Bastian Schweinsteiger: Die großen Gefühle

Bastian Schweinsteiger war alles an diesem Abend: Rückkehrer, Erlöser, Spielmacher, Torschütze. Und am Ende mit sich versöhnt  
von  Patrick Strasser

Bastian Schweinsteiger war alles an diesem Abend: Rückkehrer, Erlöser, Spielmacher, Torschütze. Und am Ende mit sich versöhnt

MÜNCHEN Es ist Anlauf Nummer elf für Bastian Schweinsteiger. Nein, nicht zum Elfmeter. Den hat er damals vor exakt vier Monaten gegen den FC Chelsea fast aus dem Stand gegen den Pfosten - aber gut. Lassen wir das. Vergangenheit. Schluss damit. Denn gestern Abend hat Schweinsteiger aufgeräumt, seinen Kopf frei geschossen.

Weg mit all den üblen Gedanken, ein Spiel wie dieses gegen den FC Valencia, das voller Erinnerungen war. Nicht nur an 2001, den letzten Triumph der Bayern in der Champions League. Da war Schweinsteiger, geboren 1984, noch nicht volljährig - ein Bayern-Fan. Heute ist er der Vize-Kapitän. Für ihn wie seine Mitspieler war der gestrige Abend die erste Königsklassen-Partie seit dem "Finale dahoam", das zum "Drama dahoam" wurde.

Nun scheint Linderung über die Sommer-Pein gekommen. Erst standen sie sich fast im Weg in dieser 38. Minute, dann sah Arjen Robben wie Schweinsteiger nach rechts kurvte und vollstreckte - 1:0, ein satter Schuss ins lange Eck. Hätte man sich nicht perfekter ausdenken können: ein selbstloser Robben überlässt Schweinsteiger die große Show und die großen Gefühle. Schweinsteiger ließ sich rücklings fallen, der herbstnasse Rasen bot ihm die Gelegenheit zur frohen Rutschpartie.

Die Kollegen herzten ihn innig, sie wussten: dieses Ding tat ihm richtig gut. Schweinsteiger war irgendwie alles am Mittwoch. Rückkehrer, Erlöser, Spielmacher, Torschütze. Nebenbei ist er ja noch Integrationsbeauftragter für Javi Martínez, der gegen Valencia erstmals von Beginn an auflaufen durfte. Es ist auch: Hilfe zur Selbsthilfe, denn mit seinem neuen Nebenmann will Schweinsteiger in dieser Champions-League-Saison möglichst erfolgreich sein, also beschleunigt er den Eingewöhnungsprozess des 23-Jährigen.

"Bastian erklärt mir Übungen, die ich auf Deutsch noch nicht verstehe", erzählte Martínez. Auch deshalb mache es dem Basken "richtig Spaß hier. Bastian ist ein super Typ", sagte Martínez, "er hilft mir sehr und spricht sogar ein bisschen Spanisch mit mir."

Noch vor ein paar Wochen schien es so, dass es eher Schweinsteiger selbst sei, der Hilfe brauche. Kaum einen aus der Mannschaft traf das Vize-Triple so wie ihn. Der bleiche, trauernde Schweinsteiger wurde zum Sinnbild des Scheiterns. Danach bekam er eine Reha-Kur, vom Verein und Bundestrainer Joachim Löw. Schonung, sanftes Aufbauprogramm.

Nun läuft es wieder, "weil sie ihm Zeit gegeben haben, seine Kräfte zu sammeln. Und ihn nicht direkt gebracht haben zu Saisonbeginn", sagte Oliver Kahn, ein Kumpel von Schweinsteiger, im ZDF. Trainer Jupp Heynckes hat ganze Arbeit geleistet und Recht behalten mit seiner Prognose: "Er wird wieder der Spieler, der er einmal war." Das Chelsea-Drama hat Spuren hinterlassen, offenbar aber keine Narben.

 

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