Bayerns Helden: "Schafkopf in Las Vegas"
Am Montag jährt sich der Champions-League-Sieg von Mailand zum zehnten Mal. In der AZ-Serie erinnern sich Bayerns Helden. Hasan Salihamidzic macht den Anfang.
AZ: Herr Salihamidzic, der FC Bayern hat die Helden von Mailand 2001 für kommenden Montag nach München eingeladen, es wird ein schönes Abendessen für die Champions-League-Sieger geben.
HASAN SALIHAMIDZIC: Ja, Mann, dass das schon zehn Jahre her ist! Wie alt wir alle geworden sind. Ich bin mal gespannt, wer noch richtig laufen kann (lacht). Nein, ich freue mich auf den Jerry, den Olli, den Finki – ach auf alle Jungs! Das wird wahnsinnig schön, die alle wiederzusehen. An diesen Abend von Mailand, dieses Spiel, das Elferschießen, denke ich jeden Tag – das kann einem keiner mehr nehmen, dafür lebt man als Fußballer. Danach war mir klar: Was jetzt kommt, ist alles wurscht. Wir werden am Montag nochmal über alles quatschen.
Machen wir jetzt auch – vor allem über die Party danach.
Die hat 14 Tage gedauert!
Im Ernst?
Na klar. Ich glaube, ich war 14 Tage besoffen. Das war unvergesslich, zwei Wochen wie im Rausch.
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Erzählen Sie mal, ganz langsam. Erst die Sieges-Party von Mailand.
Puh! Wir haben durchgemacht, ich bin in der Früh nur mal schnell in mein Hotelzimmer, um mich umzuziehen, dann sind wir zum Flughafen. Der Empfang in München, die Menschenmassen auf den Straßen – unglaublich.
Endlich zu Hause angekommen ging’s aber sicher erstmal ins Bett.
Ach, von wegen! Was glauben Sie denn! Abends sind wir mit den Frauen zum Käfer gegangen, der Jerry (Jens Jeremies, d.Red.) hat mich abgeholt mit dem Taxi. Irgendwo am Ring musste ich den Fahrer mal bitten, rechts ranzufahren, ich kam mir vor wie in der Achterbahn. Beim Essen hatte ich auch mal einen Tiefpunkt, da konnte ich nicht mehr, eine Stunde habe ich irgendwo gepennt.
Am nächsten Morgen musste der ganze Feiertross am Flughafen erscheinen, der Verein hatte ein Testspiel in New York gegen die MetroStars ausgemacht, danach blieb man noch fünf Tage.
Ich weiß noch, wie fertig alle waren! Carsten Jancker konnte seinen Reisepass nicht mehr finden, musste leider in München bleiben. Wir waren sechs Tage in New York – und haben Vollstoff gegeben. Wir sind jeden Tag um sechs Uhr aus den Klubs nach Hause gekommen, haben mit Sonnenbrillen auf der Nase geschlafen. Um neun Uhr habe ich alle geweckt und geschrien: ,Jungs, wir sind in New York, wir müssen raus, was unternehmen, was anschauen.’
Beim 0:2 im Testspiel am 26. Mai amüsierten sich die mitgereisten Fans, sangen „Unsere Spieler sind besoffen”, Torwart Bernd Dreher nickte ihnen zu.
Ja, was für eine Gaudi. Ich weiß noch, wie unser Co-Trainer Michael Henke kurz vor Schluss eingewechselt werden musste, der Tanne (Michael Tarnat, d.Red.) konnte nicht mehr. Legendär.
Sie haben dann Ihren USA-Trip verlängert, sind von New York danach Richtung Las Vegas geflogen.
Ja, der Jerry hatte alles organisiert, konnte dann aber nicht mitfliegen, weil er wegen seiner Infektion im Knie ins Krankenhaus musste.
Wer war mit am Start?
Thorsten Fink, Michael Wiesinger, die Physiotherapeuten Fredi Binder und Gerry Hoffmann, der Scholli musste leider auch kurzfristig absagen. Wir waren drei Tage und Nächte in Las Vegas. Tagsüber lagen wir bei gefühlten 70 Grad in der Sonne und haben Schafkopf am Pool gespielt, abends sind wir in Shows gegangen.
Ehrlich? Nicht gezockt? Schließlich gab es rund 400000 Mark Prämie für den Champions-League-Titel.
Ein bisschen Black Jack, nicht zu viel. Ich glaube, ich habe sogar was gewonnen. Zurück in München habe ich erstmal eine Woche geschlafen, ich war ja vorher zehn Tage kaum im Bett.
Wie geht es Ihnen heute? Ihr Vertrag bei Juventus Turin endet am 30. Juni, nach vielen Verletzungen sind Sie nur neun Mal eingewechselt worden in dieser Saison.
Ich weiß noch nicht, was passiert, bin für alles offen. könnte mir auch gut eine Rückkehr in die Bundesliga vorstellen. Derzeit bin ich gesund, möchte noch ein, zwei Jahre Fußball spielen, das ist drin. Nach Ende meiner Karriere will ich mit meiner Familie nach München zurückkehren, wir haben ja dort noch ein Haus.
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