Ein Dämpfer? Aber gerne!
Trotz neuer Stars patzen die Bayern bei der 1:2-Niederlage gegen den HSV. Noch geht’s nicht um Punkte – Trainer Jupp Heynckes kommt die Niederlage nicht einmal ungelegen.
Mainz - Mit einem Wort wollte Christian Nerlinger alle Zweifel wegwischen. Als der Sportdirektor vor der Bayern-Kabine am späten Dienstagabend gefragt wurde, was er denn nun von der 1:2-Pleite im Halbfinale des „Liga total!“-Cups gegen den Hamburger SV halte, zuckte der Sportdirektor mit den Achseln und erwiderte: „Vorbereitung!“
Der schlechte Eindruck, die alten Fehler in der Defensive trotz neuem Trainer, neuer Philosophie und neuem Personal – nur eine Momentaufnahme. So die Hoffnung. Dass Manuel Neuer einmal patzt wie vor dem 0:1? Künstlerpech.
Dass jedoch die Abwehr ausgerechnet über links – Philipp Lahm hatte ja extra wieder die Seite gewechselt – verwundbar erschien, dürfte doch ein leichtes Magendrücken bei den Verantwortlichen verursacht haben. „Wäre es das erste Bundesligaspiel gewesen, müsste man eine grausame Leistung attestieren“, analysierte Nerlinger, „aber ich glaube, dass die Unkonzentriertheiten in unserem Spiel mit dem harten Vorbereitungsprogramm zu tun haben.“
Welches auch in Mainz weiterging – trotz der zwei Mal 30 Minuten an zwei Abenden (das Spiel um Platz drei gegen Gastgeber Mainz 05 war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht angepfiffen). Jene zwölf Spieler im 24er-Kader, die in der ersten Partie nicht eingesetzt wurden, machten schon während der zweiten Halbzeit ein ausgedehntes Fitnessprogramm an der Seitenlinie und gingen nach Spielende auf den Platz. Am Mainzer Bruchweg wurde auch am Mittwochvormittag trainiert. Da nimmt Trainer Jupp Heynckes keine Rücksicht. Und der Dämpfer zur rechten Zeit kam dem 66-Jährigen wohl nicht ungelegen.
Während BVB-Trainer Jürgen Klopp überall damit hausieren geht, der FC Bayern sei „haushoher Meisterschaftsfavorit“, macht Heynckes in Understatement: „Dortmund ist amtierender Meister, und der Meister geht natürlich auch als Favorit in die neue Saison, auch Bayer Leverkusen hat eine intakte Mannschaft und sich verstärkt, diese Mannschaften werden sich wohl mit uns um den Titel streiten.“
Ein Dreikampf? Jedoch ohne Freifahrtschein für einen erneuten Titel in einer Saison, die in ein großes Turnier, die EM 2012 in Polen und der Ukraine, mündet – siehe 2008 oder 2010, als den Bayern das Double gelang. „Natürlich wollen wir Deutscher Meister werden“, betonte Heynckes, „aber vor dem 34. Spieltag ist noch kein Meister gekürt worden. Es gibt immer Vorschusslorbeeren, aber man muss erstmal seine Spiele gewinnen – glauben Sie mir, ich weiß das.“ Er glaubt: „Das wird alles, wir haben Zeit.“
Nach dem Turnier in Mainz folgen vor dem ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal am 1. August in Braunschweig noch drei Testspiele (am Samstag in Passau gegen eine Fanklub-Auswahl sowie der Audi-Cup kommende Woche in der Allianz Arena). „Man hat gesehen, dass die Bundesliga in diesem Jahr alles andere als ein Selbstläufer wird“, sagt Sportchef Nerlinger, „es liegt eine Menge Arbeit vor uns.“