Bayern-Fans fordern: "Keinen weiteren Cent in das Fass ohne Boden TSV 1860"

München - Der Rettungsplan des Löwen-Sanierungsduos Robert Schäfer und Dieter Schneider sieht eine starke Beteiligung des FC Bayern vor. Und Bayern-Präsident Uli Hoeneß trieb die Sanierungsbemühungen des Lokalrivalen in den letzten Wochen maßgeblich mit an. Nun hat sich der Fanclub-Dachverband "Club Nr. 12" mit einem offenen Brief an Hoeneß gewandt. Mit sachlichen Argumenten fordern sie, "keinen weiteren Cent in das Fass ohne Boden mit dem Namen TSV 1860 zu werden". Die Bayern-Fans trauen es den Löwen nicht zu, selbst im Fall einer Sanierung, eine erfolgreiche Zukunft gestalten zu können Der offene Brief im Wortlaut:
Sehr geehrter Präsident, lieber Herr Hoeneß,
seit Jahrzehnten zeichnen Sie sich sowohl privat als auch in Ihrer Arbeit für den FC Bayern durch Ihr karitatives Engagement aus. Dieser ehrbare Einsatz wird selbst von Ihren größten Gegnern geschätzt. Aber nicht immer ist gut gemeinte Hilfe sinnvoll oder willkommen. Nicht umsonst sagt der Volksmund: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Der Versuch, die Fußballabteilung des TSV 1860 mit einem finanziellen Kraftakt unter tatkräftiger Hilfe des FC Bayern vor der Insolvenz zu retten und in der 2. Liga zu halten, mag zumindest aus Sicht eines hilfsbereiten und rationell denkenden Fußballfans plausibel erscheinen. Allerdings nur, wenn daran die nötige tiefgreifende Sanierung des TSV anknüpfen würde. Dies würde wohl einige, vielleicht sogar viele Jahre im Mittelfeld der 2. Liga bedeuten, in denen die Vereinsführung durch ruhiges und solides Arbeiten und mit solidarischer Unterstützung der blauen Fangemeinde den selbst zu verantwortenden Schuldenberg abträgt.
Aus unserer Sicht spricht jedoch nichts dafür, dass es dazu kommen wird: Die Anhängerschaft des TSV ist seit über einem Jahrzehnt tief gespalten. Das eine Lager ist ausschließlich auf eine Rückkehr in das Städtische Stadion an der Grünwalder Straße fixiert und wird jeden Sanierungsversuch in der Arena nachhaltig torpedieren. Der andere Teil stört sich zwar nicht an der Spielstätte, hängt jedoch immer noch dem Wildmoserschen Irrglauben an, der TSV könne zumindest mittelfristig sportlich auf Augenhöhe mit dem FC Bayern agieren. Dieses Lager hat bereits in den letzten Jahren mit den kontinuierlich sinkenden Zuschauerzahlen in der Arena bewiesen, dass es ebenfalls nicht bereit ist, den erforderlichen Sanierungskurs in der 2. Liga mitzugehen.
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass sich die aktuellen Führungspersonen nicht lange an der Spitze des Turn- und Sportvereins halten werden. Wie isoliert die Geschäftsführung bereits momentan ist, hat sich eindrucksvoll auf der Jahreshauptversammlung der Fußballabteilung des TSV am vergangenen Sonntag gezeigt, bei der der Geschäftsführer der KGaA nicht anwesend war, um eine weitere Eskalation unter den Mitgliedern zu vermeiden. Die aktuell handelnden Personen in der Führung des TSV werden also nicht diejenigen sein, welche nach einer abgewendeten Insolvenz die geplante Sanierung umsetzen müssten.
Die Situation stellt sich wie ein Spiegelbild derjenigen aus dem Jahr 2006 dar: Ein allem Anschein nach vernünftiges Führungsteam erkennt die brenzlige Lage in welcher der TSV steckt und bittet den FC Bayern um Hilfe. Nur mit dieser Unterstützung gelang es 2006 den Turnverein zu retten. Innerhalb der folgenden vier Jahre pendelte der TSV mit wechselndem Führungspersonal zwischen einem totalen Konfrontationskurs zum FC Bayern und dem erfolglosen Versuch, den FC Bayern zu imitieren, hin und her. Die einzige Konstante in dieser Zeit war die extreme Schieflage zwischen Ein- und Ausgabenseite, woran sich offensichtlich niemand - auch nicht im Aufsichtsrat - störte.
Im Gegensatz zur Situation von 2006 haben wir als FC Bayern jedoch keinen unmittelbaren Gegenwert für unsere Hilfe zu erwarten. Es besteht lediglich die vage Hoffnung, der TSV 1860 könnte in Zukunft durch reduzierte finanzielle Belastungen zuverlässig seinen finanziellen Verpflichtungen aus dem Mietverhältnis in der Arena nachkommen. Wie bereits ausgeführt halten wir dies jedoch für nahezu ausgeschlossen: Spätestens mit der Wahl des nächsten Präsidiums wird nach unserer Einschätzung auch an der Spitze des TSV wieder ein Kurs einschlagen werden, der alle Bemühungen einer Konsolidierung zunichtemachen wird: Sei es durch ein Präsidium, das ohne Rücksicht auf Verluste einen Auszug aus der Arena vorantreiben wird, oder ein Präsidium, das ohne Rücksicht auf Verluste einen sofortigen Aufstieg in die erste Liga anstreben wird, was in überschaubarer Zeit zu einer ähnlichen finanziellen Situation führen wird, wie wir sie jetzt vorfinden.
Eine erneute Finanzspritze wird den bereits mehrfach zu beobachtenden Kreislauf zwar am Laufen halten, in wenigen Jahren aber wieder zur Ausgangssituation zurückführen. Wir möchten Sie deshalb dringend bitten, sich Ihrer Ankündigung auf der letzten Jahreshauptversammlung zu besinnen und keinen weiteren Cent in das Fass ohne Boden mit dem Namen TSV 1860 zu werfen.
Mit rot-weißen Grüßen Club Nr. 12