Bayern vor Wembley: Wir sind zu allem in der Lage
Weniger Lässigkeit, viel Team- und Kampfgeist. Die Bayern sind fit für das Endspiel gegen den BVB - und "ein bisschen Favorit".
Mönchengladbach - Am Pfingstsonntag hatten die Bayern Auslauftraining an der Säbener Straße. Ein wenig Reha und Pflege, lockeres Joggen für die Stammspieler, eine härtere Einheit für die Reservisten. Der Montag ist frei. Danach beginnt der Countdown zum Champions-League-Finale kommenden Samstag in London gegen Borussia Dortmund. Neben unzähligen Rekorden (Sammer: „Wir haben in dieser Bundesliga-Saison 91 von 102 Punkten geholt – hoffentlich steht das Ding ewig“) brachten die Bayern vom 4:3 in Mönchengladbach auch einige Erkenntnisse für die letzten Tage vor Wembley mit. Plus: Was gut ist, was noch zu tun ist:
Schluss mit Laissez-Faire: Nach fünf Minuten 0:2, nach zehn Minuten 1:3 – Negativ-Rekord. Das war den Bayern in 48 Bundesliga-Jahren noch nie passiert. „Wir waren in den ersten paar Minuten noch nicht richtig auf dem Platz, aber das ist für mich normal“, erklärte Sportvorstand Matthias Sammer und suchte nach Motiven: „Vielleicht war's noch ein bisschen der Balkon, die Verabschiedung von Jupp Heynckes, etc.– das ist einfach so. Wir waren nicht top konzentriert, aber ich finde, das kann man entschuldigen.“ Thomas Müller meinte: „Dass wir nach fünf Minuten durch die zwei Tore in Rückstand gerieten, war natürlich nicht der Plan. Aber ich denke, man hat dann gesehen, dass wir nicht sagen: Ach komm, wir sind 25 Punkte vorne, ist doch egal.“
Der Kampfgeist: Aus 1:3 mach 4:3 – auch nicht alltäglich. Eine gute Generalprobe für Wembley samt ungeplanter Extra-Adrenalinausschüttung. Müller: „Ich hätte das Adrenalin nicht gebraucht, aber es tut gut, zu wissen, dass wir auch nach einem Rückstand gut reagieren können.“ Könnte das auch gegen den BVB gelingen? Müller lässig: „Ein 4:3 im Finale würde ich annehmen."
Der Teamgeist: Heynckes lud Mannschaft und Trainerstab am Samstagabend zu einem internen Essen in seinem Anwesen in Schwalmtal, 14 Kilometer vom Borussia-Stadion entfernt, ein. Auch daher war sein Abschied aus der Bundesliga – in seiner Heimat Mönchengladbach - so emotional. „Wir haben auch für unseren Trainer gekämpft“, gestand Müller. Und Sammer schlussfolgerte: „Großes Kompliment, dass man nach so einer Konstellation das Spiel noch gewinnt. Das war ganz wichtig.“ Unterm Strich bleibt, so Trainer Jupp Heynckes: „Das ist die Botschaft: Dass wir zu allem in der Lage sind.“
Die Aufgaben der Woche: Was ist zu tun? Sammer: „Wir müssen wieder zurückfinden, was uns immer stark gemacht hat: Kompaktheit, Spiel gegen den Ball, Abstände, sofortiges Umkehrspiel. Da müssen wir wieder hinkommen.“ Also generell: „Normalität und ein paar Dinge in der Analyse verbessern.“ Müller: „Nach der Pause haben wir gezeigt, dass wir das Ruder wieder in die Hand genommen haben. Der Trainer hat gesagt, dass wir unser Defensivverhalten ändern müssen.“
Das Fazit: Kommt von Arjen Robben: „Wir werden selbstbewusst und viel Selbstvertrauen in Wembley auflaufen.“ Sportvorstand Sammer forderte: „Wir müssen jetzt alles abhaken. Es wird am Samstag bei 0:0 losgehen. Es gibt keine Bonuspunkte, keine Ausreden. Wir müssen uns gut vorbereiten und dann unsere Top-Leistung abzurufen.“ Bei aller kritischen Analyse des 4:3 in Gladbach zum Liga-Abschluss meinte Sammer mit Blick auf Wembley: „Wir sind vielleicht ein bisschen Favorit.“