Ein Mann, ein Wort: Van Gaal vertraut Jüllich
Bayern-Amateur (20) debütiert gegen Real – und muss sich nun wieder hinten anstellen. Im Pokal bei Germania Windeck ist er nicht dabei
MÜNCHEN Schüchtern war er dann erst nach dem Abpfiff. Auf dem Platz hatte Nicolas Jüllich eben so gespielt, als wäre es nicht sein erstes Mal in der Profimannschaft des FC Bayern gewesen. Als die Reporter den 20-Jährigen auf dem Weg aus der Allianz Arena am Freitagabend zu einem Kommentar überreden wollten, zögerte er. Eine Frage nur, ganz kurz. Ein Kamera-Team überredete ihn.
„Herr Jüllich. Das war ihr Debüt mit den Profis. Sie haben gegen keinen Geringeren als Cristiano Ronaldo gespielt. Hat er was zu Ihnen gesagt?“
„Nö.“
Ende des Gesprächs. Abgang Jüllich. Ein Mann, ein Wort. Er ließ lieber Leistung sprechen. Und Mitspieler. Kapitän Mark van Bommel beurteilte die Leistung des Mittelfeldspielers, der zuvor nicht ein Mal mit der ersten Mannschaft trainiert hatte, als „sehr, sehr gut“.
Zum 1. Juli ist Jüllich von Waldhof Mannheim (4. Liga) nach München gekommen, trainiert seitdem bei Hermann Gerlands zweiter Mannschaft und absolvierte bereits drei Drittligaspiele.
„Das ist ein guter Junge“, sagte Gerland der AZ, „er spielt ordentlich, ist frech, hat keine Angst.“ Wie zu sehen war. Weil Philipp Lahm wegen eines eingeklemmten Nervs am Rücken ausfiel, musste Jüllich ran. Van Gaal: „Ich habe ihm das einen Tag vorher gesagt, damit er sich vorbereiten und das Spiel imaginieren kann. Ich hatte Vertrauen in ihn und er hat das gut gemacht.“ Der Holländer erklärte: „Wenn man vor 69000 Zuschauern so ruhig bleibt in der vollen Allianz Arena und auch noch gegen Cristiano Ronaldo spielt – ich habe einen sehr guten Amateur gesehen.“
Nun muss sich Jüllich wieder hinten anstellen. Im Pokal bei Germania Windeck wird er nicht im Kader sein: Lahm ist fit. Jüllich hat daher Zeit für die Aufarbeitung in der Familie. Sein Bruder Christoph (22) spielt für den SC Freiburg II, sein Vater Gernot hat einst 57 Zweitligaspiele gemacht. Setzt ihn van Gaal ein Mal in der Liga ein, übertrumpft er seinen Papa.
ps/mos