DFB-Pokal: So wird's gemacht!

Zumindest die Frauen des FC Bayern holen den DFB-Pokal. Matchwinnerin ist ausgerechnet US-Angreiferin Sarah Hagen, die im Alter von 15 den Krebs besiegte
Frank Hellmann |
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Zumindest die Frauen des FC Bayern holen den DFB-Pokal– gegen den Favoriten 1. FFC Frankfurt. Matchwinnerin ist ausgerechnet US-Angreiferin Sarah Hagen, die im Alter von 15 den Krebs besiegte

KÖLN Die Lautsprecher auf volle Lautstärke, dann das Repertoire der fröhlichen Lieder abgearbeitet: Es mag melodisch fragwürdig gewesen sein, was die Fußballerinnen des FC Bayern nach ihrem Überraschungscoup im DFB-Pokalfinale der Frauen in den Katakomben des Kölner Stadions anstellten, aber immerhin sorgte die Riege dafür, dass München am Pokal-Wochenende nicht ganz leer ausging. Von einem „Eintrag in die Geschichtsbücher” sprach Trainer Thomas Wörle, während Managerin Karin Danner („Ich bin über 30 Jahre im Verein und habe so einen Titel noch nie erreicht”) stolz ihr Handy zeigte, auf dem der in Berlin weilende Finanzvorstand Karl Hopfner gratuliert hatte. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge übermittelte hernach offizielle Glückwünsche an eine junge Mannschaft, „die mit Begeisterungsfähigkeit und Leidenschaft die Sensation erreicht hat”.

Die Genugtuung ist nach dem 2:0 gegen Titelverteidiger 1. FFC Frankfurt so gewaltig gewesen, dass nicht einmal die in einer rheinischen Szenelokalität am Fernseher verfolgte Niederlage der Männer die Freude schmälerte. „Wir sind über uns hinausgewachsen”, stellte der erst 30-jährige Wörle stolz fest.

Der ehemalige Zweitliga-Profi hat es geschafft, das zur Halbserie auf dem vorletzten Rang in der Bundesliga liegende Team an die Leistungsgrenze zu bringen. „Wir haben einen Traum wahrgemacht”, konstatierte Karin Danner, während die Spielerinnen immer wieder im Stadion dorthin liefen, wo sich junge Bayern-Fans postiert hatten. Überhaupt war niemand unter den 15678 Zuschauern, der dem Außenseiter den Triumph nicht gönnte.

Dass dabei ausgerechnet Sarah Hagen erst das 1:0 köpfte (63.) und dann das 2:0 von Ivana Rudelic einleitete (90. +1), gab dem erstmaligen Gewinn der Silbertrophäe eine ganz besondere Note. Bei 22-Jährigen war vor sieben Jahren Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert worden. „Ich musste drei Monate eine Chemotherapie machen und habe meine Haare verloren, all meine Muskeln – ich war komplett abgemagert.” Der Tag ihrer Heilung am 6. Mai 2005 sei seitdem ihr „zweiter Geburtstag”, erzählte die 1,80 Meter große Stürmerin.

Wörle würdigte seine Matchwinnern als „beispielhaft für ihren Lebensmut – und sie ist eine richtig gute Kickerin”. Er habe nach ihrem Wechsel im Winter viele Gespräche geführt – und er hat nicht nur seine Nummern acht bärenstark gemacht. Die in Milwaukee aufgewachsene Sarah Hagen berichtete stolz davon, „dass es eine Ehre ist, das Trikot eines solchen Vereins zu tragen. Zudem haben mich an diesem Wochenende meine Eltern, Oma und Onkel besucht – ich bin unendlich glücklich.”

Wie alle nach einer kollektiven Bravourleistung. „Wir haben mehr investiert”, sagte Torfrau Kathrin Längert, selbst in schwierigen Zeiten sei die Mannschaft „nie auseinandergefallen, wir sind ein sehr intaktes soziales Gefüge”. Dabei spielen die im Winter verpflichteten Amerikanerinnen Sarah Hagen und Nicky Cross eine Schlüsselrolle, als Frohnaturen mit physischer und psychischer Robustheit. Die US-Fraktion erhält mit Abwehrspielerin Gina Lewandowski vom Pokal-Verlierer Frankfurt in der nächsten Saison noch Verstärkung. „Es wollen einige Mannschaften die Lücke zu den Topteams schließen”, verkündete Wörle, „meine Mädels werden weiter wachsen.” Hört sich an, als hätten auch die Fußballerinnen des FC Bayern die Lust an Titeln entdeckt.
 

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