Augsburg "ohne Druck" gegen die Über-Bayern
München - Pep Guardiola nickte immer wieder anerkennend. Auch der Starttrainer von Bayern München hat nichts als lobende Worte übrig für den FC Augsburg - insbesondere für deren Coach Markus Weinzierl. "Ich kenne ihn nicht, aber die Ergebnisse sprechen für sich. Er ist einer der besten Trainer in der Bundesliga", sagte der Spanier vor dem mit Spannung erwarteten schwäbisch-oberbayerischen Derby der Gegensätze.
Die Überraschungsmannschaft schlechthin gegen den Branchenführer, die "kleinen" Augsburger gegen die Über-Bayern. 47,5 Millionen gegen 432 Millionen Umsatz, ein Bundesligist im vierten Jahr gegen die laut FCA-Mittelfeldmann Daniel Baier "beste Mannschaft der Welt." Wer hätte gedacht, dass das Spitzenspiel des 15. Spieltages diese Paarung bereithält.
Fußball-Deutschland hofft auf einen hoch emotionalen Fight - und der FCA wird sich mit Zähnen und Klauen wehren. "Wir werden uns definitiv zerreißen, um die Sensation zu schaffen. Die Punkte werden wir in keinster Weise herschenken oder überreichen", kündigte Weinzierl bei einer Pressekonferenz an, die ein bisher ungekanntes mediales Interesse auf sich zog. Neun Kamerateams sind in Augsburg schließlich der absolute Ausnahmefall.
Und der FC Bayern weiß sehr wohl, womit im mit 30.660 Zuschauer längst ausverkauften Stadion zu rechnen sein wird. "Aggressivität, Leidenschaft", erwartet Guardiola vom Emporkömmling, der sich natürlich erst recht nach den zuletzt vier Siegen in einer idealen Ausgangsituation befindet.
"Sie haben gegen Bayern München nichts zu verlieren, keinen Druck", sagte der Coach des Rekordmeisters, der die Bundesliga-Leistungen seiner unantastbar scheinenden Mannschaft erstaunlicher Weise bislang nur "okay" findet. "Über die Punkte will ich mich nicht beklagen, aber die Art und Weise muss sich verbessern."
Womöglich ist auch das der Grund, weshalb die Bayern-Profis ihre Sinne offenbar noch einmal besonders schärfen vor den letzten drei Spielen (nach Augsburg noch Freiburg und Mainz) bis Weihnachten. Die Schwaben werden regelrecht mit Lob überschüttet. Im "Flow" sieht Arjen Robben den FCA. "Augsburg hat sich super entwickelt. Weinzierl leistet unglaubliche Arbeit. Das wird nicht einfach für uns", sagte Bastian Schweinsteiger, dessen zweiten Startelf-Einsatz innerhalb von vier Tagen Guardiola nicht ausschloss. Der 30-Jährige könnte dann erstmals zusammen mit Xabi Alonso beginnen.
In Augsburg bleiben sie trotz all der Elogen auf dem Boden. Momentaufnahme ist da das Lieblingswort. "Wir dürfen nie von etwas träumen, denn dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis man bestraft wird", sagte etwa Geschäftsführer Stefan Reuter im Gespräch mit dem SID. Deshalb müsse erst einmal der Klassenerhalt unter Dach und Fach sein, "dann können wir uns über andere Ziele Gedanken machen".
Bei aller Bewunderung kommt der FC Bayern schließlich die 86 Kilometer nicht für Liebkosungen in die Fuggerstadt herrüber. Es gilt, die Herbstmeisterschaft vorzeitig zu sichern. Zumindest Thomas Müller ist am Samstag "leider nicht" in Gönnerlaune. Und gewiss schwirrt auch das 0:1 aus dem Frühjahr noch ein wenig im Bayern-Hinterkopf herum. Immerhin beendete der FCA damals eine Serie von 53 Spielen ohne Niederlage. "Wir waren schon deutscher Meister. Das jetzt ist eine andere Situation", sagte Guardiola: "Wir wollen, dass das nicht wieder passiert."