Die Robben-DVD: Ego-Therapie in Oranje

Arjen Robben, zuletzt bei Bayern unglücklich agierend, schießt Holland zum 3:2-Sieg in England – und stichelt: „Hier bekomme ich Freiheit im Spiel und Selbstvertrauen durch den Coach”
Patrick Strasser |
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Der Holländer, zuletzt bei Bayern unglücklich agierend, schießt sein Heimatland zum 3:2-Sieg in England – und stichelt: „Hier bekomme ich Freiheit im Spiel und Selbstvertrauen durch den Coach”

Köln - Der Heumarkt in Köln ist seit gestern der Nabel der Bayern-Welt. Dort treffen sich die Nationalspieler nach ihren Einsätzen von Bremen bis Israel, wo Anatoliy Tymoshchuk für die Ukraine spielte. Leichte Regeneration und Pflege hatte Trainer Jupp Heynckes angesetzt, einen Flug sollten sich seine Profis mit der direkten Anreise im Privatjet noch in der Nacht sparen vor dem Auswärtsspiel am Samstag bei Bayer Leverkusen (15.30 Uhr, Sky und Liga total! live).

Arjen Robben reiste aus London nach Köln – mit eher gemischten Gefühlen. Beim furiosen 3:2-Sieg der Niederländer im Londoner Wembley-Stadion hatte Robben geglänzt. Zunächst mit einem Solo aus der eigenen Hälfte in seiner typischen Manier und in der Nachspielzeit mit einem cleveren Schlenzer. Robbens Rückkehr – es waren seine ersten Pflichtspieltore in 2012. Bei Bayern musste er zwischenzeitlich drei Mal auf der Ersatzbank Platz nehmen und fiel zuletzt dadurch auf, selbst in aussichtsreichster Position ganz bewusst den Nebenmann suchen zu wollen.

Die Diskussion um seinen Hang zur Ego-Show führte dazu, „dass er jetzt in vielen Situationen den Ball abspielt, wo er eigentlich alleine gehen müsste”, hatte Präsident Uli Hoeneß nach dem 2:0 gegen Schalke geschimpft. Robbens Gefühlswelt: sensibel, nachdenklich, verunsichert. Selbstzweifel nahmen ihm seine Stärke: die Alleingänge, Robben war nicht mehr Robben.

Im Oranje-Trikot, wenn auch im schwarzen Auswärtsdress der Holländer, dagegen schon. „Die Welt sieht schon etwas schöner aus, wenn du Tore schießt”, meinte der 28-Jährige und konnte sich dann einige Attacken Richtung sportlicher Heimat nicht verkneifen: „Ich weiß nicht, ob sie mein Match in Deutschland gesehen haben. Falls nicht, bringe ich ihnen eine DVD mit.” Und weiter: „Der große Unterschied ist, dass ich hier viel Freiheit im Spiel bekomme und Selbstvertrauen durch den Coach.” Bedeutet im Umkehrschluss: beim FC Bayern, speziell unter Trainer Jupp Heynckes, ist das wohl derzeit nicht so.

„Robben zeigt den Bayern mit zwei Oranje-Treffern eine lange Nase”, titelte die niederländische Tageszeitung „De Telegraf” am Donnerstag. Bondscoach Bert van Marwijk sagte zu Robbens Bayern-Situation: „Ich denke, dass er gezeigt hat, dass er das Gefühl zurück hat.” Ein gutes Gefühl ja, aber nebenbei wurde er all den angestauten Frust der letzten Wochen noch los. Aus seinem Spaß an den drei Tagen im Nationalteam machte er keinen Hehl. „Ich hatte so viel Freude in diesen zwei Tagen. Es war zu kurz: Ich will noch ein Spiel mit dem Holland-Team spielen.” Die Realität: Am Samstag mit Bayern bei Bayer – und welcher der vier Offensivkräfte Robben, Ribéry, Müller oder Kroos auf die Bank muss, hat Heynckes noch nicht entschieden.

Die Angriffe Robbens nahm der 66-Jährige gelassen zur Kenntnis. „Es war mir klar, dass Arjen bald explodiert”, sagte Heynckes am Donnerstag, „er hat ein tolles Spiel gemacht, zwei tolle Tore. Das freut mich. Ich glaube, dass er jetzt seine Sicherheit findet und bald auch wieder für uns treffen wird.” Und die Londoner Provokationen? Heynckes lächelte milde: „Ich habe doch schon gesagt, dass er ein gutes Spiel gemacht hat.” Gesprächsbedarf besteht dennoch.

„Ich hoffe, ich kann so jetzt auch wieder in Deutschland spielen”, meinte Robben, „ich habe nichts dagegen, nach Deutschland zurückzukehren.” Nichts dagegen? Womöglich sieht er seine Zukunft doch nicht mehr bei Bayern. Die Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung über 2013 hinaus sind derzeit unterbrochen. 

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