Breno: „Endlich wieder Fußball“
MARKT SCHWABEN - Die drei Kinder erkennen den großen Burschen mit dem krausen Haar, der da auf dem Rasen des Stadions in Markt Schwaben den Ball mit einer langen Beckenbauer-Gedächtnisflanke nach vorne schlägt, sofort. „Da ist Breno“, rufen sie, „schau, der Breno, der Breno.“ Ja, es ist Breno Rodrigues Borges, der beim Testspiel des FC BayernII beim Bezirksoberligisten Falke Markt Schwaben gestern wieder einen Schritt in Richtung Normalität macht.
„Ich bin sehr, sehr glücklich“, sagt der 22-Jährige nach der Partie zur AZ, „endlich spiele ich wieder Fußball. Ich bin zufrieden.“ Es ist nach seiner langen Verletzungspause die erste Annäherung an einen Wettkampf, sein letztes Bundesligaspiel absolvierte er am 17.April. Vor allem aber ist es das erste Spiel seit über Brenos Karriere der Schatten liegt, ein mutmaßlicher Brandstifter zu sein. Ende September war der Brasilianer wegen Verdunklungs- und Fluchtgefahr verhaftet worden. Dem Verteidiger wird vorgeworfen, seine Villa in Grünwald unter Alkoholeinfluss angezündet zu haben. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen schwerer Brandstiftung, der Schaden beträgt wohl mehr als eine Million Euro.
Zwölf Tage saß Breno in Untersuchungshaft, erst gegen eine Kautionszahlung von angeblich 500000 Euro, die der FC Bayern übernahm, kam er Anfang Oktober frei. Ob und wann der Prozess eröffnet wird, ist derzeit offen. Bayern-Präsident Uli Hoeneß sprach damals von einer „menschlichen Tragödie“, tatsächlich hat sich Breno nach seiner Haft in eine ambulante psychologische Behandlung begeben. Nun soll es wieder aufwärts gehen. Erst in der Tragödie hat Breno gemerkt, dass die Bayern-Familie nicht nur ein Mythos ist, sondern wirklich gelebt wird.
„Ich bin Bayern sehr dankbar, wie sie sich während der schweren Zeit um meine Familie und mich gekümmert haben“, hat er kürzlich gesagt, auch den Deutschunterricht besucht er regelmäßiger – und vor allem darf er wieder machen, was er am liebsten macht: Fußball spielen. Trainer Andries Jonker hat ihn gestern Abend gegen den siebtklassigen FC Falke in die Startelf gestellt. Breno wirkte leichtfüßiger als früher, trotz Temperaturen nahe des Gefrierpunkts trägt er ein kurzärmliges Trikot und keine Handschuhe.
Bayerns Reserve gewinnt 2:1. Am Gegentor war Breno übrigens unschuldig. Applaus von den 200 Fans gibt es für ihn nicht nur, als ihn Jonker nach 65 Minuten auswechselt. Sprints werden beklatscht, die eine oder andere Grätsche auch. Applaus gibt’s vor Ort auch von Mannschaftskamerad Diego Contento, dessen Bruder Domenico bei Falke spielt: „Wir sind alle sehr froh, dass er wieder fit ist. Im Training macht er einen glücklichen und ausgeglichenen Eindruck.“ Und Jonker meint: „Es ist sehr gut, dass er gespielt hat. Er war sehr engagiert.“ Fit sei Breno, sagt der Coach noch, nur die Spielpraxis fehle ihm. „Ab Donnerstag trainiert er wieder bei Jupp Heynckes, aber ich freue mich, wenn ich helfen kann.“
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