Die besten Bayern der Welt
Vor den schwersten Wochen der Saison formuliert Sportdirektor Christian Nerlinger das neue Selbstverständnis des Klubs. Robbery hält er für unübertroffen – und Bastian Schweinsteiger für Europas Besten.
MÜNCHEN Als Lautsprecher ist Christian Nerlinger nun wahrlich noch nicht auffällig geworden. Weder während seiner Zeit als Aktiver noch als Sportdirektor des FC Bayern. Im Gegenteil: Bis Ende vergangenen Jahres hielt sich der 36-Jährige, was den Umgang mit den Medien angeht, dermaßen zurück, dass man ihn manchmal geradezu suchen musste.
Das hat sich mit Uli Hoeneß’ Wechsel auf den Präsidentensessel zwar geändert. Aber so wie am Mittwoch hat man Nerlinger, der sonst gern vorsichtig formuliert, noch nicht gehört. Mit wenigen Sätzen hat er seine Mannschaft an die Weltspitze des Klubfußballs geredet und das Selbstverständnis der Bayern formuliert.
Nerlinger hat also erklärt: „Ribéry über links und Robben über rechts – da gibt es nichts Besseres in der Welt.“ Und über Bastian Schweinsteiger sagt der Sportdirektor dies: „In Europa gibt es keinen Besseren im zentralen Mittelfeld.“
Andres Iniesta und Xavi vom FC Barcelona, Kaka von Real Madrid, Frank Lampard vom FC Chelsea? Alle bitte hinten anstellen – hinter den besten Bayern der Welt.
Vor den anstehenden Englischen Wochen ist das Selbstbewusstsein beim Rekordmeister wieder mindestens so groß wie die Erwartungshaltung. Fünf Spiele innerhalb von 15 Tagen stehen ab kommenden Samstag an, in allen drei Wettbewerben.
„Die schweren Wochen kommen jetzt“, sagt Nerlinger, „diese Dreifachbelastung hat unser Hauptkonkurrent Leverkusen einfach nicht.“ Bayer spielt nicht international und ist im DFB-Pokal schon im September beim 1:2 in Kaiserslautern frühzeitig ausgeschieden. Dafür ist Bayer in der Liga als einziger Profiklub noch ohne Niederlage – und hat gegen den FC Bayern im April ein Heimspiel.
Aber das ficht die Bayern nicht an. Nerlinger: „Man spürt die Spannung in der Truppe. Die wollen Großes erreichen – und die können das auch.“ Die letzten Siege gegen Hoffenheim, Bremen und Mainz „hätten ja auch höher ausfallen können“, meint der Sportdirektor. Und: „Das war schon eindrucksvoll, wie wir die auseinander nehmen können.“ Erneut starke Worte.
Die Verunsicherung, die an der Säbener Straße noch vor ein paar Monaten geherrscht hat, scheint eine Ewigkeit her zu sein. Zu verdanken ist das zum großen Teil der überragenden Form von Arjen Robben. Über den Holländer sagen Trainer Louis van Gaal und Kapitän Mark van Bommel übereinstimmend: Der wird noch viel besser! Kommt dann noch ein „absoluter Weltklassespieler“ (Nerlinger) wie Ribéry hinzu, ist Europa fast zu klein für die Bayern. Drohte Sportdirektor Nerlinger am Dienstag noch dem gesamten Kontinent („Mit dieser Flügelzange kann man Europa das Fürchten lehren“), weitete er dies am Mittwoch schon auf den Rest-Globus aus: „Da gibt es nichts Besseres in der Welt.“ Wo soll das bloß am Donnerstag hinführen?
In Sachen Vertragsverlängerung mit Ribéry, die für März vorgesehen sein soll, nimmt er sich noch Zeit. Nerlinger sieht diese Personalie auch nicht als Prestigeangelegenheit: „Ich habe schon vor einer Weile gesagt, dass ich nicht die Abteilung Attacke bin. Die Abteilung Erfolg wäre schön.“
Thomas Becker