Die Familienbande
Der AZ-Sportchef Gunnar Jans über Uli Hoeneß, seine Tränen auf der Jahreshauptversammlung und die Bayern-Mitglieder.
München - Die Wucht der Tränen war gewaltig, nie sah man Hoeneß so gerührt wie jetzt, da ihm seine Ulianer zujubelten. Was ist das nur für ein Verein, fragen sich dem FC Bayern weniger zugeneigte Beobachter, wo der Vorstand vorbestraft ist und die Mitglieder ihren Präsidenten, dem Haft droht, mit Standing Ulivations huldigen?
Es ist: der erfolgreichste Verein Europas, sportlich wie wirtschaftlich. Mit „nordkoreanischem Personenkult um Hoeneß“ (Die „Zeit“) hat das weniger zu tun als mit Familienbande. „Mir san mir“, uns kann niemand was. Sulidarität. Einmischung von außen: verpönt. Dass Hoeneß den Mitgliedern die Vertrauensfrage stellen will, ist Kalkül, kein Mut, er kennt ja den Ausgang schon: nahezu 100 Prozent Zustimmung, ein Ergebnis wie in totalitären Regimen. Entscheidender Unterschied: Niemand wird zum Ulianer zwangsverpflichtet. Es ist der wohl einstimmige Wille der Mitglieder, und nur sie haben auch darüber zu entscheiden, ob er Präsident bleiben soll.
Außerhalb der heilen Bayern-Welt sieht das anders aus. Da wird es keinen Volksentscheid über Hoeneß geben (der wohl schon auf dem Marienplatz negativ ausfiele), da wird die Justiz urteilen, ob es zur Haftstrafe kommt. Doch selbst wenn er straffrei davonkäme, hat er viel Vertrauen verspielt. Er wird das Urteil akzeptieren müssen, das weniger Wohlgesonnene über ihn fällen, juristisch und öffentlich. Zum Heulen wäre, wenn Hoeneß wirklich Reue zeigen, aber keine zweite Chance bekommen würde.
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