Cirque du Soleil! Hoeneß-Schelte für Ribéry
STUTTGART - Der Franzose gönnt sich in Stuttgart beim Elfmeter einen grandiosen Fehlschuss gegen Lehmann. „Ich wollte einfach Spaß haben. So bin ich eben." Manager Uli Hoeneß hat die Aktion aber gar nicht gefallen: "Das muss er sich abgewöhnen."
Natürlich hatte niemand etwas zu meckern nach dieser Gala (außer den Stuttgartern). Das 5:1 der Bayern im Pokal beim VfB war sagenhaft schön geraten. Geradezu sinnlich. Annähernd perfekt. Weshalb es den beseelten Bayern umso leichter fiel, den einzigen Makel des Abends anzusprechen: den seltsamen, hochgradig leichtsinnigen Elfmeter-Fehlschuss von Superstar Franck Ribéry.
Der Fauxpas passierte in der 21. Minute: Stuttgarts Arthur Boka hatte Hand gespielt, Ribéry trat zum Elfer an. „Man konnte es schon beim Anlauf sehen, dass er etwas Besonderes machen will“, sollte sein Kollege Bastian Schweinsteiger später sagen. Es stand 2:0 für Bayern, womöglich hat die halbwegs beruhigende Führung den leichtlebigen Filou verleitet, bei der Ausführung so grandios wie aufreizend zu versagen: Ribéry schnibbelte den Ball nach kurzem Anlauf hoch in die Tormitte. VfB-Torhüter Jens Lehmann hatte nichts anderes zu tun, als stehen zu bleiben und den Ball mit beiden Händen zu fangen.
Selten dürfte ein Schütze es dem Torwart-Veteranen Lehmann (39) so leicht gemacht haben. Beim Versuch, den Gegner zu düpieren, blamierte sich Ribéry selbst. Die Chance, die Partie frühzeitig zu entscheiden, ließ er verstreichen. Leichtfertig. Fahrlässig. Mon Dieu, Ribéry.
Was vor einem Jahr noch gut gegangen war beim Pokalsieg gegen 1860, als Ribéry gegen Löwen-Torwart Philipp Tschauner per Lupfer-Elfer zum 1:0-Sieg getroffen hatte, ging diesmal gründlich schief.
VfB-Manager Horst Heldt, der Ex-Löwe, erinnerte sich gleich ans Münchner Pokalderby 2008: „Ribéry hat’s schon mal so gemacht, und Jens ist natürlich ein Fuchs.“
Das gestand Ribéry auch ein: „Lehmann hat das gut gemacht. Ich wollte einfach Spaß haben beim Elfmeter, das Sahnehäubchen draufsetzen. So bin ich eben. Es war ja nicht spielentscheidend.“ Es lebe der Leichtsinn. Und zu Ribérys Glück (und Entlastung) erzielte Luca Toni noch vor der Pause das 3:0, das die Kabinenpredigt von Jürgen Klinsmann gnädiger ausfallen ließ.
Trotzdem gab’s für Ribéry nach dem Abpfiff eine Ermahnung vom Trainer. Klinsmann: „Es ist ein Element bei uns, dass man zu lässig wird, wenn es so gut läuft. Und das war zu lässig. Da hat es ein bisschen gebrodelt in mir. Aber dann fiel ja gleich das 3:0.“ Da kühlte Klinsmann wieder ab.
Und auch Manager Uli Hoeneß war gar nicht amused über Ribérys Elfer-Einlage: „Das hat mir gar nicht gefallen. Das ist Cirque du Soleil. Das muss er sich in Zukunft abgewöhnen, das ist nicht das, was wir wollen."
Vorsichtshalber wurde in der Halbzeitpause ein anderer Elfmeterschütze bestimmt: Als Bayern in der zweiten Hälfte einen weiteren Strafstoß zugesprochen bekam, trat Schweinsteiger an. Er verwandelt humor- und gnadenlos zum 4:0 (55.). Hinterher erklärte Schweini mit einem Lächeln: „Franck wollte den zweiten Elfer schießen, aber ich habe mich lieber auf mich selber verlassen. Der Manager (Uli Hoeneß, d. Red.) hatte schon in der Pause gesagt, ich solle mal lieber schießen.“
Es zeichnet die Bayern aus, dass sie sich einen Ribéry leisten können. Nicht nur finanziell (Hoeneß: „Die Summe gibt es nicht, für die wir ihn abgeben!“). Sondern eben auch mit seinen fußballerischen Extravaganzen. Gestern verirrte sich Ribérys Spaßfußball im Grenzbereich zwischen Klamauk und Mätzchen. Zum Glück kann man an so einem Abend sogar herrlich darüber lachen. ill, ps