Gunnar Jans, AZ-Sportchef, über die Südkurven-Aktion gegen Hoeneß
Es gibt nicht viele Dinge im Leben, die man sich nicht aussuchen kann: Mutter und Vater – und echten Fußballfans soll ja bereits der Lieblingsklub in die Wiege gelegt worden sein.
Löwen-Fans argumentieren so, anders lässt sich ihr Leid kaum ertragen.
Bayern-Anhänger dagegen stehen per se im Verdacht, Erfolgsfans zu sein. Für die „
Schickeria“, die Ultra-Gruppierung beim
FC Bayern, gilt das nicht: Sie entwickelt gerade eine zerstörerische Kraft, die sich auch gegen denjenigen richtet, dem die Erfolge der letzten Jahrzehnte zu verdanken sind – Uli Hoeneß.
Was die Südkurve am Samstag präsentierte, hat im Fußballstadion nichts verloren: Das Löwen-Emblem im Fadenkreuz kann durchaus als Gewaltaufruf (miss)verstanden werden, Sprüche wie „Blaue Schweine schlachtet man“ und „Nur der Tod zahlt eure Schulden“ zeugen von Primitivität, mit der diese wenigen, doch lauten „Fans“ gegen die auch aus Sicht der Bayern-Finanzbosse notwendige Rettung des Ortrivalen zu Werke gehen.
Wohin blinde Wut führen kann, hat man bei den Drohungen gegen Hoffenheim-Eigner Hopp und nun beim Becherwurf auf einen Linienrichter in St. Pauli gesehen. In München schlägt die Entfremdung zwischen Kurvenfans und Bossen in Hass um, den nach Schalkes Torwart („Koan Neuer“) nun ausgerechnet Uli Hoeneß, der personifizierte FC Bayern, zu spüren bekommt. Dies ist beschämend, peinlich und unwürdig – und muss doch moderiert werden.
Dass sich die 68500 nicht militanten Zuschauer in der Arena wieder heimisch fühlen (wer will in diesem Klima noch Kinder mit ins Stadion nehmen!) und die 500 Ultras zur Raison gebracht, aber nicht ausgegrenzt werden, ist jetzt Hoeneß’ dringlichste Aufgabe als Präsident. Denn als Fan kann man sich zwar seinen Verein, als Verein aber nicht seine Fans aussuchen.