Dritter Henkelpott im Visier: Steigt Neuer endgültig in eine Riege mit Bayern-Legende Maier auf?

Die eine Vereinslegende des FC Bayern ist nun weg, weit weg. In Kanada. Und kickt in der nordamerikanischen MLS: Thomas Müller. Der 36-Jährige begeistert die Fans der Vancouver Whitecaps, auf dem Platz und mit seinem neuen Look.
"Der Bartwuchs hat mich bei ihm ein bisschen irritiert, aber ansonsten, glaube ich, passt alles bei ihm. Aber es ist ja seine Entscheidung, wie er rumläuft", sagte die zweite noch in München kickende Vereinslegende Manuel Neuer mit einem Schmunzeln. Letzten Samstag, nach dem 5:0 der Bayern in der Bundesliga gegen den Hamburger SV, gratulierte der Kapitän seinem ehemaligen Vize zum 36. Geburtstag - per Videotelefonat. Glückwünsche von Weltmeister zu Weltmeister.
Rekordspieler Müller bleibt für Neuer unerreichbar
Ein bisserl vermisst man sich schon, das beruht auf Gegenseitigkeit. 25 Jahre war Müller bei seinem FC Bayern, bevor sein Vertrag - anders als der von Neuer - nicht erneut um ein weiteres Jahr bis 2026 verlängert wurde. Der Torhüter ging also erstmals in seiner Säbener-Karriere ohne seinen "Mull", so meist der Spitzname, in eine Saison. Nun auch auf europäischem Parkett mit dem Auftakt-Kracher der diesjährigen Champions-League-Ligaphase gegen den Klub-Weltmeister FC Chelsea.
Seit seinem damals so umstrittenen Wechsel vom FC Schalke 04 im Sommer 2011 ist der gebürtige Gelsenkirchener Neuer beim FC Bayern, bestritt bis dato 565 Pflichtspiele, darunter 128 in der Champions League. An Kumpel Müller, den Rekordspieler (756 Pflichtspiele insgesamt) und Rekordmeister (13 Titel) des Rekordmeisters kommt Neuer nicht heran. Der absolvierte inklusive des Ausscheidens im April gegen Inter Mailand (1:2, 2:2) 163 Einsätze für die Roten in der Königsklasse - Rang eins vor Neuer.

Champions-League-Spiele: Neuer hat mehrere Legenden im Visier
Doch der Keeper kann seine Statistiken noch verbessern, weitere Rekorde jagen. Da er einst 22 Partien für die Königsblauen in der Champions League bestritt (lang, lang ist’s her: 2007/08 und 2010/11), zieht Neuer bald mit Real-Ikone Toni Kroos (151 Einsätze) und Barcelonas Legende Xavi, beide im Ruhestand, gleich und überholt demnächst auch Karim Benzema (152 Spiele, bei Al-Ittihad in der saudi-arabischen Pro League unter Vertrag). Dann wäre Neuer in der ewigen Top5-Rangliste der Champions League, vor ihm nur noch Müller, Lionel Messi, Iker Casillas und Cristiano Ronaldo. Der eine kickt in den USA, der andere ist zurückgetreten, der dritte in Saudi-Arabien.
Doch diese Rekorde sind nicht Neuers Mission. Er hat eine andere Vision, die große "3" im Kopf. Sein großes Ziel in seiner - wer weiß? - letzten Saison mit Bayern ist es, die Champions League zu gewinnen. In bisher 14 Anläufen mit Neuer kam Bayern stets in die K.o.-Phase: Ein Mal ins Achtelfinale, fünf Mal ins Viertelfinale, fünf Mal ins Halbfinale und ein Mal ins Finale (das Drama 2012 gegen Chelsea).

Zieht Neuer mit der Legenden-Generation der 70er Jahre gleich?
Neuers Traum: Ein drittes Mal nach 2013 und 2020 triumphieren. Was bisher nur einem Torwart im Bayern-Trikot gelang: Sepp Maier (81). 1974 bis 1976 gewannen die Bayern angeführt von Franz Beckenbauer und Gerd Müller drei Mal hintereinander den Europapokal der Landesmeister. Legendär. Maier und Neuer wurden zudem je ein Mal Weltmeister (1974 bzw. 2014).

Apropos: Ob wirklich schon das letzte Wort nach der Absage Neuers zu einer Rückkehr ins Nationalteam und einer Doch-Noch-Teilnahme an der WM 2026 in Nordamerika gesprochen ist? "Fakt ist, dass ich mich dazu entschieden habe, nicht mehr für die Nationalmannschaft zu spielen", sagte Neuer am Wochenende. Was aber, wenn Marc-André ter Stegen (33), die geplante Nummer eins von Bundestrainer Julian Nagelsmann, nach seiner Rücken-Operation und der geplanten Rückkehr ins Training Ende des Jahres beim FC Barcelona in der Rückrunde nicht wieder die Nummer eins wird?
Jungspund Neuer, der Ende März 40 wird, hält aktuell in Top-Form, weite Ausflüge bis an die Mittellinie wie eh und je inklusive. Mal sehen, was er bei einem SOS-Anruf Nagelsmann im Mai antworten würde.