Bayern: Nur Franz ist noch in Form: „Kindergarten...! Anfänger...!“
LEVERKUSEN - Das 1:1 in Leverkusen wirft den FC Bayern weiter zurück. Bei nun schon 14 Punkten Rückstand wähnt Beckenbauer die Dortmunder „Lichtjahre entfernt“. Auch Nerlinger hakt Meisterschaft ab.
Der Zug Richtung Meisterschaft war schon vor einer Stunde abgefahren, aber nun war auch noch der Bus weg. Als Philipp Lahm um halb zehn endlich die Dopingprobe hinter sich gebracht hatte („Mit zwei Bier und viel Tee"), waren seine Spielkameraden längst schon unterwegs zum Flughafen Köln/Bonn. Mit dem Auto fuhr man den Mannschaftskapitän nun in Expressgeschwindigkeit hinterher. So muss sich derzeit der komplette FC Bayern vorkommen: arg im Hintertreffen.
Die Fakten: Nach dem 1:1 bei Bayer Leverkusen beträgt der Rückstand des Rekordmeisters auf Tabellenführer Borussia Dortmund nun schon 14 Punkte. Zu viel für Bayern, glaubt Bayer-Kapitän Simon Rolfes: „Wenn die Dortmunder bei dem Abstand nicht Meister werden, dann werden sie es nie mehr."
So denken wohl gerade recht viele Fans in Fußball-Deutschland, und auch dem FC Bayern wohl gesinnte Menschen würden derzeit kaum größere Beträge auf den einstigen Dauersieger setzen. Sportdirektor Christian Nerlinger gab nach dem erneuten Punktverlust unumwunden zu: „Es ist jetzt nicht die richtige Herangehensweise, von der Meisterschaft zu reden. Wir sollten die Plätze drei und zwei anvisieren."
Deutlicher wurde da schon der Ehrenpräsident: „Das waren Anfängerfehler. Wenn ich 1:0 führe in der letzten Minute vor der Halbzeit, hau' ich den Ball irgendwo auf die Tribüne, da riskiere ich doch keinen Elfmeter. Das sind Kindergartenfehler, und das machen wir viel zu häufig", schimpfte Franz Beckenbauer, „das ist keine Spitzenmannschaft. So kommt man nicht weiter.“
Bei den maladen Bayern ist nur noch der Ehrenpräsident in Form. Beckenbauers Erkenntnis: „Platz acht ist völlig berechtigt. Die sind nicht meistertauglich. Wenn ich den Anspruch habe, Meister zu werden, muss ich anders spielen. Dann darf ich mir sowas nicht erlauben.“ Die Konkurrenz sieht der Kaiser in weiter Ferne: „Dortmund spielt in einer anderen Liga. Die sind Lichtjahre von Bayern entfernt." Welch ein Abgesang auf den eigenen Klub. Allein: Es findet sich niemand, der dagegen argumentiert. Bastian Schweinsteiger, mal wieder mit Abstand bester Münchner auf dem Platz, ärgerte sich vernehmlich: „Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit aus der Hand gegeben. Das darf einer Spitzenmannschaft nicht passieren.“
Wie sein Trainer sah auch Schweinsteiger Parallelen zum Punktverlust beim letzten Auswärtsspiel in Gladbach: „Wir haben wieder selber die Fehler gemacht und Leverkusen den Elfmeter (Pranjic-Foul gegen Sidney Sam, d. Red.) geschenkt. So sind sie ins Spiel zurückgekommen. Wenn wir aufholen wollen, müssen wir auch auswärts mal gewinnen.“ Der letzte und bislang einzige Auswärtssieg in der Liga gelang dem FC Bayern vor zwei Monaten in Hoffenheim: per Last-Minute-Goal von Daniel van Buyten.
Was das Thema Meisterschaft angeht, macht sich Schweinsteiger keine Illusionen: „Die Tabelle sagt letztendlich schon die Wahrheit. Wir müssen uns selber an die Nase fassen, dass wir selber schuld sind, dass wir in der Tabelle 14 Punkte hinten sind.“
Auch nun hat auch der erste Offizielle das Saisonziel nach unten korrigiert und festgestellt, dass es nur noch darum gehen kann, Platz zwei oder drei, also die Champions-League-Qualifikation zu sichern: „Von der Meisterschaft brauchen wir bei dem Abstand nicht zu reden“, sagte Christian Nerlinger.
Thomas Becker