Bayerns Problemzonen: Überall Energieverlust
Bayerns Problemzonen: Torwart Rensing fehlt die Ausstrahlung, der Defensive die Souveränität, und die Offensive ist zu sehr abhängig von Ribéry
MÜNCHEN Natürlich konnten sie nichts dafür. Witzig war’s aber dann doch. Vor allem in der Rückschau. Ein bisschen Spaß muss sein – in diesen tristen Bayern-Tagen. Also: Vor dem 1:2 gegen Köln wurde eine Wette abgeschlossen. Zwischen „e.on“, dem neuen Energiepartner (wie passend) des FC Bayern, und Uli Hoeneß, dem Manager.
Die Wette geht so: „Wir haben uns vorgenommen, den Energieverbrauch in der Allianz Arena bis Jahresende um vier bis fünf Prozent zu senken“, sagte Klaus-Dieter Maubach – das entspreche rund einer Million kWh. Hoeneß hielt dagegen, das werde schwierig, meinte er. Jetzt kommt, was kommen muss: Die Spieler stellen sich gegen den Manager. Gegen Köln senkten sie ihren Energieverbrauch um etwa 40 bis 50 Prozent.
Und das hinsichtlich aller „Energiefelder“, die Trainer Jürgen Klinsmann an der Säbener Straße aufbauen wollte. Aus Energiefeldern sind Problemzonen geworden. Torwart, Defensive, Offensive: Drei Zonen – und noch mehr Probleme:
RENSING, EIN TORWART OHNE AUSSTRAHLUNG
An den Gegentoren hatte er keine Schuld, vielleicht hätte er vor dem 0:1 durch Ehret nicht übereifrig herausstürmen müssen, so dass es dem Kölner leicht fiel, den Ball an Rensings Körper vorbeizuschnibbeln. Zwei andere Szenen jedoch beschrieben seine Situation besser. Er, der Kahn-Nachfolger, der nicht an Kahn gemessen werden will, macht einen auf Kahn. Am Freitag in einer Pressekonferenz, als er unangemeldet hereinplatzte und herumschimpfte – durchaus kahnmäßig. Und als er sich mutig in einen Schuss warf, den Ball abwehrte, danach die Fäuste ballte und herumschrie, auch irgendwie kahnig. Schön zu sehen, wie irritiert Zé Roberto darauf hin dreinblickte. Rensing hat viel drauf, aber keine Ausstrahlung. Nehmen ihn die Kollegen nicht ernst?
DIE DEFENSIVE, EIN HAUFEN OHNE SOUVERÄNITÄT
30 Gegentore sind nicht allein auf Rensing zurückzuführen. Die rechte Abwehr-Seite ist offen, trotz des etwas stärkeren Oddo im Vergleich zu Lell. Lahm zeigte gegen Köln ungewohnte Schwächen (Ballverluste, Stellungsspiel) auf links. Die Innenverteidigung (Demichelis plus diesmal van Buyten statt Lucio) wird mit einem Steilpass aufgerissen wie eine Tüte Chips, es bröselt im Strafraum. Auch weil van Bommel alleine vor der Deckung als Riegelspieler überfordert ist, Zé Roberto tanzt ja meist die linke Außenbahn entlang, trifft dort Ribéry.
DIE OFFENSIVE, EINE RIEGE ABHÄNGIG VON RIBÉRY
Die einfache Franzosen-Formel lautet: Fällt Ribéry etwas ein, fallen Tore. Fällt er ab, fällt Bayern ab. Derzeit geht recht wenig beim Kreativkopf. Als kümmere ihn der Alltag Liga kaum. Gut, dass am Mittwoch die große Bühne Champions League ansteht. Die Gegner, ob der HSV, Hertha oder Köln, stellen meist zwei Mann für Ribéry ab. Er wird entnervt, er steht beinahe still – wie dann das Bayern-Spiel. Da hilft nur hoch und weit, wie am Ende auf Kopfballkönner van Buyten. Hauruck statt one touch.
Zurück zur Wette: Gelingt die Energie-Senkung nicht, muss Hoeneß beim letzten Bayern-Spiel im Jahr 2009 in der Arena Würstl grillen. Das hätte was: Hoeneß in Schürze.
Patrick Strasser