng und Martínez dürften nach der Länderspiel-Periode für die Partie in Hoffenheim (9.9.) wieder zur Verfügung stehen. Die Bayern sind aktuell also bedingt abwehrbereit und dennoch hieß es am Ende 3:1. Nächsten Samstag hat Werder Bremen die Sommerloch-Chance auf etwas Zählbares.

Wahrscheinlich war Bayerns neuer Sportdirektor Hasan Salihamidzic auch so entspannt, weil das Sommerloch kommt und geht wie eine kleine Sommergrippe. "Wir haben gewonnen, das ist gut. Es gab ein paar Sachen, die wir verbessern werden, aber ich mache mir keine Sorgen." Na dann. 

Lesen Sie hier: "Bock auf mehr" - Starke Neuzugänge prägen Bayern-Start mit Schwächen

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