Dortmunds Dickel trägt Lederhosn

Der Pokalheld, Idol der Borussen-Fans, ist oft zu Besuch in München
von  Interview: M.Kerber
Norbert Dickel: Der 50-Jährige avancierte 1989 mit zwei Toren zum Pokalheld bei Borussia Dortmund, er ist der Stadionsprecher des BVB.
Norbert Dickel: Der 50-Jährige avancierte 1989 mit zwei Toren zum Pokalheld bei Borussia Dortmund, er ist der Stadionsprecher des BVB. © firo/ Augenklick

AZ: Wir singen Norbert, Norbert, Norbert Dickel, jeder kennt ihn, den Held von Berlin”, so singen die Dortmund-Fans immer noch, nachdem Sie 1989 den BVB zum Pokalsieg geschossen haben. Wer wird denn beim Finale am Samstag gegen die Bayern der Held von Berlin, der Dickel 2012?

NORBERT DICKEL: Weidenfeller, Hummels, Subotic, Schmelzer, Pisczek, Kehl, Barrios, Lewandowski...

Okay, okay, die Heldenrolle muss 2012 also auf viele Schultern verteilt werden.

Ich sage es so: Wir haben die deutsche Meisterschaft im Kollektiv gewonnen, wir werden den Pokal im Kollektiv holen.

Der Gegner ist der FC Bayern. Machen Siege gegen die Bayern nach zuletzt vier Triumphen in Folge, überhaupt noch besonderen Spaß?

Es macht schon noch besonderen Spaß gegen die Bayern, das ist speziell. Das soll es auch sein, das wird es bleiben.

Mehr als gegen Schalke?

Schwere Frage. Lassen Sie mich kurz überlegen – nein.

Erzählt wird, dass Sie kürzlich am BVB-Trainingsgelände in einer Lederhose erschienen sind. Haben Sie die den Bayern ausgezogen?

Wer erzählt denn sowas?

Wir haben Ohren.

Haben die auch Augen?

Manchmal!

Okay, ich sage so viel: Ich habe ein Patenkind in München, meine Frau auch. Daher sind wir öfter in München. Und zu Taufen muss man da eine Lederhosn anziehen. Deshalb habe ich eine.

Die Giftpfeile, die Bayern-Boss Uli Hoeneß vor dem Saisonfinale schickte, zeigen doch, dass er den BVB als gleichwertigen Gegner sieht.

Ich kenne Uli Hoeneß sehr gut und schätze ihn sehr. Es war für mich ein Signal, wenn so ein Schwergewicht des deutschen Fußballs den BVB so wichtig nimmt, dass man was richtig gemacht hat in den letzten Jahren.

Der schwarz-gelbe Stachel sitzt nach den zwei verlorenen Meisterschaften tief im Bayern-Fleisch.

Ich verstehe, dass das einen wurmt. Bayern ist ein toller Verein, der ja auch für sich in Anspruch nimmt, der beste Verein in Deutschland zu sein. Das sind sie auch. Aber wenn man mit diesem Anspruch zwei Mal hintereinander nicht den Titel holt, dann ärgert das natürlich. Ich kann dazu nur sagen: Uns freut das.

Wahrscheinlich ist kein Verein in Deutschland in seiner Region so verankert wie Borussia Dortmund.

Ich glaube, so was gibt es sonst nirgendwo. Der Vater nimmt den Sohn mit, der Sohn seinen Sohn oder seine Tochter. Und der Opa den Enkel. Kommen Sie am Samstag nach Dortmund und ich verspreche Ihnen, Sie sind nach zehn Minuten Fan.

Dortmund ist jetzt obenauf, vor ein paar Jahren war der Verein finanziell am Boden.

Ich bin mit Leib und Seele Borusse. Als man dann auf der Geschäftsstelle saß und nicht wusste, ob es am nächsten Tag den Arbeitsplatz noch gibt, da habe ich mich sauschlecht gefühlt. Umso erstaunlicher, was in den sieben Jahren seitdem passiert ist, was Hans-Joachim Watzke, Reinhard Rauball, Michael Zorc und seit vier Jahren Jürgen Klopp hier auf die Beine gestellt haben, da muss man den Hut ziehen.

Die Rettung gelang auch, weil sogar die Bayern Geld gaben.

Ja, das vergessen wir nie. Das war eine großartige Geste, die gezeigt hat, was für ein toller Mensch Uli Hoeneß ist.

Nochmal zurück zum Finale 1989. Was musste denn der Pokal damals mitmachen?

Das war nicht schlimm. Wir haben ihn mit Sekt gefüllt und getrunken. Der Alkohol ging direkt ins Blut. Das war der billigste Vollschwips meines Lebens.  

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