Bayern-Präsident Hoeneß: „Der Super-GAU!“
MÜNCHEN - Bayern schlecht wie nie! Nach dem desaströsen 0:2 in Dortmund hat der Meister schon 13 Punkte Rückstand. Präsident Uli Hoeneß reicht’s: „Wir müssen den Mantel der Nächstenliebe weglegen.“
Es war das gleiche Lied wie so oft in dieser Saison. Titel: Spiel mir das Lied vom Chancentod. Und das führt zum beinahe immer gleichen Leid. Der FC Bayern spielt gut. Der FC Bayern verliert. Gestern 0:2 in Dortmund, nach überlegenem Spiel in Hälfte eins. Ein unglücklicher Gegentreffer (52.), danach der Zusammenbruch. 10 Torchancen, 62 Prozent Ballbesitz – doch unterm Strich steht: Rang 12, nur acht Punkte, schon zehn Rückstand auf Dortmund, sagenhafte 13 auf Tabellenführer Mainz. Der schlechteste Saisonstart der Bayern-Historie.
Trainer Louis van Gaal wiederholt sich seit Wochen, die folgenden Worte sind nicht aus der Konserve, sondern aus Dortmund. Van Gaal: „Wir waren in der ersten Halbzeit dominant, wir hatten vier, fünf große Chancen, Dortmund null. Der erste Schuss von Dortmund ging ins Tor, das bestimmt das Spiel. Unglaublich, wie der Ball in unser Tor kommt. Wir haben verloren, weil wir die Chancen nicht verwertet haben. Wir haben bis vor dem Tor gut gespielt. Das tut mir leid, aber das muss ich sagen. Es kommt eine Zeit, wo wir diese Chancen verwerten. Hoffentlich sehr bald."
Wann sehr bald? Womöglich zu spät. Präsident Uli Hoeneß hat keine Geduld mehr. Schon vor dem 0:2 in Dortmund hatte er sich über „zu viel Harmonie“ beklagt und darüber, „dass sich alle immer nur in den Armen liegen“, am Sonntag hatte er genug.
Hoeneß sprach nach dem Absturz auf Rang 12 mit der AZ über:
das 0:2 in Dortmund: „Wir haben in der ersten Halbzeit sehr ordentlich gespielt, das stimmt ja alles. Aber dass wir die guten Torchancen nicht machen, reicht mir nicht mehr als Erklärung aus. Wir gewinnen zu wenig Zweikämpfe, da sind auch kaum mal Gelbe Karten dabei, das ist zu wenig. Wir dürfen uns ab sofort nicht mehr in die Tasche lügen."
die Fitness: „Wir haben am Dienstag in Basel gespielt, die Dortmunder in der Europa League am Donnerstag gegen Sevilla. Ich habe mir immer gedacht: Eigentlich müssten die in der zweiten Halbzeit einbrechen – und nicht wir. Aber nein, was passiert? Wir waren es, die am Ende nichts mehr drauf hatten."
die Psyche: „Der ein oder andere Spieler scheint nach der vergangenen erfolgreichen Saison mit dem Double, dem Champions-League-Finale und der WM in Südafrika nicht mit der Höhenluft zurechtzukommen, das scheint mir der ein oder andere nicht verkraftet zu haben."
die Verletzten:„Dass Ribéry und Robben fehlen, ist eine Erklärung. Diese spielerische Substanz kann man nicht auffangen. Aber damit muss Schluss sein, ständig zu trauern und denen nachzujammern. Es liegen jetzt drei Monate dazwischen – und es ist nichts passiert. Dann müssen eben andere in die Bresche springen."
den Tabellenstand: „Nur acht Punkte nach sieben Spielen – das kann nicht sein! Mainz hat nun 13 Punkte Vorsprung. Das ist für den FC Bayern der Super-GAU! Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals so viele Punkte Rückstand nach einem knappen Viertel der Saison hatten."
die Folgen: „Wir müssen eine klare Analyse machen. Es ist endgültig der Zeitpunkt gekommen, dass wir den Mantel der Nächstenliebe weglegen und die Dinge deutlich ansprechen. Die Erfolge in der Champions League (zwei Siege in zwei Spielen, d.Red.) schön und gut, aber mit der Gesamtsituation kann man nicht zufrieden sein. Wir müssen allen, vor allem uns selbst zurufen: ,Hallo wach!` Wir müssen aufhören, ständig mit guter Laune und pfeifend herumzulaufen. Schluss damit“
über die Länderspielpause: „Es ist gut, dass jetzt Pause ist.“
Text: Patrick Strasser