AZ-Kommentar: Eigentor oder wankt das Fundament?
„Den können wir nicht gebrauchen“, sagte Jupp Heynckes am Morgen nach dem Streit. Nein, (noch) nicht über Matthias Sammer, aber doch über das, was er dem Sportvorstand vorwirft: „Populismus“. Das ist starker Stoff, nicht nur weil der FC Bayern durchaus von Volksnähe (und einfachen Fangefühlen) lebt, Sammers Kritik nach neun Siegen in Serie aber mitnichten populistisch war, sondern antizyklisch, als Warnung gemeint, genauso wie Uli Hoeneß dies jahrzehntelang zelebriert hat.
Dass Heynckes nun gegensteuert, gar aufbegehrt, zeigt, wie diffizil die Gemengelage zwischen Trainer und Sportvorstand trotz aller Sprüche vom Blatt Papier, das nicht zwischen sie passe, tatsächlich ist. Abgesprochen scheint da nichts, unausgesprochen aber eine Menge zu sein. Was steckt dahinter? Misstrauen? Eitelkeit? Machtgehabe? Fest steht, dass dieser öffentliche Zoff hausgemacht ist und überraschend deutlich daherkommt. Und dass sich Heynckes sich genau derselben (öffentlichen) Mittel bedient, die er gerade Sammer vorwirft.
Gunnar Jans, Sportchef der AZ
Ein Eigentor von Heynckes? Ein Revanchefoul? Eine Lässlichkeit also? Es wird spannend in den nächsten Wochen, wenn sich herausstellt, ob mehr dahintersteckt. Ob das Gefüge, auf dem sie den neuen FC Bayern bauen wollen, jetzt nur einen kleinen Riss erlitten hat – oder ob das Fundament grundsätzlich ins Wanken gerät. Bisher dahin gilt: Wer keine Probleme hat, schafft sie sich selbst.
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