Bayern schwärmt von Robben: „Keiner hat so eingeschlagen“

Arjen Robben, der Neuzugang aus Madrid begeistert Fans wie Experten. „Arjen hat den Riecher für die Situation", sagt etwa Ex-Bayern-Kapitän Lothar Matthäus. Dass der Holländer so endet wie früher die Importe Valencia oder McInally scheint ausgeschlossen
MÜNCHEN So ein Kurzurlaub gleich nach Saisonbeginn ist auch was feines. Und dann auch noch in der Heimat. Arjen Robben verließ am Montag seine neue Wahl-Heimat München wieder und reiste nach Enschede zum Treffpunkt der niederländischen Nationalelf. Eine reine Vergnügungsreise.
Denn Robben, der am Samstag mit seinen beiden Treffern beim 3:0 gegen Wolfsburg einen Traumeinstand beim FC Bayern gefeiert hatte, ist schon für die WM 2010 in Südafrika qualifiziert – das kann keiner seiner neuen Teamkollegen behaupten. Denn Flügelmann Robben wird sicher im Kader von Bert van Marwijk sein, Neu-Bayer Edson Braafheid muss sich noch beweisen. Nach sieben Siegen in sieben Spielen ist Holland bereits durch, so hat Robben nun lockere zehn Tage: am Samstag ein Test gegen Japan, am Mittwoch darauf ein Qualifikationsspiel in Schottland. Seine Familie wird nebenbei den Umzug von Madrid nach München organisieren.
Nur eine Trainingseinheit hat Robben (25) bisher mitgemacht, einen furioseren Kickstart bei Bayern hat bisher nur Adolfo Valencia hingelegt. Ja, Sie erinnern sich, der Bäume-Entlauber der Säbener Straße, der beim Torschusstraining eher den Eindruck machte, er wäre als Kicker im American Football besser geeignet. Am 7. August 1993 traf der Kolumbianer (Spitzname „El Tren“, der Zug) beim 3:1 gegen Freiburg zwei Mal, benötigte anders als Robben am Samstag (35) nur 24 Minuten. Der bullige Stürmer trug mit elf Saisontoren zum Titel 1994 bei, schwächelte aber im zweiten Jahr. Auch Gustl Jung (1967), Alan McInally (1989) und Miroslav Klose (2007) hatten bei ihrem Debüt doppelt getroffen.
Doch keiner war als Joker so fix wie Robben. „Da können sich die Bayern-Verantwortlichen auf die Schulter klopfen“, sagte Ex-Bayern-Kapitän Lothar Matthäus der AZ, „ich kann mich an keinem Transfer eines Offensivspielers erinnern, der in seinem ersten Spiel so eindrucksvoll eingeschlagen hat. Robben ist ein Ausnahmefußballer, der Deal ein Riesen-Transfer.“ Matthäus geriet auch zwei Tage nach seinem Arena-Besuch noch ins Schwärmen über den Holländer: „Arjen hat den Riecher für die Situation, lebt von seinen Einzelaktionen und ist enorm spielintelligent. Und dann macht er bei seinem Debüt auch noch zwei Tore. Das war phantastisch.“ In den FanShops gibt es einen gewaltigen Ansturm auf Robben-Trikots, die „10“ ist gefragt wie lange nicht mehr.
Von null auf hundert startete damals auch Alan McInally durch. Zwei Treffer zum Einstand im August 1989 beim 3:2 gegen Nürnberg – sein ebenfalls frisch verpflichteter Sturmpartner Radmilo Mihajlovic traf ebenfalls. Das Duo „Mic & Mac“ war enorm populär – und tanzte nur einen Sommer. Der Schotte („Tore beim Einstand sind enorm wichtig für dein Ego“) erzählte einmal: „Ich war damals sehr nervös. Ich hab' dann am Abend vor dem Spiel statt zwei Whisky nur einen getrunken.“ Ein Tor beim Debüt im Bayern-Dress gelangen außerdem Waldemar Mazinho, Ruggiero Rizzitelli, Johnny Ekström, Emile Kostadinov und Luca Toni.
Dass ein Debüt auch ordentlich misslingen kann, musste Jürgen Klinsmann erfahren – nicht als Bayern-Trainer im August vergangenen Jahres, als Spieler im Sommer 1995. Null Treffer beim 3:2 am 12. August 1995 gegen den HSV, plus Innenbandabriss – das hieß: Gips, vier Wochen Pause. Künstlerpech.
Patrick Strasser